Die traditionelle „Tagung Landtechnik im Alpenraum“, bisher alle zwei Jahre in Feldkirch in Vorarlberg, fand heuer aufgrund der Pandemie online statt. Hier ein Blick auf Technik-Beiträge von Forschern aus Österreich, Deutschland und der Schweiz.

Der Erntezeitpunkt ist auch im Grünland entscheidend. Denn mit der weiteren Entwicklung des Pflanzenbestandes nimmt die Biomasse zu, während die Qualität der Gräser, Leguminosen und Kräuter sinkt. Eine gute Einschätzung des Ertrags und der Qualität beeinflusst daher maßgeblich den wirtschaftlichen Erfolg. Zudem sind die beiden Parameter für Planung und Sicherung einer ausreichenden Futterversorgung wichtig.

SatGrass

Künftig könnten dabei optische und Radar(SAR)-Satelliten helfen. Das von Dr. Andreas Schaumberger von der HBLFA Raumberg-Gumpenstein vorgestellte Forschungsprojekt „SatGrass“ knüpft hier an. Konkret geht es um die Schätzung der Trockenmasse pro Hektar und des Rohproteingehalts (in g pro kg Trockenmasse) von Wirtschaftsgrünland mit zwei oder mehr Schnittnutzungen pro Jahr. Die zu erwartende Genauigkeit liegt gemäß den Erfahrungen aus der Pilotstudie zu SatGrass innerhalb einer mittleren Abweichung von 10 bis 20 Prozent. Schaumberger: „Am Ende des Projektes steht als großes Ziel die Realisierung eines Online-Werkzeuges, das auch einer operationellen Nutzung zugeführt wird, von dem jeder Landwirt dann profitieren soll. Aber auch Politik, Risikomanagement und Beratung kann Informationen von dort abholen.“
Das Projekt satgrass.at geht nach seinen Angaben noch bis 2023 und ist breit aufgestellt. Partner von Raumberg-Gumpenstein sind im Bereich der Fernerkundung die Boku, die TU Wien und GEO, im Bereich des Wetters die ZAMG, für Ertragserhebungen auf Praxisflächen ÖAG, Maschinenring und Landwirtschaftsschulen.

Spot sprayer

“Spot sprayer” mit automatischer Einzelpflanzenerkennung mithilfe von Künstlicher Intelligenz und Kameras eröffnen neue Wege in der Ampferbekämpfung mit deutlich verringertem Herbizideinsatz. Ecorobotix von ARA hat eine Arbeitsbreite von sechs Metern, die sich aus drei unabhängigen Einheiten mit jeweils zwei Kameras zusammensetzt, die Belichtung erfolgt mit Blitzlicht. Die Düsen befinden sich in einem Abstand von vier Zentimetern und sollen das Herbizid punktgenau auf die unerwünschten Ampferpflanzen ausbringen. Dr. Thomas Anken vom Schweizer Kompetenzzentrum für landwirtschaftliche Forschung, Agroscope, hat sich mit dieser neuen Technologie beschäftigt. Sein Resümee: „Nach 40 Jahren Forschung hat spot spraying wegen des maschinellen Lernens einen Durchbruch erzielt.“ Die Erkennungsraten des Ampfers seien gut, wenngleich es noch Verbesserungspotenzial gebe. Die Genauigkeit der Besprühung sei vergleichbar mit einer Rückenspritze, es gäbe „sehr gute Rückmeldungen von Lohnunternehmen“.

