Es gibt mehr als nur einen Weg

Das Tullnerfeld ist als bedeutendes Anbaugebiet von Weizen, Mais, Erdäpfel und Zuckerrüben weitestgehend bekannt. Tatsächlich hat auch die Mutterkuhhaltung in Gunstlagen eine logische Berechtigung, davon ist Biolandwirt Ing. Roland Frühwald

Mit großem Engagement für die Rinderzucht war der begeisterte
Mit großem Engagement für die Rinderzucht war der begeisterte “Fleckvieh-Fleisch”-Züchter Roland Frühwald schon bei zahlreichen Ausstellungen dabei. Besonders gut blieb ihm der zweite Fleischrindertag 2014 in Erinnerung. ©NÖ Genetik/HAKA
Auf rund 180 Metern Seehöhe und knapp 30 Kilometer westlich von Wien liegt in der Marktgemeinde Langenrohr der Biohof von Familie Frühwald. Das Bauernpaar hat sich auf die Zucht von natürlich hornlosem Fleckvieh-Fleisch ausgerichtet. Ein wichtiges Standbein ist der Direktverkauf von Rind-, Schweine- und Geflügelfleisch im hauseigenen Hofladen.

Dialog mit Konsumenten muss gepflegt werden

Angestrahlt durch die Morgensonne liegt Frühwalds Bio-Hof inmitten eines lang gestreckten Straßendorfs im Tullnerfeld und am zentralen Verkehrsweg durch den Ort Langenschönbichl. ©BZ/Artur Riegler
Angestrahlt durch die Morgensonne liegt Frühwalds Bio-Hof inmitten eines lang gestreckten Straßendorfs im Tullnerfeld und am zentralen Verkehrsweg durch den Ort Langenschönbichl. ©BZ/Artur Riegler
In den 1980er-Jahren entschlossen sich die Eltern von Roland Frühwald, landwirtschaftliche Flächen wieder selbst zu bewirtschaften und stellten den Betrieb bereits im Jahr 1991 auf “Bio” um. Damit wurde der Grundstein für eine sukzessive Betriebsentwicklung gelegt, obwohl für Roland Frühwald zunächst mit der Ausbildung und Matura an der Höheren Technischen Bundeslehr- und Versuchsanstalt in Wien sowie einer mehrjährigen Tätigkeit als technischer Assistent, eine gänzlich andere Berufskarriere bestimmt war.
Nach dem Präsenzdienst beim Bundesheer boten sich für Frühwald die Möglichkeiten, den elterlichen Betrieb zu übernehmen oder zu verpachten. Im Jahr 1997 fasste er schließlich den Entschluss Bauer im Vollerwerb zu werden. Hoch motiviert und mit konkreten Vorstellungen von einem Leben als Landwirt, startete Frühwald sofort durch. Auf die Frage, wie sinnvoll Mutterkuhhaltung in landwirtschaftlichen Gunstlagen sei, antwortete Frühwald: “Wir haben versucht die Luzerneflächen, die wir im Biolandbau brauchen, sinnvoll zu verwerten und andererseits bin ich der Meinung, dass der Biolandbau einen Wiederkäuer im Betriebsablauf braucht um Problemflächen zu verwerten” und ergänzt: “verunkrautete Ackerflächen kann ich trotzdem silieren.” Am Hof werden aktuell 50 Mutterkühe mit Kälbern und Kalbinnen für die Nachzucht sowie Einsteller für die Mast gehalten. Die Mutterkühe sind das ganze Jahr im Außenklimastall, der als Tieflaufstall ausgeführt ist, untergebracht und die Totale Mischration (TMR) hat sich als optimale Fütterungslösung bewiesen. Als Deckstier kommt zurzeit “Viktor” (“Vito PP” x “Rubens”) zum Einsatz. Bei der Selektion der Kalbinnen legt Roland Frühwald besonderen Wert auf Rahmen, hervorragende Fundamente, entsprechende Bemuskelung und ein gut sitzendes Euter.
Die Fleckvieh-Fleischrasse eigne sich bestens für die Direktvermarktung, so Frühwald und es gibt ihm die züchterische Möglichkeit, nur die besten Tiere nachzustellen. Dabei stellte sich der Erfolg nicht von heute auf morgen ein. Viel Zeit, Geld und Arbeit waren dazu notwendig. Auch für einen Familienbetrieb ändern sich ständig die Rahmenbedingungen, weshalb der Betriebsführer konsequent am Betriebserfolg feilen muss. Wichtig sei ein strikter Wochenablauf mit Stallarbeit, Tierpflege und -kontrolle, Reinigungsarbeiten und zwei Schlachttagen pro Woche, so Frühwald und betont, dass es als Direktvermarkter besonders auf Kundenorientierung ankäme. Sicherlich profitiere er von einem gewissen “Bioboom”, so der Betriebsführer und fährt fort: “Während Frische und Qualität vorausgesetzt werden, wollen sich die Leute auch selber ein Bild machen, wollen sehen, wo das Tier herkommt, wo es geschlachtet wird oder ob es verfrachtet werden muss.” Sicherlich sei das Schlachten nicht lustig, aber es gehöre dazu, so Frühwald und betont: “Der Weg bis zum Schlachtraum ist sehr kurz und wir bemühen uns sehr um einen schonenden Umgang mit den Tieren.” Das sei den Kunden heutzutage besonders wichtig, wobei er anfügt: “Beim Schlachten will aber dann eh keiner dabei sein.” So attraktiv Direktvermarktung auch erscheinen mag, so groß sind auch die Herausforderungen, wenn Fremde auf dem Hofgelände unterwegs sind. So sollte sich der Kunde jederzeit am Hof willkommen fühlen und der Landwirt muss sich stets auf die Kundenbedürfnisse, Trends und neue Verkaufswege einstellen können. Um mit dem Arbeitsaufwand zurechtzukommen, haben sich die Frühwalds die Arbeitsaufgaben aufgeteilt und den Verkauf am Bauernmarkt aufgegeben. Treue Stammkunden und “Foodcoops” (private Einkaufsgemeinschaften) bilden zudem neue Absatzmöglichkeiten.

