Weil der Asien-Export für viele Länder schwieriger bzw. geschlossen wurde und die Gastro-Lockdowns den Außer-Haus-Verzehr gekappt haben, dominiert Rückstau entlang der gesamten Kette. Alle suchen nach „alternativen“ Märkten. Purer Verdrängungswettbewerb ist eröffnet, Preisdumping dominiert EU-weit.
War zuletzt Deutschland (–8 Cent) Sorgenkind Nummer eins, so gesellt sich nun auch Dänemark zur Preisdruckwelle, die von Nord nach Süd schwappt. Rückläufige Notierungen sowie intransparente Hauspreismärkte sind die Folge. Profiteure sind zurzeit Supermarktketten, die bei Menge und Handelsspanne gewinnen. Trotzdem sieht die EU-Kommission außer „verstärkter Beobachtung der Entwicklung“ keinen Handlungsbedarf!
Auch in Österreich gestaltet sich seit der Ankündigung des zweiten Lockdowns die Marktlage äußerst problematisch. Überhänge aus der Vorwoche und verstärkte neue Schweineanmeldungen führen zu einem Missverhältnis bei Angebot und Nachfrage.
Das ca. 20 % über dem Bedarf liegende Angebot führt zu verspäteter Abholung und steigenden Schlachtgewichten. Neben der schwierigen Marktlage beklagt die Fleischbranche auch ärgerliche Entwicklungen am Arbeitsmarkt. Die zurzeit telefonisch möglichen Krankenstandsmeldungen, d. h. ohne ärztliche Untersuchung, verringern die benötigte „Manpower“ in der Fleischgewinnung zusätzlich. Vor dieser summa summarum kritischen Gemengelage musste an der Ö-Börse der Abnehmerforderung nach deutlicher Preiskorrektur mit minus neun Cent stattgegeben werden. Der existenzbedrohende Verlust der Schweinemäster steigt damit auf 25 Euro je Schwein.
Preise KW 47/48 (Marktbericht vom 19. November 2020):
Mastschweine-Notierungspreis: 1,32 Euro (–0,09)
Berechnungsbasis: 1,22 Euro
Zuchten-Notierungspreis: 1,03 Euro (–0,05)
Berechnungsbasis: 0,93 Euro
Dr. Johann Schlederer