„Veränderung bedeutet, alles zu hinterfragen und neu zu bewerten“

Ziemlich genau 30 Jahre war Thomas Fraiss weg aus seiner Heimatgemeinde Mitterbach und damit auch von der Land- und Forstwirtschaft. Wenngleich sich seine Rückkehr dorthin für ihn herausfordernd gestaltet hat – die Entscheidung dazu hat der „Sepplbauer“ auch nach mittlerweile sechs Jahren nicht bereut. Nicht zuletzt, weil „wir ein gemeinsames Ziel haben“, wie Fraiss und seine Lebensgefährtin Beatrix Zellhofer betonen.

Vom Eierautomat zum Selbstbedienungs-Hofladen

Bis ins Jahr 1536 kann die Geschichte des „Hauses am Weg“ als Lehensnehmer des Stiftes Lilienfeld zurückverfolgt werden. Der vulgo-Hofname „Sepplbauer“ scheint erstmals in den 1930er-Jahren auf. Die Eltern von Thomas Fraiss hielten – wie in der Region üblich – Milchkühe und stellten den Betrieb im Jahr 1995 auf biologische Wirtschaftsweise um.

Für Thomas Fraiss war früh klar, dass sein Bruder den Betrieb übernehmen wird. Nach der Pflichtschule machte er daher vorerst eine Ausbildung als Koch, ließ sich aber einige Jahre später zum Versicherungsfachmann umschulen. Eher überraschend stellte sich aber dann im Jahr 2015 für den nunmehr selbstständigen Versicherungsmakler dennoch die Frage, den elterlichen Betrieb zu übernehmen. Dabei war für Thomas Fraiss von vorneherein klar, „dass es viele Veränderungen brauchen wird, um den Hof wirtschaftlich wieder auf Vordermann zu bringen.“

Veränderung, das bedeutet für den Heimkehrer „alles zu hinterfragen und neu zu bewerten“. Schon in jungen Jahren galt sein Interesse nämlich eher der Geflügelhaltung und der Direktvermarktung. Diesem folgend hielten bald, nachdem die Nachfolge geregelt war, 100 Bio-Legehennen am Betrieb Einzug. Und der Betriebszweig sollte stetig professionalisiert werden. Ein moderner vollautomatischer Hühnerstall wurde errichtet, der mittlerweile 650 Legehennen Platz bietet. Die zu deren Fütterung notwendige Getreidemischung wird in Bio-Qualität zugekauft, ergänzend dazu finden die Tiere in den wärmeren Jahreszeiten im Auslauf reichlich Gras vor. Vermarktet werden die Bio-Eier Ab-Hof (anfangs in einem Eierautomaten) sowie über den Lebensmittel­einzelhandel. „Die steigende Nachfrage bestätigt unseren Weg“, erklärt Fraiss, der die Eierproduktion künftig noch weiter ausbauen möchte.

Zudem werden am Hof 30 Mutterschafe und ein Widder gehalten. Die Lämmer werden bei einem Partnerbetrieb geschlachtet und als Frischfleisch oder auch veredelt zu diversen Wurstwaren direkt an Privatkunden verkauft.

„Corona-bedingt musste im Vorjahr der Ostermarkt in Mitterbach abgesagt werden. Plötzlich saßen wir auf einer großen Menge an Fleischwaren, die wir genau dafür vorbereitet hatten“, erzählt Thomas Fraiss. So entstand der Plan für den eigenen Selbstbedienungs-Hofladen. In der kleinen Hütte direkt neben dem Wohnhaus gibt es mittlerweile nicht nur Hofeigenes, sondern auch die Produkte von Bauernhöfen der Umgebung zu kaufen. „Die Kunden wählen aus, rechnen ihren Einkauf zusammen und legen das Geld in eine bereitgestellte Kasse“, sagt Fraiss. Probleme mit unehrlichen Kunden habe es bis dato nicht gegeben.

Auch Gänse habe er schon gemästet. Leider habe sich der Aufwand nicht gerechnet. „Wir versuchen gerne Neues, behalten aber immer den Deckungsbeitrag im Auge“. Geplant sei nun eine Sortimentserweiterung mit Schweinefleisch. Dazu wurden bereits die ersten Duroc- und Mangalitza-Schweine eingestellt. Thomas und Beatrix haben noch einige Ideen, die sie umsetzen möchten. „Derzeit loten wir aus, ob die Wildmast von Puten für uns machbar wäre.“ Als nächstes Projekt steht aber jetzt einmal die Neuerrichtung des Wohnhauses ganz oben auf der gemeinsamen Agenda.

Biohof Fraiss
Thomas Fraiss
Bergstraße 11
3224 Mitterbach
Tel.: 0660/2670100
bio.hofraiss@gmail.com
www.biohof-fraiss.com