In welch enormem Spannungsfeld zwischen Tierwohl und Wirtschaftlichkeit sich sowohl Tierhalter als auch -ärzte befinden, wurde diese Woche bei der Online-Tagung der österreichischen Tiergesundheitsdienste deutlich. Während drastisch steigende Betriebsmittelkosten und Auflagen, unzureichende Erzeugerpreise, fehlende Nutztierpraktiker sowie drohende Tierseuchen zu den großen Herausforderungen zählen, geben das zunehmende Bewusstsein für die Bedeutung der Versorgungssicherheit sowie einige Vorzeigeprojekte wieder neuen Grund zur Hoffnung.
„Durch die Ukraine-Russland-Krise sind die Kosten für unverzichtbare Betriebsmittel wie Energie, Düngemittel und Futter enorm gestiegen. Die Erzeugerpreise und somit die Einkommen hinken in einigen Sektoren jedoch deutlich hinterher. Gleichzeitig steigen – aufgrund von Gesellschaftswünschen und Politik – die Anforderungen auf europäischer und nationaler Ebene immer weiter. Viele unserer Betriebe drohen in diesem Spannungsfeld buchstäblich zu zerreißen“, kritisierte Moosbrugger. „Seit 2021 ist etwa ein gemeinsames EU-Tiergesundheitsrecht in Kraft, das nun auch in Österreich implementiert werden muss. Das Tierschutzvolksbegehren hat den gesellschaftlichen Druck auf nationaler Ebene noch zusätzlich verstärkt. Um unsere kleinstrukturierte Landwirtschaft in Österreich leistungsfähig zu erhalten, braucht es daher auch einen Schulterschluss von Tierärzte- und Bauernschaft“, unterstrich der LKÖ-Präsident.
„Wir müssen das Tierhalte-System gemeinsam mit dem neuen Verein ‚Tiergesundheit Österreich‘ so weiterentwickeln, dass die Bauern die Kosten für Nutztierpraktiker stemmen können und diese auch davon leben können. Tierhalter brauchen Tierärzte und Tierärzte brauchen Tierhalter“, betonte Moosbrugger und schlug vor, die Tiergesundheitsdienste – auch im Sinne des Viehs – verstärkt für Gesundheitsprophylaxe, statt nur kurativ einzusetzen. Die Notwendigkeit neuer Geldquellen für eine flächendeckende, tierärztliche Versorgung sollte verstärkt thematisiert werden. Die „Tiergesundheit Österreich“ bezeichnete der LKÖ-Präsident auch als große Chance, um Herausforderungen gemeinsam anpacken und Interessen gegenüber nationalen und europäischen Behörden optimal vertreten zu können. Weitere Projekte, etwa zur Optimierung von Tierarzneimittel-Einsätzen oder für tierfreundliche, praktikable Haltungssysteme sollen zusammen entwickelt und umgesetzt werden.
Im weiteren Verlauf der Tagung wurden erfolgreiche Maßnahmen zur Antibiotika-Reduktion, die Wichtigkeit von Biosicherheit punkto Afrikanischer Schweine- und Geflügelpest und zahlreiche weitere Tierhaltungsthemen erörtert. Dabei wurde den Tagungsteilnehmern anhand konkreter Erfahrungsberichte eindrucksvoll vor Augen geführt, welch entscheidende Rolle verstärkte Bewusstseinsbildung und Information sowohl der Tierhalter- als auch der Tierärzteschaft spielt. „Es hat sich einmal mehr gezeigt, wie wichtig ein gutes Zusammenwirken von Landwirten und Veterinärmedizinern ist. Daher ist es von größter Bedeutung, dass beide Seiten gute Rahmenbedingungen vorfinden und von ihrer wertvollen Arbeit, die Österreichs Versorgungssicherheit nützt, auch leben können“, so Moosbrugger.
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