Mit dem Tiroler Unterstützungsmodell, einer regionalen Ergänzung zum Verlustersatz des Bundes bei landwirtschaftlichen Erzeugnissen, will das Land Tirol die Lagerbestände bei Erdäpfeln, Gemüse und Obst einer sinnvollen Verwertung zuführen. Durch den Totalausfall der Wintersaison ist der Landwirtschaft ein wichtiger Absatzmarkt für teils speziell für die Anforderungen der Gastronomie produzierte Ware abhandengekommen. Tausende Tonnen Erdäpfel, Weiß- und Blaukraut, Sellerie, Rohnen und auch Obst liegen noch auf Lager.

Vermarktungssschub

Quelle: Tanja Cammerlander
Bauernbundobmann LHStv. Josef Geisler

„Durch frühzeitige Bemühungen und laufende Anstrengungen, so viel heimische Ware wie möglich im Lebensmittelhandel abzusetzen, ist es gelungen, einen Großteil der letztjährigen Ernte zu vermarkten. Unser Ziel ist es aber, alles, was möglich ist, am heimischen Markt unterzubringen. Deshalb sind wir nach wie vor in guten Gesprächen mit den Handelsketten und wollen einen nochmaligen Vermarktungsschub erreichen. Dabei müssen leider auch Abstriche beim Preis gemacht werden, die wir mit Unterstützung des Landes abfedern wollen“, erklärt Bauernbundobmann LHStv. Josef Geisler. Dies sei auch deshalb notwendig, weil viele Erdäpfel-, Gemüse- und Obstbauern, die mit der Gastronomie kooperieren, bei den Bundeshilfen nicht oder nicht ausreichend berücksichtigt werden. Außerdem habe Tirol ein über dem Österreichschnitt liegendes Preisniveau.

Doch nicht alles ist über den Lebensmitteleinzelhandel absetzbar. Dies gilt etwa für Spezialsortimente wie Weißkraut über 2,5 kg. Für solches Gemüse wird eine industrielle Verwertung angestrebt. Auch das Verfüttern oder die Verwertung in Biogasanlagen der Lagerware ist eine Option. „Wir reden hier von wertvollen Lebensmitteln. Alle Bestrebungen sind darauf ausgerichtet, zumindest den Verderb oder die Vernichtung zu verhindern und den Produzenten einen zumindest kostendeckenden Absatz zur ermöglichen“, so Geisler.

Betriebe werden kontaktiert

Produzenten, die nach dem 15. Jänner 2021 noch Erdäpfel, bestimmte Gemüsesorten und Äpfel auf Lager hatten und diese nicht zu einem Netto-Preis von mindestens 20 Cent/Kilo absetzen konnten, können einen Verlustersatz über das Tiroler Unterstützungsmodell geltend machen. Der Zuschuss pro Kilogramm Erdäpfel beträgt 15 Cent, für die genau definierten Gemüsekategorien 25 Cent und für Äpfel ab Lager Haiming 22 Cent. Beträge unter 1.000 Euro kommen nicht zur Auszahlung, die Auszahlung ist mit 30.000 Euro pro Betrieb begrenzt. Alle infrage kommenden förderwerbenden Betriebe werden von der Landwirtschaftskammer Tirol im Auftrag des Landes Tirol kontaktiert und über die Antragstellung beraten. Die Antragsfrist für die Sparte Kartoffel endet am 1. April, für Lagergemüse am 15. Mai und für Äpfel am 15. Juni 2021.

Begrüßenswerte Initiativen

„Wir haben alle gehofft, dass die Gastronomie vor Ostern öffnen und zumindest ein gewisser Teil der Lagerware dort zum Einsatz kommen kann. Diese Hoffnungen haben sich angesichts der Infektionslage leider zerschlagen“, bedauert LHStv. Geisler. Als äußerst begrüßenswert bezeichnet Geisler Initiativen wie etwa die #tirolererdäpfel_challenge von Katharina Hechenberger. „In anderen Jahren waren Tiroler Erdäpfel um diese Zeit schon ausverkauft. Erklären wir alle gemeinsam den Konsumenten, dass sie heuer eine einmalige Chance haben und Erdäpfel ein vielseitiges und schmackhaftes Lebensmittel sind.“

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