Freizeitnutzung: „Jeder muss seinen Raum haben“

Johann Schnitzhofer ist Landwirt, Landtagsabgeordneter und Bürgermeister im Tennengau. Im Interview mit der BauernZeitung schildert er wie Corona die kommunale Arbeit verändert hat und bezieht Stellung zu den Auswirkungen der Pandemie auf Tourismus und Freizeitnutzung.

BauernZeitung: Sie sind Bürgermeister von Abtenau. Ist es für Sie gerade mehr Bürde als Ehre dieses Amt zu bekleiden?

SCHNITZHOFER: (Lacht) Wenn ich heute so Revue passieren lasse, ist es schon anstrengend. Nein, Scherz beiseite. Es ist ein schönes, ehrenvolles Amt. Man ist sehr nah an den Menschen und versucht dort zu helfen, wo man kann. Aktuell ist die Arbeit natürlich ein bisschen anders. Ich kann nicht mehr so viel unter die Leute gehen, wie ich gerne möchte. Vor Corona hatte ich jeden Tag viele schöne Termine, wie Gratulationen. Jetzt gerade gibt es das gar nicht. Ich komm zwar noch zu den Bürgern, aber wirklich nur dorthin, wo es Probleme gibt. Aber trotzdem: Bürgermeister zu sein ist eine vielseitige und schöne Aufgabe.

In Ihrer Gemeinde spielt der Tourismus eine bedeutende Rolle. Nach einem Jahr Corona: Wie ist die Stimmung?

Abtenau ist glücklicherweise relativ breit aufgestellt. Wir haben auch viele Handwerksbetriebe und größere produzierende Betriebe im Holz- und auch im Metallbereich. Aber klar, der Tourismus spielt eine gewisse Rolle in unserem Ort. Für die Betriebe ist es, wie überall in der Fremdenverkehrsbranche, gerade nicht so lustig – das ist ganz klar. Ich hoffe allerdings, dass sich das bald ändert. Da sind wir in Abtenau auch guter Dinge. Also ich würde sagen: Wir haben keine Weltuntergangsstimmung im Ort, aber wir hoffen natürlich, dass bald wieder alles funktionierend läuft.

Zimmervermietung ist ein wichtiges Betriebsstandbein vieler Bauernhöfe. Wird genug unternommen, um ihnen zu helfen?

Bis vor kurzem war das ein Riesenthema. Viele Betriebe haben mir berichtet, sie fallen bei den Hilfen durch. Zufriedenstellend ist das natürlich nicht. Denn selbst wenn man nicht vollkommen von diesem Einkommensstandbein abhängig ist, ist es schwer, wenn die ganze Saison ausfällt. Der Mitte Februar gefasste Nationalratsbeschluss zur Änderung des Härtefallfondsgesetzes und damit zur Erweiterung des Anspruchsberechtigtenkreises für den Ausfallbonus ist daher sehr erfreulich.

Richten wir den Blick in die Zukunft? Kann die Sommersaison das heurige Jahr retten?

Ich sag einmal so: Es muss sein. Die Landwirtschaft hängt ja auch daran. Wir spüren das ja, wenn die Gastronomie und Hotellerie stillsteht, weil viel weniger Leute da sind, die essen und trinken. Die Gäste gehen uns allen ab. Aber das werden wir aushalten müssen.
Wir hoffen jetzt einmal, dass der Sommer gut wird. Im vergangenen Jahr war in dieser Zeit touristisch viel los. Diese Perspektive haben wir also noch. Aber wie es wirklich wird, wissen wir natürlich nicht. Bis dahin kann noch viel sein, sodass es dann doch anders kommen kann, als wir uns das erwarten und erhoffen.

Auch wenn Nächtigungsgäste ausfallen, zieht es aktuell viele Tagesausflügler aufs Land. Das führt mitunter zu Konflikten mit Wald- und Grundeigentümern. Wie können die divergierenden Interessen miteinander vereinbart werden?

Wir müssen der Bevölkerung die Erholung ermöglichen, die von Grund auf notwendig ist. Aber das muss ordentlich geregelt sein – mit Verträgen, entsprechendem Entgelt und genau geregelter Haftung. Dann funktioniert das konfliktfrei. In Salzburg sind wir mit unserer Interessensvertretung da ohnehin sehr gut aufgestellt. Ein herzeigbares Musterbeispiel ist für mich die landesweite vertragliche Vereinbarung bezüglich der Rad- und Mountainbikewege. Diesen Weg müssen wir weitergehen. So hat jeder seinen Raum: die Natur, die Landwirtschaft, aber auch der Er-holungssuchende.

- Bildquellen -

  • Schnitzhofer Hans FotoSchorn8247: BZ/Foto Schorn
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AUTORElisabeth Hasl
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