Die Bundespräsidentschaftswahl hat uns klar und katastrophal vor Augen geführt, wie unzufrieden die Menschen derzeit in Österreich mit den Groöparteien sind. Die Menschen sind es leid, ständig politische Phrasen zu hören, die nichts “Echtes” in sich bergen. Authentizität und Ehrlichkeit werden gewünscht. Dieses Wahlergebnis sollte der ÖVP zu denken geben. Jetzt zur Tagesordnung überzugehen, wäre wohl das Schlimmste, was man tun kann. In Zeiten der Unzufriedenheit, des Stillstands und der immer höher werdenden Auflagen, Bestimmungen, Rahmenbedingungen, Gesetze etc. macht sich nach einer gewissen Zeit des Hoffens auf Besserung Resignation breit. Diese mündet im Laufe der Zeit in Ärger, Wut und schlieölich Zorn bzw. eine gewisse Jetzt-erst-recht-Haltung. Sie ist der Nährboden für den Wunsch nach “einem”, der das, mit scheinbar einfachen Lösungen, richten wird, und “einem”, der es “denen da oben” zeigen wird – das ist eine Entwicklung, die Anlass zur Sorge gibt. Ich bin mir sicher, dass viele, die nicht die Groöparteien gewählt haben, Protestwähler sind. Viele von ihnen haben vermutlich in der Wahlzelle gedacht: “Es tut mir weh, was ich jetzt mache, aber ich weiö mir mittlerweile keinen anderen Rat mehr.” Denn allem Anschein nach wird nur ein derartiges Zeichen verstanden – hoffentlich. In einer Zeit des Wandels ist es das Gebot der Stunde, einer jüngeren Generation mit klaren und ehrlichen Aussagen, wie z. B. einem hervorragenden Sebastian Kurz, die Führung zu übergeben.
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