Kalkammonsalpeter-Preise (KAS/NAC), die um ca. 75 Euro pro Tonne (t) unter den Niveaus der beiden letzten Jahre lagen – so startete im Sommer 2016 die Düngersaison 2016/17. Viele Landwirte haben diese attraktive Marktlage genutzt, um den Großteil ihres Düngerbedarfs zu decken. Sieht man sich die Entwicklungen am Düngemittelmarkt seit diesem Zeitpunkt an, so haben diese Landwirte richtig gehandelt und durch den frühzeitigen Kauf viel Geld gespart.
Energie macht 80 Prozent der Produktionskosten aus
Folgende Faktoren haben im Sommer 2016 das KAS-Preisniveau maßgeblich beeinflusst:• Energie ist mit einem Anteil von fast 80 Prozent an den Produktionskosten beteiligt. Die Erdöl- und Erdgasnotierungen erreichten im Frühjahr 2016 ein historisches Zehnjahres-Tief.• Die KAS-Lagerstände der Industrie waren zu Einlagerungsbeginn im Juni/Juli 2016 bedingt durch schleppenden Absatz im Frühjahr (viele Landwirte griffen zu dem deutlich günstigeren Harnstoff) sehr hoch. Dadurch war die Bereitschaft der Industrie sehr groß, mit einem “attraktiven” KAS-Preis endlich wieder nennenswerte Mengen zu bewegen.• Niedrige Getreidepreise aufgrund von wachsenden Welt-Lagerbeständen dämpften die internationale Nachfrage nach Stickstoffdüngern.• Das “Stickstoffleitprodukt” Harnstoff ist als Konkurrenzprodukt zu KAS zu sehen. Die Harnstoffpreise fielen seit Anfang 2014, mit kurzfristigen Ausnahmen, von über 400 US-Dollar auf deutlich unter 200 US-Dollar fob Ägypten/Schwarzes Meer im Juli 2016 (siehe Grafik). Als Ursachen für diesen Preiseinbruch bei Harnstoff sind zu nennen:• Neue Produktionskapazitäten in den USA, in Algerien, Nigeria und Indonesien erhöhen das weltweite Angebot.• Nach dem Aufheben der Sanktionen gegen den Iran (Atomabkommen) drängt dieser mit großen Harnstoffmengen auf den Markt.• Wirtschaftliche Probleme in Indien, dem weltweit größten Düngemittelimporteur, und Devisenprobleme zahlreicher Schwellenländer reduzierten die KaufbereitschaftAll das führte zu Einlagerungsbeginn im Juli 2016 zu KAS-Preisen, wie es sie zuletzt im Sommer 2009 gegeben hat. Im Spätsommer 2016 kam es dann nur zu marginalen Preisanstiegen der Industrie, die am Markt nur sehr schwierig durchgesetzt werden konnten.
Harnstoff – zuerst Flaute dann Rückenwind für KAS
Ab Oktober kam dann jedoch deutlich Bewegung in den Stickstoffmarkt. Insbesondere die Harnstoffpreise setzten nach ihrem historischen Tief zu einem Höhenflug an und erreichten Ende Jänner ihren vorläufigen Höhepunkt. Innerhalb von sechs Monaten verzeichnete Harnstoff einen Preisanstieg von ca. 100 US-Dollar. Folgende Gründe sind dafür zu nennen:• Reduziertes Angebot – China, der weltweit größte Harnstoffproduzent und Harnstoffexporteur, reduzierte aufgrund der gesunkenen Preise die Produktion.• Höhere Nachfrage – große internationale Trader spekulierten mit weiter fallenden Harnstoffpreisen und gingen mit namhaften Mengen “short”. Als sich jedoch eine nachhaltige Preisumkehr abzeichnete, versuchten sie möglichst rasch, diese Shortpositionen abzudecken und sorgten dadurch für zusätzliche Nachfrage.• Steigende Energiepreise – die Energiepreise, und hier vor allem Erdgas, sind seit dem Tiefpunkt im Frühjahr 2016 deutlich gestiegen, und haben dadurch die Produktionskosten verteuert.Die europäischen KAS-Produzenten, die in den Sommermonaten bereits große Mengen zu niedrigen Preisen verkauft haben, nutzten diesen “Rückenwind” der stark steigenden Harnstoffpreise, um das KAS-Preisniveau Schritt für Schritt deutlich anzuheben. So stiegen die Preise in Deutschland und den Benelux-Staaten seit Ende Oktober um 55 Euro/t bzw. um mehr als 33 Prozent. In Österreich vollzieht sich der Preisanstieg etwas schaumgebremst und gegenüber dem Niveau in Deutschland zeitversetzt hinterherhinkend. Aus diesem Grund ist bei uns in den nächsten Wochen mit weiteren Preiserhöhungen zu rechnen.
