Das Gehen und Wandern ist seine Passion: Der gebürtige Kaunertaler Franz Wille, geb. 1952, ehemaliger Professor für Deutsch und Geographie am Gymnasium Landeck und seit seiner Pensionierung mit Frau Brigitte ins Waldviertel „ausgewandert“ (sein Buch „Wanderbares Waldviertel“ ist vor kurzem erschienen), schreibt mit großer Sachkenntnis und Begeisterung Wanderführer über landschaftlich reizvolle Regionen in Österreich, Italien und der Schweiz.
Ge(h)mütliches Wandern
Im Laufe seiner Wanderkarriere hat Franz Wille acht Wanderbücher geschrieben, darunter auch über eine Weitwanderung, in seinem letzten Buch hat er sich dem „Ge(h)mütlichen Wandern“ verschrieben. Viel war er auch auf Almen unterwegs, vor allem bei seiner Erkundung der Schweiz. Die Trittsicherheit hat er schon seit Kindertagen in den Beinen. „Die Almböden meiner Heimat haben meinen Schritt geprägt“, sagt Franz Wille und erzählt, wie er als Bub mit dem Vater zum Zäuneflicken, Viehtreiben, Mähen und zur Erledigung anderer Arbeiten ins Almgebiet mitgenommen wurde. „Mein Vater trug die Dengelmaschine am Rücken, ich trug das kleinere Werkzeug und den Proviant und so stapften wir die steilen Hänge hinauf und machten uns an die Arbeit.“
Alles zu Fuß erledigt
Der Bauernhof der Familie liegt in Nufels, aber die Sommerweiden waren noch einen Stock höher: „Unsere Alm war ein ehemaliger, aufgelassener Bauernhof hoch oben in Oberfalpetan in der Gemeinde Kaunerberg. Viel höher hinauf geht es nicht mehr. Die eine Hälfte der steilen Bergwiesen wurde damals noch gemäht, die andere Hälfte stand als Weidegebiet für die Jungrinder zur Verfügung. Wir Kinder wurden vor allem auch zum Suchen von geeigneten Ästen eingesetzt, die wir für die Almzäune brauchten. Dabei lernte ich früh, mich im Gelände geschickt und bedachtsam zu bewegen. Viele gehen beim Wandern falsch, starten mit zu hohem Tempo, müssen sich dann wieder ausruhen. Ich habe den gleichmäßigen, ausdauernden Schritt sozusagen schon als Kind gelernt, denn wir mussten alles zu Fuß erledigen: Zu Fuß in die Schule nach Kaltenbrunn (eine halbe Stunde durch den Wald, viermal pro Tag, am Mittwoch und Samstag zweimal, da war nur vormittags Schule), zu Fuß in die Kirche, zu Fuß mit den Kühen auf die Weide, zu Fuß auf die Felder zum Heuen, zu Fuß auf die hoch gelegenen Bergwiesen, zu Fuß als Milchwäger zu allen Bauernhöfen der Pfarrgemeinde, im Winter durch stockdunkle Nacht mit den Milchproben in der kleinen Kiste zurück nach Hause.“
Kindergerechte Pflichten
Das klingt nach anstrengender Kindheit, aber so hat Franz Wille das nie empfunden. „Es war normal. Mein jüngerer Bruder Toni und ich haben uns jedenfalls nie die Frage gestellt, ob wir das alles gern machen. Als Bauern hatten wir zu jeder Jahreszeit bestimmte Dinge zu erledigen, der Jahreskreis mit unterschiedlichen Aufgaben war auch für uns Kinder selbstverständlich. Im Sommer ging es eben oft hinauf auf die Almwiesen. Unsere Eltern haben uns dabei gefordert, aber nicht überfordert. Es gibt auf einem Bauernhof und auf einer Alm ja immer Arbeiten, die auch Kinder erledigen können. In manchen Familien, die ich kannte, war es allerdings anders. Da wurden die Kinder sehr streng gehalten und ausgenutzt. Diese haben dann unter den Bedingungen gelitten. Aber unsere Eltern haben immer darauf geachtet, dass die Aufgaben, die sie uns übertragen haben, für uns gut zu schaffen sind.“
Balsam für die Seele
In den 1960er und 1970er Jahren hielt dann die moderne Zeit in den Bauernhöfen Einzug, es wurden Maschinen angeschafft, welche die Arbeit erleichterten, die steilen Bergwiesen wurden nicht mehr gemäht, bei der Jugend wurde auf Bildung Wert gelegt. Franz Wille machte sich auf in die weite Welt, ins Gymnasium nach Landeck, zum Studium nach Innsbruck und zu den ersten weiter entfernten Reisezielen. Auf den Wander- und besonders auf den Höhenwegen der unterschiedlichen Regionen und natürlich auch in Tirol hat es ihm immer besonders gut gefallen. „Die Almen sind für unsere Kultur und die bäuerliche Wirtschaft sehr wichtig. Aber bei meinen Wanderungen ist mir immer klar geworden: Almen sind auch Balsam für die Seele!“
Die Wanderbücher von Franz Wille findet man auf seiner Website:
www.franzwille.jimdofree.com
Zuschriften: Irene Prugger freut sich über Rückmeldungen. Bitte per Mail an: irene.prugger@inode.at oder auf dem Postweg an die Redaktion der
Tiroler Bauernzeitung, Brixner Straße 1, 6020 Innsbruck
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