Sparsamkeit ist eine konservative Tugend. Im Ohr haben wir noch die Mahnungen unserer Eltern. Im Ohr haben wir auch noch die Versicherungen der Regierung, genauer: der ÖVP-Minister in der Regierung, durch sparsames Wirtschaften wieder zu einem ausgeglichenen Haushalt zu kommen. Andererseits erleben wir gerade eine Phase der Wirtschaft, in der Sparsamkeit nicht der Weisheit letzter Schluss ist: Wenn genügend Geld da ist, dann ist es problematisch, wenn alle sparen. Die Europäische Zentralbank EZB hat in den vergangenen Monaten (wie auch die amerikanische Fed) Milliarden an frischem Geld in den Markt gepumpt – Geld, das zu niedrigen Zinsen ausgeborgt werden sollte, um den Konsum, vor allem aber um die Investitionen anzukurbeln. Jetzt geht es darum, dass dieses Geld auch zu diesen Zwecken in die Hand genommen wird: Dem steht entgegen, dass die Banken und Sparkassen bei der Kreditvergabe weiterhin recht zurückhaltend agieren. Dem steht noch mehr entgegen, dass Unternehmen die Zeit als unsicher erleben und bei den Investitionen Zurückhaltung üben. Da ist etwas dran: Jeder weiß, dass die Welt heute schnelleren Veränderungen unterliegt als vor fünf Jahren. Andererseits sind diese Veränderungen – entgegen dem, was wir an Bildern aus Kriegs- und Krisenregionen sehen – mehrheitlich positiv: Es gibt weniger Hungernde auf der Welt, es gibt mehr Menschen mit Bildung und ja: es gibt Flüchtlinge, aber die werden auch bald Arbeitskräfte und Konsumenten sein. Es gibt, kurz gesagt, Grund zur Zuversicht. Es liegt an den Regierungen, dieses Gefühl zu verstärken. Und an uns, zuversichtlich zu wirtschaften.
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