Vergangenen Freitag war wieder der von den Vereinten Nationen (UN) initiierte Tag der Lebensmittelverschwendung. Laut UN gehen weltweit etwa 13 Prozent der Lebensmittel von der Ernte bis zum Einzelhandel verloren, 17 Prozent der Produktion werden in Haushalten, in der Lebensmittelversorgung und im Einzelhandel verschwendet. Das führt zu Hunger und belastet die ökonomischen und ökologischen Systeme.
Österreich hat sich bei den UN-Nachhaltigkeitszielen zur Halbierung seiner vermeidbaren Lebensmittelabfälle in Haushalten und im Handel bis 2030 verpflichtet. Gemäß einer heuer verabschiedeten Novelle des Abfallwirtschaftsgesetzes müssen Händler ab einer gewissen Größe künftig einmal im Quartal melden, wie viele Lebensmittel sie weggeworfen haben und wie viele gespendet wurden. Allerdings entstehen die größten Lebensmittelabfälle woanders. So verweist der Handel in einer Aussendung darauf, dass er laut jüngsten Zahlen für nur knapp 7 Prozent dieser verantwortlich ist. 60 Prozent der Lebensmittelabfälle stammen demnach aus privaten Haushalten, gefolgt von der Gastronomie und den Großküchen mit 17 Prozent.
Eine 750 Kilometer lange Kolonne von Wien bis etwa nach Zürich: Das würde laut „Land schafft Leben“ passieren, wenn man alle in Österreich in einem Jahr entsorgten Lebensmittel auf Lkw laden und diese aneinanderreihen würde. Noch eindrucksvoller wird das Ausmaß der Verschwendung, wenn man bedenkt, dass es sich bei den jährlich rund einer Million Tonnen Lebensmitteln um vermeidbare Abfälle handeln soll – also um Lebensmittel, die zum Zeitpunkt ihrer Entsorgung noch genießbar sind oder genießbar gewesen wären, wenn man sie rechtzeitig gegessen hätte, oder um Lebensmittel, die aus Gründen wie mangelhafter Optik nicht marktgängig sind. Ein durchschnittlicher österreichischer Haushalt mit 2,2 Personen wirft laut dem Verein in einem Jahr Lebensmittel im Wert von bis zu 800 Euro in den Müll. Zum Vergleich: Knapp 400 Euro gibt der Durchschnittshaushalt pro Monat für Lebensmittel und alkoholfreie Getränke aus (exklusive Außer-Haus-Verzehr). Mit dem Warenwert seines Lebensmittelmülls könnte sich ein Haushalt also wiederum etwa zwei Monate lang mit Lebensmitteln versorgen.
GAS AUS BIOGENEN ABFÄLLEN: Lässt sich Abfall nicht vermeiden, sollte er getrennt gesammelt und nach Möglichkeit sinnvoll verwertet werden. Die Zahlen im aktuellen Bundesabfallwirtschaftsplan 2023 zum Thema biogene Abfälle im Restmüll zeigen allerdings ein anderes Bild. 700.000 Tonnen biogene Abfälle gehen jährlich in Österreich verloren. Dabei könnten laut Kompost & Biogas Verband Österreich mit diesen knappe 600 Gigawatt- stunden an Biomethan produziert werden, etwa das Vierfache der aktuellen Biomethanproduktion von etwa 140 Gigawattstunden. Würden die 700.000 Tonnen biogene Abfälle nicht im Restmüll landen, sondern getrennt gesammelt und einer entsprechenden Verwertung zugeführt werden, könnte damit ein Gaskraftwerk mit einer Leistung von 250 MWel rund zwei Monate mit erneuerbarem Gas betrieben werden und somit einen Beitrag zur Verringerung der Winterstrom-Lücke leisten.
Die Vergärung biogener Abfälle sorgt nicht nur für die Erzeugung erneuerbarer Energie, verringerter Abhängigkeit von fossilem Erdgas und höhere Wertschöpfung im Inland, sondern ermöglicht grundsätzlich auch, dass die enthaltenen Nährstoffe nicht verloren gehen und in Form des Gärrestes wieder für die Pflanzenernährung zur Verfügung stehen. „Der Bundesabfallwirtschaftsplan 2023 zeigt die Notwendigkeit auf, die getrennte Sammlung biogener Abfälle noch stärker zu forcieren, damit dieses bislang ungenutzte Potenzial künftig sinnvoll genutzt werden kann“, so Norbert Hummel, Biogas-Obmann des Kompost & Biogas Verbandes.