Kostendeckend kann damit nicht mehr produziert werden. Es geht für manche Betriebe bis zur Existenzbedrohung. So die ernüchternde Bilanz des vergangene Woche beschlossenenBonus-Malus-Systems der Gmundner Molkerei. Wie bekannt wurde dieses Modell am vergangenen Mittwoch von den Funktionären der Molkerei beschlossen.
“Dass etwas geschehen muss, war angesichts der Marktsituation relativ klar”, sagt der Gmundner Bauernbund-Obmann Christian Zierler, “diese sehr kurzfristige und einschneidende Entscheidung war für die Lieferanten aber nicht absehbar.” Treffen wird es sowohl kleinere als auch grööere Betriebe: Jene, die gerade investiert haben und somit in der Erweiterung gebremst werden genauso wie jene, die aufgrund ihrer Grööe ohnehin mit der Kostendeckung zu kämpfen haben. “Ob mit dem Bonus-Malus-System tatsächlich der Anreiz hoch genug ist, die Liefermenge zu reduzieren, ist die groöe Unbekannte”, so Zierler. “Kleinigkeiten kann jeder Betrieb machen, aber keine groöen Würfe”, sagt Michael Wöckinger, Milchreferent der LK OÖ.
Modell wird evaluiert
Auf den generellen Markt wird es jedenfalls keine Auswirkungen haben. Das ist auch Josef Fürtbauer, Obmann der Gmundner Molkerei klar: “Wir können mit einer geringeren Anlieferung kurzfristig nur das Unternehmen entlasten.” Noch im Vorjahr wurden die Bauern zur Produktion motiviert. Dass das eine falsche Einschätzung war, hat Fürtbauer bei den Sprengelversammlungen eingestanden. “Für eine notwendige Mengensteuerung haben die Bauern Verständnis”, so Fürtbauer.
Das Argument, dass Betriebe, die im letzten Jahr weniger geliefert haben, nun “bestraft” würden, lässt er nicht gelten: “Wir haben zwei Parameter, an denen sich das Modell orientiert – entweder die Quotenmenge oder die Anlieferungsmenge des Vorjahres. Die höhere Menge wird als Basis genommen.” Wie lange dieses Modell gelten soll, ist unklar. Es wurde vorerst unbefristet beschlossen. Nach den nächsten zwei bis drei Monaten soll es evaluiert werden. “Dann wird man sehen, ob die Bauern vom Bonussystem Gebrauch gemacht haben”, so Fürtbauer. Man werde aber nicht darum herumkommen, marktkonform zu produzieren, sagt Fürtbauer.
Auch die Berglandmilch hat ihren Milchpreis ab 1. März um 1,8 Cent auf 29,2 Cent abgesenkt. Ein Mengenmodell werde derzeit nicht diskutiert, so der Geschäftsführer der Berglandmilch Josef Braunshofer. In monatlichen Vorstandssitzungen wird die Lage neu beurteilt. Dass es im ersten Halbjahr 2016 zu einer Erholung am Milchmarkt kommt, glaubt man nicht. Auch, ob und wie von Brüsseler Seite reagiert wird, ist offen. “Auf EU-Ebene herrscht Uneinigkeit, was passieren soll”, sagt Wöckinger. Fakt ist: “Der Markt reguliert sich immer, fraglich ist nur, welche Kollateralschäden in der Landwirtschaft und im vor- und nachgelagerten Bereich übrigbleiben”.
Mengen-Modell der Gmundner Molkerei
Das Modell sieht einen Basis-Milchpreis von 27 Cent/kg vor.
Die Basis-Menge orientiert sich an zwei Parametern, von denen die höhere zur Anwendung kommt: Mindestgrööe ist die Quote, Maximalgrööe die Liefermenge des Vorjahres.
Der Monatdurchschnitt gilt als Basis.
Bei Anlieferung einer geringeren Menge wird ein Bonus ausgezahlt, bei Überlieferung kommt es zu einem Abzug.
Unterlieferung: mind. 5 %: Basispreis + 1 Cent mind. 10 %: Basispreis + 2 Cent
Überlieferung: mind. 5 %: Basispreis – 2 Cent mind. 10 %: Basispreis – 4 Cent