Die Digitalisierung schreitet voran – wie geht Forum Land damit um?
GAHR: Intern sind wir coronabedingt bereits seit einiger Zeit auf Onlinekonferenzen umgestiegen. Im nächsten Schritt ist es uns wichtig, noch mehr auf digitale Inhalte zu setzen und uns zu modernisieren. Aber wir wollen die Digitalisierung und den richtigen Umgang damit auch nach außen tragen und das Thema in der kommenden Periode intensiv behandeln. Gleichzeitig muss auch der Breitbandausbau in Tirol angegangen werden, um die Chancengleichheit zwischen Stadt und Land voranzubringen. Hier herrscht noch absoluter Verbesserungsbedarf, besonders in den abgelegenen Regionen und Tälern.
NORZ: In diesem Zusammenhang ist auch zu beachten, dass der ländliche Raum durch eine stabile Breitbandverbindung als Arbeitsplatz immer attraktiver wird. Die Flexibilität, die mit dem „Homeoffice“- und dem „Co-Working“-Modell einhergeht, ist gerade für die ländlichen Bevölkerung erstrebenswert und die Verschiebung des Lebensmittelpunktes zum ländlichen Raum hin wird geschätzt. Aus den Augen verlieren darf man dabei nicht diejenigen, die sich in der digitalen Welt noch wenig zurechtfinden. Das hat oft gar nichts mit dem Alter zu tun – es gibt 50-Jährige, die mit Whatsapp und Co. weniger anfangen können als 80-Jährige, die regelmäßig mit den Enkeln videochatten. Der Einstieg in die digitale Welt muss auch für „wenig Technik-Begeisterte“ niederschwellig sein.
Das Thema Boden und der sorgsame Umgang damit sind bereits Flaggschiffe von Forum Land.
GAHR: Und an diesen werden wir auch festhalten und weiterarbeiten. Gerade in Tirol ist das Thema Boden ein sehr empfindliches, das oft im Konflikt zwischen Landwirtschaft und Gesellschaft steht. Einerseits möchte man leistbaren Wohnraum gerade für junge Menschen schaffen, andererseits müssen wertvolle landwirtschaftliche Flächen aber dringendst bewahrt werden. Leerstände müssen genutzt, die Revitalisierung vorangetrieben werden. Für das Jahr 2020 hätten wir einige Initiativen geplant, diese werden wir hoffentlich 2021 aufgreifen und durchführen können.
NORZ: In Zeiten wie diesen müssen wir eine zusätzliche Facette in Betracht ziehen. Leerstände von Handelsflächen und Firmen sind aufgrund der Coronakrise leider zu befürchten. Es braucht eine sinnvolle Vision für Leerstände zur Weiternutzung, Umnutzung usw.
Welchen weiteren Themen möchte sich Forum Land annehmen?
GAHR: Das Aussterben von Dorfgasthöfen ist eine Problematik, die ich schon seit längerer Zeit verfolge. Die Lebensqualität am Lande ist ein generelles Anliegen, mit dem Forum Land sich in der kommenden Periode weiterhin beschäftigen wird. Ebenso wird sich Forum Land weiterhin für den kulturellen Bereich engagieren.
NORZ: Außerdem ist die Zeit überreif dafür, das Thema regionale Lebensmittelversorgung weiter zu bearbeiten und in seiner Gesamtheit voranzutreiben.
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