Sensoren

Die sensorgestützte Datenerfassung hat Franz Worek vom DigiMilch-Team an der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) in das Zentrum seines Referates gestellt. Die Ertrags-und Feuchteermittlung am Feldhäcksler ist seiner Einschätzung nach für den praktischen Einsatz im Grünland und Feldfutterbau geeignet. Allerdings seien die „Vor- und Nachbereitung“ entscheidend für die Genauigkeit der Systeme. Datentransfer und -verarbeitung sollten noch verbessert werden, Zielgröße sei immer der (Jahres-)Trockenmasseertrag.
Interessant sei die Technik insbesondere für Lohnunternehmer, die Bestimmung der Inhaltsstoffe (Rohasche, Rohfaser, Rohprotein, Rohfett, ADF, NDF, Zucker und Stärke) könne das Management verbessern, so Worek.
Nährstoffe, die mit der Ente das Grünland verlassen, müssen wieder ersetzt werden. Dem Wirtschaftsdünger kommt im Grünland diesbezüglich eine wichtige Bedeutung zu. Seine Zusammensetzung kann jedoch stark schwanken. Mittels NIRS-Sensoren ist sie ohne aufwendige chemische Analyse bestimmbar. „Sie haben das Potenzial, die Wirtschaftsdüngerausbringung effizienter und bedarfsgerechter zu gestalten“, sagte Manuel Boppel, ebenfalls vom Team der DigiMilch an der LfL des Freistaates. Aber: Es seien immer noch „deutliche Abweichungen vom Laborwert möglich“. Dementsprechend wichtig seien Qualitätssicherungssysteme, um „Ausreißer zu erkennen”.
Auch bei diesen Sensorsystemen seien die Datenverarbeitung und Datentransfer Schwachpunkte. Die fehlende Vernetzung zwischen den Herstellern und mangelhafte oder fehlende Darstellung im FMIS würden Praktiker frustrieren, meinte Worek.

Mobiles Siloabdecksystem

Das mobile Siloabdecksystem von Agrotel namens “Siloschani” bietet durch die Verwendung einer mehrjährigen Folie eine Alternative zur herkömmlichen und in der Praxis gängigen Fahrsiloabdeckung mit Einwegfolien und einem Silonetz. Es besteht aus einem mobilen Abrollgerät, das von einem Hoflader, Radlader oder Frontlader aufgenommen werden kann. Angetrieben wird die Rolle mit einem Elektromotor, der sich mittels Fern­bedienung steuern lässt.
Alfred Pöllinger-Zierler von der HBLFA Raumberg-Gumpenstein hat das neue System beurteilt, charakterisiert und Empfehlungen abgegeben:
• Bei allen Fahrsilobauformen möglich (außer Feldmiete);
• Winterbetrieb ohne Anfrieren der Säcke möglich.
• Schutz der Anschnittflächen vor äußeren Witterungseinflüssen.
• Plane so breit wählen, dass man eine Überfüllung gewährleisten kann.
• Elemente zur Erhöhung des Fahrgestells sind möglich.
• Das System ist durch Batterie und Solarmodul energieautark.
• Sicherheit durch Fernbedienung.
• Voraussetzung sind Hoftrac oder ein Traktor mit Frontlader.
• Für jede Anschnittfläche ein Fahrgestell.
• Für jede Folie ein Wickelrohr.
• Einfache Reparatur mit Reparatur-Kit möglich.
• Offen Frage: Wie gut ist die Ressourcenschonung bzw. Haltbarkeit wirklich? Sieben bis zehn Jahre werden angenommen.

Über die Zwischenergebnisse des Projekts „insektenschonendes Mähen” hat die BauernZeitung heuer schon berichtet.

Batterien

Eine Schwachstelle bei elektrischen Antrieben von Traktoren, aber auch anderen Maschinen sind die Batterien. Hier gibt es aber große technologische Fortschritte. So sind die Kosten einer Litihium-Ionen Batterie in zehn Jahren um fast 90 % gesunken, weiß Ewald Luger von der HBLFA Francisco Josephinum /BLT Wieselburg. Derzeit nimmt das Schnellladen auf 80 Prozent Ladung in der Regel ein bis zwei Stunden in Anspruch. Erwartet wird, dass hierfür in einigen Jahren nur mehr zehn bis 15 Minuten gebraucht werden. Salzbatterien-Technologie würde sogar Ladezeiten von weniger als zehn Minuten versprechen, und zwar ohne die Lebensdauer der Batterie zu verkürzen.

 

- Bildquellen -

  • Hightech: markus thoenen – stock.adobe.com, jim – stock.adobe.com; Retusche: BZ/Merl
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