Gereift als billige Alternative zum Volkswagen Passat hat es ein paar Jahre gedauert, bis die ersten Kunden die inneren Werte des Superb erkannt haben. Da galt es dann noch, optische Defizite in Kauf zu nehmen, was jedoch überraschend viele Menschen taten. Damit macht die neue Superb-Generation nun auch bei der Limousine endgültig Schluss. Was Skoda hier optisch auf die Räder gestellt hat, verlangt sogar den bekannten Edelmarken gehörigen Respekt ab. Der lange Radstand und die mit einer bei vielen anderen Herstellern vermissten Schärfe gezeichnete Karosserie sichern Skoda einen gelungenen Auftritt. Daran ändert sich auch nichts, wenn die einzelnen Karosseriedetails genauer unter die Lupe genommen werden. Die Haptik ist in Ordnung, die Spaltmaße passen und auch sonst gibt es hier nichts zu kritisieren. Noch mehr Eindruck macht nur der Innenraum des Superb. Herausragendes Platzangebot trifft beim Testwagen auf die höchste Ausstattungsstufe und damit auf beiges Leder, elektrisch verstellbare Sitze und eine ganze Armada an Komfortextras. Hier lässt es sich leben, zumal sich der Superb auch technisch topaktuell präsentiert. Das gilt für das Multimedia-System genauso wie für die zahlreichen Assistenzen, die hier an Bord sind. Fein ist auch das große Schiebedach. Raum für Verbesserungen bietet hingegen der ganze Bereich rund um den Dosenhalter. Kleinteile legen sich hier gerne quer, schmale Dosen kippen einfach um, und auch die Haptik ist nicht auf dem Level, den der Rest des Innenraums bietet. Unerreicht ist dafür der Komfort für die Passagiere in der zweiten Reihe. Mit nur zwei Personen besetzt darf hier von echtem Luxus gesprochen werden, und das gilt nicht nur für die beeindruckende Beinfreiheit. Wie es Skoda dabei schafft, dahinter noch einen Kofferraum unterzubringen, der hinsichtlich des Ladevolumens manch kompaktem Van Erklärungsnotstand beschert, bleibt eines der vielen Geheimnisse der Tschechen. Gewusst wo, heißt es dann, wenn es darum geht, den Startknopf zu entdecken. Dieser versteckt sich direkt an der Lenksäule und damit an einer Stelle, wo ihn kein anderer Hersteller platziert. Den Startknopf einmal gedrückt, erwacht im Testwagen ein 150 PS starkes Dieselaggregat zum Leben, und das geschieht für ein paar Sekunden auch durchaus hörbar. Den ersten Gang des manuellen Sechsganggetriebes eingelegt, sprintet der Superb zügig los. Sein auf einer Haldex-Kupplung der fünften Generation basierender Allradantrieb arbeitet dabei auf jedem erdenklichen Untergrund souverän und unterstützt damit auch den Fahrspaß auf der Landstraße. Das gilt auch für die einzelnen Fahrprogramme, die es erlauben, den Superb mittels Knopfdruck auf Komfort ebenso zu trimmen wie auf Sport. Auf den Verbrauch – im zügig gefahrenen Testbetrieb waren es 6,5 Liter Diesel – hat die Fahrweise kaum Einfluss, womit der Skoda auch bei den Betriebskosten richtig spart. Die Chance, sich in der oberen Mittelklasse nachhaltig zu positionieren, hat Skoda mit dem neuen Superb eindrucksvoll genutzt. Um rund 45.000 Euro wird hier ein Auto gereicht, das in der Summe der Eigenschaften auf ähnlich hohem Niveau agiert wie manch doppelt so teures Modell. Anstelle des Schaltgetriebes macht es bestimmt Sinn, in das ebenfalls lieferbare Doppelkupplungsgetriebe zu investieren – und ja, auch der Kombi ist in vielerlei Hinsicht sehr reizvoll. Der Preis bleibt damit aber immer noch im 50.000 Euro-Umfeld, wer auf die eine oder andere Ausstattung verzichtet, kommt auch mit 5000 Euro weniger durch, ohne sich allzu sehr in Verzicht üben zu müssen.
Johannes Mautner Markhof
Skoda Superb Modell 4×4 Style TDI SCR
• Motor: Turbodiesel
• Hubraum/Zylinder: 1968 cm3 / 4
• Leistung: 150 PS/110 kW
• Drehmoment: 340 Nm
• Antrieb: permanenter Allradantrieb
• Zuladung: 630 kg
• Normverbrauch: 4,4 Liter Diesel (kombiniert)
• Testverbrauch: 6,5 Liter
• Anhängelast: 2200 kg
• Preis ab: 36.790 Euro