Die Diagnose Krebs hat sowohl das Leben als auch den Betrieb von Gottfried Strasser von Grund auf verändert. Seit Jahren ist er wieder völlig geheilt: “Die Aroniabeeren haben mich bei meinem Kampf gegen die Krankheit unterstützt und einen Teil zur Heilung beigetragen”, ist der 54-Jährige überzeugt. Der Entschluss zum Umstieg der Betriebsform kam rasch. 2013 haben die letzten Mastschweine den Hof verlassen und gleichzeitig begann er, gemeinsam mit seinem Sohn Stefan die ersten Aroniasträucher zu setzen. 85.000 Pflanzen auf seiner gesamten Ackerfläche im Ausmaß von 26 Hektar. Dazu wurden wie beim Kartoffelanbau Dämme errichtet. Die gesamte Fläche mit einer Länge von mehr als fünf Kilometern wurde anschließend umzäunt, um die Pflanzen in der Aufwuchszeit vor dem Wild zu schützen. Die Pflanzen sowie das Know-how für sein neues Betriebsstandbein wurden ihm von einem Beratungsbetrieb in Dresden vermittelt. Die Idee mit dem Anbau auf den Erddämmen kam jedoch von ihm. “Unsere Sträucher haben dadurch um 35 Prozent mehr Wurzelmasse und daraus folgend auch um 35 Prozent mehr Ertrag.”
“Kein finanzielles Risiko”
In den ersten zwei Jahren konnte er auf seinen Aroniaflächen kein Einkommen erwirtschaften. Trotz dieser Tatsache sah Strasser kein finanzielles Risiko, “weil ich von dieser Pflanze und ihrem ernährungsphysiologischen Wert einfach überzeugt bin. Regelmäßiger Aroniagenuss leistet einen wesentlichen Beitrag zur allgemeinen Gesunderhaltung und Prophylaxe.” Vergangenes Jahr im August konnte er erstmals Beeren lesen. Der Ertrag lag bei knapp 500 Kilogramm pro Hektar. Wenn die Sträucher die volle Wuchshöhe von ungefähr zwei bis 2,5 Metern erreicht haben, rechnet der Aroniabauer mit einem Vollertrag zwischen fünf und acht Tonnen pro Hektar. Für die Bearbeitung seiner Kultur braucht es nur einige wenige Geräte: Eine Erntemaschine, einen kleinen Mulcher, einen kleinen Traktor sowie eine “Spezialmaschine” – ein gebrauchter Traubenvollernter wurde dafür zu einem Geräteträger umfunktioniert. Dieser wird fürs Kompoststreuen und zur Unkrautbekämfung eingesetzt. Den Großteil der anderen Maschinen, mit denen er früher seine Ackerflächen bewirtschaftet hat, sind bereits verkauft. Der große Traktor, der etwas vereinsamt in der Maschinenhalle abgestellt ist, kommt als nächstes weg, “den brauch‘ ich ja nicht mehr”, erzählt Strasser mit einem verschmitzten Lächeln.
Unkrautbekämpfung ist größte Herausforderung
Die größte Herausforderung bislang ist die aufwändige Unkrautbekämpfung. Wenn der Bestand erst einmal dichter ist, werde das einfacher. Trotzdem sei Strasser die Entscheidung zum Umstieg auf Bio sehr leicht gefallen. Für die Düngung wird ausschließlich Pferdemistkompost verwendet. Der Abstand von Damm zu Damm beträgt 4,5 Meter. Dazwischen hat er eine Bienenweide mit 32 verschiedenen ein- und mehrjährigen Pflanzen. Die unterschiedlichen Wurzeltiefen fördern die Bodenfruchtbarkeit. Aroniapflanzen zeichnen sich durch eine sehr hohe Widerstandskraft aus. Auch Hagel kann den kleinen aber doch harten Beeren nicht viel anhaben. Schädlinge seien bislang ebenso noch keine bekannt. Da ist es mit Sicherheit auch ein Vorteil, dass in der unmittelbaren Umgebung kein Obstbau praktiziert wird.
Aronialese zum Reife-Höhepunkt
Pro Stunde kann Strasser zirka 0,2 Hektar Beeren lesen – pro Tag maximal zwei Hektar. Entscheidend dabei ist die Reife. Daher muss alles sehr schnell gehen, denn die Beeren schrumpfen, wenn sie nicht zeitgerecht geerntet werden. Dadurch vermindert sich naturgemäß der Ertrag, die Qualität verschlechtert sich dadurch allerdings nicht. Abgefüllt wird der Aroniasaft bei einem Saftproduzenten aus der Nachbargemeinde in Drei-Liter-Packungen. Der spezielle Plastiksack werde dabei luftdicht verschlossen und verdichtet sich selber. Nach dem erstmaligen Öffnen ist der Inhalt zirka drei Monate haltbar. Vermarktet wird ab Hof sowie über Reformhäuser und Biomärkte. Hier spiele der Aspekt der Regionalität eine große Rolle.
Gesundheitliche Wirkung
Aronia biete als Lebensmittel einen großen und immer wichtiger werdenden Zusatznutzen als “Medical Food” – ein Lebensmittel mit vorbeugenden gesundheitlichen Wirkungen, wie Obstbaureferent Alfred Griesbacher von der Landwirtschaftskammer Steiermark erklärt: “Die Beeren sind reich an Vitaminen, Mineralstoffen, Spurenelementen und sekundären Pflanzenstoffen. Diese wirken antibakteriell, antiviral und schützen den Körper vor freien Radikalen, die als Verursacher von 50 verschiedenen Erkrankungen gelten. Zudem wird der Stoffwechsel angeregt. Die wohlbekommende Wirkung ist bereits in einigen Studien wissenschaftlich belegt. Jedoch dürfen die Aroniasaftproduzenten (noch) keine eindeutigen Gesundheitsversprechen wie beispielsweise “Krebs heilende Wirkung” abgeben. Hier käme man unweigerlich mit der sogenannten Health-Claim-Verordnung in Konflikt.” Saft ist nicht die einzige Form, in der man Aronia zu sich nehmen kann. Die Produktvielfalt ist groß und reicht von Trockenfrüchten bis hin zu Marmelade und Aronia-Brand. Derzeit ist in Österreich die Nachfrage viel größer als das Angebot und so könnte sich Aronia von einer Nische zu einem neuen Produktionszweig mit Zukunft entwickeln. Gottfried Strasser sieht es als seine Aufgabe möglichst vielen Menschen von Aronia zu erzählen und für die Beeren zu gewinnen. Denn der Kreis derjeniger, die Aronia kennen, ist bis jetzt noch sehr klein, aber bereits stark im Zunehmen.
Über Aronia Austria:
Österreichweit kultivieren mittlerweile 80 Produzenten auf knapp 350 Hektar diese dunkle, vitalstoffreiche Frucht.
Alle Produkte dieser Marke tragen ein Gütesiegel. Dadurch wird die hundertprozentige österreichische Herkunft sowie ein hoher Qualitätsstandard sichergestellt. Zudem ist die Rückverfolgbarkeit vom Feld bis zur Flasche gewährleistet.
Nähere Infos im Internet unter www.aroniaaustria.at