Faschingsdienstag vor einem Jahr: Obwohl der Saal heuer leer blieb, haben die Ruden „Corona-Gstanzl“ gedichtet.

„Wirkli‘ schneller ois ma denkt,
is‘ ma komplett eingeschränkt.
Des gilt a für‘n Ruden-Kirta,
für de Gstanzln und de Liada.
Heuer, da muass ois pausier’n,
aber nexts Jahr dann in Siagn,
do sama pumperlg’sund und g’impft,
wird wieder g’spott und g’schimpft.“

Das erste Gstanzl der Aufblattler Tanzherrn Rud beschreibt die heurige Situation rund um den traditionellen Rudentanz in Sierning. Dieser musste – so wie alle anderen Veranstaltungen in der Faschingszeit – heuer coronabedingt abgesagt werden. Doch trotz „Maulkorb“, wie die Hilberner Rud die Maske nennt, haben sich die Ruden auch dieses Jahr den Mund nicht verbieten lassen. „Als kleinen Ersatz sowie als Erinnerung und gleichzeitig Einladung für das nächste Jahr, haben sich zahlreiche Gruppen trotz der Absage einige Gstanzln zur aktuellen Situation einfallen lassen“, erklärte Tanzherr Florian Mandorfer aus Waldneukirchen. Die BauernZeitung veröffentlicht eine Auswahl der besten Gstanzln (siehe unten). Alle weiteren Strophen können unter www.rudentanz.at online nachgelesen werden.

V.l.: Wolfgang Maier, Ursula Rebhandl, Engelbert Hundsberger, Irene Moser und Florian Mandorfer freuen sich auf den Rudentanz 2022.

Sierninger Rudentanz ist seit 2013 Weltkulturerbe

Seit 1732 wird der Rudentanz in Sierning gepflegt. Alljährlich am Faschingsdienstag treten die Ruden aus dem Traunviertel, ursprünglich bäuerliche Jungmännerbünde, im Rah-men des Rudenkirtags auf. Der Begriff „Rud“ stammt vom althochdeutschen „roti“, was so viel bedeutet wie Schar, das führte zu Rotte, Rudel und Rud.

Beim Rudentanz wird traditionellerweise der Traunviertler Landler getanzt und dazu in spöttischer und frecher Art in Achtzeiler-Gstanzln Kritik an Gesellschaft und Politik geübt. „Die Gstanzln beruhen alle auf wahren Begebenheiten, auch wenn nicht immer alles zu hundert Prozent stimmt“, so Mandorfer. Beim Rudentanz „angesungen“ zu werden ist daher keine Schande sondern vielmehr eine große Ehre. Die betroffene Person spendet der Rud eine Flasche Wein, das Publikum dagegen Applaus.

Dieses jahrhundertealte Brauchtum wurde 2013 in die Liste der Immateriellen Kulturgüter der UNESCO aufgenommen. Seit dem zweiten Weltkrieg musste der Rudentanz nun zum dritten Mal abgesagt werden: 1952 wegen der Maul- und Klauenseuche und 1965 nach dem Tod des damaligen Bundespräsidenten Schärf.

D‘Aufblattler Rud
Mindestabstand, wo ma schaut,
doss ma seine Aug‘n net traut.
Da kloani Baby-Elefant,
gilt schau laung nix mehr im Land.
Überall muaßt Abstand halten,
nur net im Bett zu Deina Alten.
Zan Glück derf ma nuh Kinder mocha,
sunst hätt‘ ma goa nix mehr zan locha.

Anschober, Haberlander, Blümel,
schau’n aus wia a paar Ungetüme!
Sie kemman ganz schee wüld daher,
war’n länger nimma ban Friseur.
Nur Landesrat Max Hiegelsberger,
hod mit‘n Haarschneid’n goa koan Ärger.
Oamoi mit‘n Handtuach drüber g’wischt,
schau is‘ da Maxl wieda frisch.

Da neiche Nasenbohrer-Test,
gibt den Meisten jetzt den Rest.
Willst‘s Staberl richtig du gebrauchen,
muaßt das in d‘Stirnhöhl‘n aufi tauchen.
Aufi macht‘s ja nix bestimmt,
doch waumas wieder außa nimmt,
fehlt bei de Mehran, des steht fest,
van Hirn des letzte Batzl Rest.

Eggstoana Rud
Es is verruckt, d‘Corona- Zeit,
überoi wird gestreikt.
Verschwörungstheoretiker,
vü Esoteriker a,
Staatsfeinde, Spinner, nach der Reih,
und a da Kickl is dabei.
Ma siachts, da rennan alle zaum,
de grad d‘Baumschui gschafft ham.

Waun ma geht auf a Alm,
soi ma Regeln einhaltn.
Gehts nur mit Klapperl am Berg,
legts auf Markierungen koan Wert.
Lassts eure Hund frei renna,
wern Küah und Keibön glei kemma.
Dasparst dir‘s Abagehn, koa Gscher,
s‘macht dann da Rettungshubschrauber.

Zum Abschluss gebm ma eich nu mit,
machts de Maßnahmen mit.
Gehts impfa, dass ma ebm,
alle s‘nächste Jahr dalebm.
Dass ma wieda tanzn kinnan,
Gstanzln für eich Leitln singan,
und ah‘s mitanaunda fei(er)n,
auf des tan ma uns schau gfrein.

D‘Riada
Griaß eng Gott mitanånd,
heit wieder mål im schenen Gwånd.
Håbm‘s fåst net gfundn is koa Schmäh,
mia san d‘Riada kennt‘s uns eh.
Frisch getest gegn ålle Virn,
s‘Staberl aufi bis ins Hirn.
San gånz zufällig heit då,
spazierngehn derf‘n ma jå.

Astra Zeneca und Pfeiser,
werdn sche kloaweis oiwei leiser.
Håbm vasprocha für vü Geld,
impfen mia de gånza Welt.
Do Impfstoff gibt es keinen mehr,
drum muaß a Schluckimpfung hiazt her.
Stått ana Spritzn vom Pfeiser,
schluckn mir an Doppler Kaiser.

Sierning is immun und durchgeimpft,
wårn de ersten håbm net gschimpft.
Des schåfft da Låndeshauptmånn ån,
das er am Kiada gehen kånn.
Do d‘Regierung wü des net,
Kurz und Anschober warn bled.
Weil‘s net einglådn san de zwoa,
gibt’s koan Kiada dieses Jåhr.

Hilberner Rud
Ah in Hilbern duads uns ned verschona,
mid dem bledn Corona.
Hättn an hauffa Gstanzl dicht,
doch es herrscht Maulkorbpflicht.
Haum koane Proben, derfn ned singa,
miaßn s‘Bier online tringa.
Im nächsten Joahr, wir sogns eich glei,
san d‘Hilberner wieder dabei!

Fruchtboar woa des letzte Joahr,
jetzt folgt dann bald des Kindergschroa.
Zum Kindermocha haum de Leit,
im Lockdown afoch vü mehr Zeit.
A bei uns, ham wir erfohrn,
san drei Damen schwanger wordn.
Corona vorbei – wir warn froh,
sunst steh ma boid ohne Mentscha do!

Nochn Gulaschsuppn essen,
host des Mundwoschn vergessen.
Is midn Germknödel bled grennt,
und host an Mohn zwischen de Zähnt.
Oder woast frech zu deiner Frau,
und die Nosn is jetzt blau.
Dank Corona kein Problem,
mit Maske duad des koana sehn.

 

- Bildquellen -

  • Hilberner2: Privat
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AUTORThomas Mursch-Edlmayr
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