Aus den herausfordernden Rahmenbedingungen müsse man in dieser Situation Lerneffekte, Weiterentwicklung und Dynamik generieren: “Bestehende Geschäftsmodelle müssen neu konzipiert, Dienstleistungsangebote neu erstellt und Kundenbeziehungen neu definiert werden”, so Binder. Denn verhaltenes Wirtschaftswachstum, hohe Arbeitslosenzahlen sowie die Flüchtlingsbewegungen hätten auch unmittelbare Auswirkungen auf die österreichische Wirtschaft und die Unternehmen des Raiffeisenverbandes OÖ. Genossenschaftsanwalt und LK-Präsident Franz Reisecker betonte in dem Zusammenhang auch die schwierige Agrarmarktsituation, speziell im Milchbereich.
Banken: Gestiegenes Geschäftsvolumen
Die Raiffeisenbanken hätten, so Binder, 2015 ein Ergebnis erreicht, “das stolz machen kann”. Trotz Niedrigzinsen und zunehmender Regulierungen, mit denen die Banken zu kämpfen haben, konnte ein gesteigertes Geschäftsvolumen verzeichnet werden: Die Bilanzsumme stieg um 4,2 Prozent auf 19,9 Milliarden Euro. Binder führt den Erfolg auf die “Professionalität, Vorsicht und hohe Kundenorientierung” zurück.
Lagerhäuser: Positive Bilanz trotz Kaufkraftschwäche
Die schwierige Situation auf den Agrarmärkten führt zu Kauf- und Investitionszurückhaltung bei den Bauern, was sich auf die La-gerhausgenossenschaften entsprechend auswirkt. Trotzdem konnte man 2015 wieder positiv bilanzieren. Die Bereiche Saatgut, Düngemittel, Konsumgüter und Technik mit Ausnahme des Traktormarktes zeigen eine positive Tendenz. Als besonders wichtiger Parameter wird die Eigenkapitalquote gesehen, die sich 2015 gegenüber 2014 von 37,7 auf 38,2 Prozent verbesserte. Diese Zahlen veranlassen Binder optimistisch in die Zukunft der Lageräuser zu sehen: “Die oö. Lagerhausgenossenschaften schaffen es immer besser, mit den herausfordernden Rahmenbedingungen umzugehen.” Außerdem würden von den Lagerhäusern auch kontinuierlich neue Ideen entwickelt, die den Bedürfnissen der bäuerlichen Stammkunden, aber auch den nicht-agrarischen Geschäftsbeziehungen Auftrieb geben.
Milchpreis als Sorgenkind
Als “besorgniserregend” bezeichnete Binder die Situation am Milchmarkt. Das Auslaufen der Quote mit steigenden Milchanlieferungsmengen und einem deutlichen Rückgang der Bauernmilchpreise als Folge sowie Absatzschwierigkeiten auf den Exportmärkten stellten die heimische Milchwirtschaft vor unerwartet große Herausforderungen, so Binder. Die Betriebsleistung der oö. Molkereigenossenschaften sank deshalb um 11,1 Prozent auf 986 Millionen Euro. Zwar wurden stabile Bilanzen erstellt, so Binder, eine “geforderte angemessene Rücklagenbildung” sei aber mit Rücksicht auf den Bauernmilchpreis nicht möglich gewesen.
Neuwahlen in Vorstand und Aufsichtsrat
Im Rahmen des 70. Genossenschaftstages fanden auch Neuwahlen in Vorstand und Aufsichtsrat statt. Franz Reisecker wurde für eine weitere Funktionsperiode als Genossenschafts-anwalt gewählt. Hannes Herndl schied aus seiner Funktion als Stellverteter aus. Zu Stellvertretern wurden Johann Schneeberger (Obmann Berglandmilch), Ludwig Hubauer (Obmann Innviertler Lagerhausgenossenschaft) und Volkmar Angermaier (Vorstandsvorsitzender Raiffeisenbank Region Eferding) gewählt. Neuer Aufsichtsratsvorsitzender ist Landwirtschaftskammerrat Walter Lederhilger. Er folgt damit dem scheidenden Josef Hammer nach. Neue Stellvertreterin des Vorsitzenden ist Susanne Kreinecker (Obfrau der Energiegenossenschaft Region Eferding). In seinen Schlussworten betonte der wiedergewählte Genossenschaftsanwalt Franz Reisecker, dass “Genossenschaften auch in einem schwierigen Umfeld Sicherheit geben”. Dazu trage das Genossenschaftsmodell sowie das Handeln seiner Akteure bei.