Wie kann man heutzutage als Landwirt erfolgreich sein? Mit dieser Frage geht Jungbauern-Bundesobmann Stefan Kast in die agrarpolitische Herbstarbeit. Schließlich stehen mit der anhaltenden Preismisere auf den Agrarmärkten und Ernteausfällen im Wein- und Obstbau durch den Spätfrost im April einige Probleme an, die es zu meistern gilt.
Für Kast ist dabei ein Zusammenspiel der Bauern und der Politik wichtig. Zum einen müssten gesetzliche und politische Rahmenbedingungen geschaffen werden, die es den Bauern ermöglichen, erfolgreich zu wirtschaften. Zum anderen müssten diese auch von den Bauern angenommen werden. Als solche Rahmenbedingungen oder “Tools” bezeichnet der Jungbauern-Chef zweierlei: die direkte Unterstützung der bäuerlichen Betriebe und die sozialpolitische, gesellschaftliche Auseinandersetzung mit den Betrieben bzw. der österreichischen Landwirtschaft an sich. Als direkte Unterstützung oder Entlastung nennt Kast den Nachlass eines Quartalsbeitrags der Sozialversicherung (SV). Auf Drängen des Bauernbunds beschloss der Ministerrat vor der Sommerpause, einen SV-Beitrag noch 2016 ausfallen zu lassen, um so rasche Entlastung für die in finanzielle Bedrängnis geratenen Betriebe zu schaffen. Der Erlass ist nicht sektorbezogen, sondern soll für alle Landwirte gelten. Im Herbst verhandeln die Nationalratsabgeordneten dann die genaue Vorgehensweise. “Einen Beitrag zu erlassen, ist ein erster Schritt, um den Bauern zu helfen”, betont Kast.
Ein weiterer Schritt, also eine mittel- und langfristigere Maßnahme, um die bäuerlichen Einkommen bestmöglich abzusichern, ist laut Kast eine umfangreiche Risiko- und Ernteversicherung. “Unsere Position im Kampf gegen den Klimawandel ist es, Ernte- und Risikoversicherungsmodelle zu forcieren. Da werden wir dranbleiben”, so der Bundesobmann.
Planung für das nächste LE-Programm läuft
Auch das nächste Programm der Ländlichen Entwicklung nach 2020 steht vor der Tür. Dabei ließe sich auch über die Flächenförderung diskutieren, so Kast. In der jetzigen Planungsphase gelte es zu hinterfragen, ob die Flächenförderung immer die zielgerichtetste sei, was aber nicht hieße, dass man die Flächenförderung abschaffen will, so der Jungbauern-Obmann. Die Ernten zu optimieren und faire Preise für die eigenen Produkte zu erzielen, seien hier die obersten Prämissen. “Dahin müssen wir uns entwickeln. Denn dann sind wir nicht mehr angreifbar und können die gesellschaftliche Akzeptanz für uns behaupten”, betont Kast. Er weist außerdem daraufhin, wie wichtig Bildung als Grundstock für ein erfolgreiches Wirtschaften ist: “Bildung, mit einer gewissen Portion an Selbstbewusstsein und dem Willen dazu, etwas zu schaffen, sind die Grundvoraussetzungen für junge Unternehmer am Land.”
Wirtschaftliche Kompetenzen stärken
An Weiterbildungsveranstaltungen oder Marketingtagen teilzunehmen, um die wirtschaftliche Kompetenz zu verbessern, nennt Kast als weitere wirkungsvolle Maßnahmen. “Die meisten jungen Hofübernehmer haben den Biss, die Innovationen und die Ausbildung, um mit viel Durchsetzungskraft ihren Betrieb auch dahin zu bringen, wo sie ihn wollen”, erzählt Kast von seinen Besuchen bei jungen Hofübernehmern im ganzen Land.
Ein anderes “Tool”, also Werkzeug, das die Jungbauernschaft in den vergangenen Jahren immer stärker beschäftigt, ist die Frage der Finanzierung. Es werde für junge Hofübernehmer immer schwieriger, ausreichend Kreditmöglichkeiten zu erhalten, ohne Haus und Hof massiv belasten zu müssen. Deshalb werde das wirtschaftliche und unternehmerische Denken immer wichtiger, weist Kast auf heutzutage unverzichtbare Businesspläne bei einer Betriebsübernahme hin. Ganz so wie es sogenannte “Start-ups” machen, die derzeit in aller Munde sind, müssten auch junge Hofübernehmer konkrete Ideen und Geschäftspläne aufstellen, um so bessere Chancen auf einen Kredit zu erlangen. Als ein weiteres Werkzeug für faire Erzeugerpreise spricht Kast politische Regulierungen zur Lebensmittelversorgung in öffentlichen Einrichtungen an, gemäß dem Vorbild des “Buy American-Act”. In diesem Abkommen verpflichten sich die US-Regierung sowie Ämter und Behörden, dass sie nur im eigenen Land hergestellte Lebensmittel kaufen oder bevorzugen. In Ministeriumskantinen beispielsweise sollten anhand einer solchen Regulierung nur heimische Lebensmittel angeboten werden, so Kast. Ein erster Schritt war dabei die Verankerung des Best-statt-Billigstanbieter-Prinzips im Vergabegesetz. Ende vergangenen Jahres beschloss der Nationalrat, neben der Bauwirtschaft auch bestimmte Lebensmittel und Qualitätskriterien in das Vergabeverfahren bei der öffentlichen Beschaffung nach dem Bestbieter-Prinzip mit einzubeziehen. “Für den öffentlichen Bereich müsste ganz klar sein, dass man heimische Lebensmittel bevorzugt”, betont Kast.
Motto: Vorrang für heimische Lebensmittel
“Vorrang für heimische Lebensmittel” ist auch das Motto der Jungbauernschaft für das laufende Jahr. Aktionen wie der “Open Bauernhof”, an dem 25 Betriebe teilnahmen und ihre Arbeit hautnah präsentierten, sollen bei den Konsumenten Bewusstsein für heimische Lebensmittel und ihre Produktionsweise schaffen. Darum geht es auch beim bevorstehenden Erntedankfest der Jungbauern in Wien am 10. und 11. September. Kast: “Ich lade alle Österreicherinnen und Österreicher ein, mit uns die heimische Landwirtschaft und ihre Produkte zu feiern.”