Trendumkehr auch bei Phosphat und Kali
Auch die Phosphatdüngemittel, hier vor allem Diammoniumphosphat (DAP), zeigten eine ähnliche Preisentwicklung wie Harnstoff. Seit Anfang 2014 ging es mit den Preisen kontinuierlich bergab, bis im Oktober des Vorjahres der Tiefpunkt erreicht wurde und eine Trendumkehr einsetzte. Starke Nachfrage in Europa und stetig steigende Stickstoffpreise können als Hauptursachen genannt werden. Da Phosphate, wie auch Harnstoff, international ausschließlich auf Basis US-Dollar gehandelt werden, hat der in den letzten drei Jahren gegenüber dem Euro immer stärkere US-Dollar die Preisreduktion für uns abgeschwächt. Die Produzenten aus Russland, Litauen und Nordafrika sprechen von vollen Auftragsbüchern bis in den März hinein, wodurch in den nächsten Wochen von einem weiterhin festen Preisniveau ausgegangen werden kann. In Europa zeigt sich diese Situation aktuell in deutlich steigenden Preisvorstellungen der Industrie. Preisrückgänge bis zur Frühjahrsanwendung sind nicht zu erwarten.Kali ist traditionell der Nährstoff mit den geringsten Preisschwankungen. Aber auch hier gingen die Preise, dem Trend von Harnstoff und Phosphat folgend, in den letzten Jahren kontinuierlich zurück und bewegen sich zurzeit auf dem Niveau wie zuletzt vor zehn Jahren. Die Lagerbestände in allen bedeutenden Märkten (Indien, China, Brasilien) sind geringer als 2016 zu Jahresbeginn, was in den nächsten Wochen und Monaten für eine große internationale Nachfrage sorgen sollte. Da vor allem die Produktverfügbarkeit für das erste Quartal begrenzt scheint, zeigt sich die Industrie optimistisch, am Markt (leichte) Preisanstiege durchsetzen zu können.Diese Entwicklung bei den Einzelnährstoffen spiegelt sich auch bei den Mehrnährstoffdüngern (NPK). Die steigenden Stickstoffpreise im Herbst führten auch bei den NPK-Düngern zu deutlichen Preiserhöhungen. Im Frühjahr kann von weiterhin festen Preisen ausgegangen werden.
Grunddüngung – bei Bedarf jetzt investieren
Zusammenfassend kann man sagen, dass die Düngemittelpreise seit Einlagerungsbeginn im Sommer 2016 deutlich gestiegen sind. Das aktuelle Preisniveau liegt aber noch immer deutlich unter den Einlagerungspreisen der letzten Jahre. Bei Phosphat- und Kalidüngern haben wir aktuell noch immer das tiefste Preisniveau seit vielen Jahren. Jeder nachhaltig wirtschaftende Betrieb sollte sich deshalb mittels Bodenuntersuchung Kenntnis über seine Bodenvorräte verschaffen und wenn notwendig in eine Grunddüngung investieren. Mittelfristig wird man P- und K-Dünger kaum günstiger bekommen.
Andreas Hochgerner, RWA-Düngemittel