Der Ölkürbis zählt zu den aufgehenden Sternen unter den Frühjahrskulturen. Zu bedenken ist bei der Anbauplanung jedoch, dass Produktion und Markt im Gleichgewicht stehen müssen. Der Schock des Jahres 2016 samt gravierendem Preisverfall ist erfahrenen Anbauern noch gut in Erinnerung. Es bedurfte einige Jahre weiterer Aufbauarbeit, um mit den im Vorjahr ausgesäten mehr als 39.000 (!) Hektar das Niveau von 2016 zu übertreffen und die Ware dennoch problemlos am Markt unterbringen zu können.
Anbauausweitung ja – aber bitte nur mit Vertrag
Für die kommende Saison signalisierten namhafte Aufkäufer im Rahmen einer Infoveranstaltung der LK Niederösterreich durch die Bank noch Ausweitungsmöglichkeiten. Um aber den Markt im Gleichgewicht zu halten und einen Preisverfall zu vermeiden, appellieren sämtliche Verarbeiter und Vermarkter an die Landwirte, Ölkürbis nur bei vertraglich abgesicherter Abnahme auszusäen (siehe Kasten „Ölkürbis-Verträge 2022“) bzw. auch abgestimmt mit dem Bedarf in eigener Direktvermarktung.
Seitens der LK NÖ betonte Pflanzenbaudirektor Manfred Weinhappel den mit 21.000 Hektar (davon rund 9.000 ha bio) marktbestimmenden Anbauumfang im Land unter der Enns. Trotz widriger Witterung konnten im Vorjahr gute Erträge erzielt werden. Laut Reinhold Zötsch von der Gemeinschaft Steirisches Kürbiskernöl g.g.A erzielten die niederösterreichischen g.g.A-Anbauer im Schnitt 680 kg/ha trockene Kerne, was deutlich über dem Zehnjahresmittel von 602 kg/ha lag. In der Steiermark und im Burgenland lagen die Erträge im Vorjahr etwas niedriger bei 620 bzw. 550 kg/ha. Den durchschnittlichen Ertragsunterschied zwischen konventionell und bio bezifferte Zötsch mit etwa 100 kg/ha.
Die sehr gute Marktentwicklung beim Ölkürbis ist vor allem den Aktivitäten der Gemeinschaft Steirisches Kürbiskernöl zu verdanken. Die Gemeinschaft hat aktuell rund 2.600 Mitgliedsbetriebe, die mit etwas über 24.000 ha Anbaufläche etwa 60 % der heimischen Gesamtfläche bewirtschaften. Aufgrund der g.g.A.-Markenpolitik erzielen g.g.A.-Kerne einen Preisvorteil von etwa zehn Cent pro Kilogramm. Die Anbauregionen sind begrenzt. Neben dem „Kerngebiet“ in der Steiermark zählen dazu im Burgenland die politischen Bezirke Jennersdorf, Güssing und Oberwart. Das g.g.A.-Gebiet in Niederösterreich umfasst die Bezirke Hollabrunn, Horn, Mistelbach und Melk sowie die Gerichtsbezirke Zistersdorf und Stockerau.
Den Liter Kernöl nicht unter 16 Euro verkaufen
Wichtig war Zötsch der Appell an die Kernölproduzenten, den Liter des „Grünen Goldes“ nicht unter 16 Euro zu verkaufen.
Was die Kultur von Ölkürbis betrifft, so stellt vor allem der Pflanzenschutz eine Herausforderung dar. Im Vorjahr ist dies aufgrund der Witterung besonders bei der Unkrautbekämpfung zu Tage getreten. Der kalte Mai und Trockenheit im Juni führten zu einem späten Bestandsschluss der Ölkürbisbestände, was den Unkräutern gute Entwicklungsmöglichkeiten verschafft hat. Zudem stehen als Herbizide nur Vorauflaufmittel zur Verfügung. Der Einsatz von Hackgeräten ist Standard. Erschwert wird die Unkrautregulierung durch neue Problemunkräuter wie Stechapfel und Ambrosia.
Unter den Insekten können dem Kürbis die Larven der Saatenfliege und der Drahtwurm gefährlich werden und massiven Auflaufschäden verursachen.
Um Auflaufkrankheiten zu verhindern, ist das Saatgut jedenfalls mit einem Fungizid (Kupfer oder synthetisch) zu beizen. Die Verwendung von Z-Saatgut stellt eine wichtige Maßnahme zur sicheren Bestandesentwicklung dar. Dieses ist auch im Hinblick auf Minimierung des Virusbefalls selektiert. Die Züchtung bei Ölkürbis ist sehr aktiv. Im Dezember wurden drei neue Sorten registriert. Ergebnisse von Anbauversuchen können am Versuchsportal der Kammern abgerufen werden.
Hinweise zum Preisniveau und zu den Angeboten verschiedener Ölmühlen sind in der Druckausgabe der BauernZeitung zu finden (Nr. 3-2022, Seite 5).
Links:
LK-Versuchsportal
- Bildquellen -
- W Oelkuerbis Hacken Agrarfoto: agrarfoto.com