Fleckvieh-Fleischrasse bietet große Vorteile

Roland Frühwald ist Vorsitzender der Arbeitsgruppe Fleckvieh-Fleisch und arbeitet mit Züchterkollegen sowie Verbänden aus ganz Österreich im Rahmen der
Roland Frühwald ist Vorsitzender der Arbeitsgruppe Fleckvieh-Fleisch und arbeitet mit Züchterkollegen sowie Verbänden aus ganz Österreich im Rahmen der “AGÖF” zusammen. ©BZ/Artur Riegler
Im Februar ist es ein Jahr her, dass Roland Frühwald als neuer Bundessprecher der Arbeitsgruppe Fleckvieh-Fleisch als Partner in das Team der Arbeitsgemeinschaft österreichischer Fleckviehzüchter (AGÖF) gewählt wurde. Für den 45-jährigen Landwirt kommen der Doppelnutzungsrasse traditionelle Eigenschaften zugute. Dank der guten Milch- und Fleischleistung sei die Haltung wirtschaftlich interessant, in der Direktvermarktung variabel verwendbar und würde von Händlern auch gerne gekauft. Jedoch bieten sich für jeden Betrieb unterschiedliche Wege zum Erfolg: “Es hängt von vielen Faktoren, wie Standort, lokale Marktzugänge und persönliche Vorlieben ab,” so Frühwald und ergänzt: “Was ich damit tue, ist meine eigene Betriebsentscheidung. Ich bin davon überzeugt, dass mit Fleckvieh gutes Geld zu machen ist.” Besondere Anliegen sind für Frühwald im Gremium die Ausrichtung des Zuchtprogramms auf fleischbetonte und hornlose Tiere sowie die Auswahl der Zuchtstiere.

Artur Riegler

Betriebsspiegel: Biohof Familie Frühwald

Der Hofladen hat freitags und samstags geöffnet und bietet regionale Spezialitäten. ©BZ/Artur Riegler
Der Hofladen hat freitags und samstags geöffnet und bietet regionale Spezialitäten. ©BZ/Artur Riegler
Der buchführungspflichtige Betrieb von Roland Frühwald (1971, Landwirtschaftsmeister) in Langenrohr (NÖ) setzt sich aus rund 50 Hektar Acker- und drei Hektar Grünland (Eigentum und Pacht) zusammen. Der Viehbestand liegt durchschnittlich bei rund 50 Mutterkühen mit Nachzucht, 50 Schweinen, 900 Wildmasthühnern, 600 Puten und 300 Gänsen. Nach der Wiederinbetriebnahme Anfang der 1980er-Jahre wurde der Betrieb 1991 auf biologische Wirtschaftsweise umgestellt. 1990 folgte ein kleiner Hofladen. Nach der Betriebsübernahme erfolgte 2005 der Beitritt zum NÖ Genetik Rinderzuchtverband. Im Jahr 2007 wurde das Hofladen-Sortiment durch Kooperationen mit anderen Landwirten und Großhändlern erweitert. Im Jahr 2011 konstruierte Frühwald selber einen neuen Rinderstall. Am Betrieb leben und arbeiten Gattin Veronika (1972) und die Kinder Katharina und Lukas, die noch zur Schule gehen. Am Hof wirken tatkräftig die Eltern des Betriebsleiters, Friedrich und Lieselotte Frühwald, sowie im Moment zwei Lehrlinge und geringfügig beschäftigte Verkäuferinnen mit. Weitere Infos zum Hofladen gibt es unter: www.biofruehwald.at

Gänse, Puten, Masthühner und Schweine werden nach Biorichtlinien gehalten. ©BZ/Artur Riegler
Gänse, Puten, Masthühner und Schweine werden nach Biorichtlinien gehalten. ©BZ/Artur Riegler

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