Tiroler Solidarität mit deutschen Bauernprotesten

Seit Montag läuft die Aktionswoche zu Agrardiesel und Kfz-Steuerbefreiung des Deutschen Bauernverbandes. Tirols Bauernbunddirektor Peter Raggl stellt sich solidarisch mit den Protesten in Deutschland und vergleicht die Rahmenbedingungen der Bauern in Tirol.

Geplante Subventionskürzungen der Deutschen Bundesregierung riefen den Deutschen Bauernverband auf den Plan. Mit seiner Aktionswoche zu Agrardiesel und Kfz-Steuerbefreiung protestiert der Bauernverband mit seinen zahlreichen Mitgliedern gegen die einschneidenden Änderungspläne. Joachim Rukwied, Präsident des Deutschen Bauernverbandes: „Es geht hier ganz klar auch um die Zukunftsfähigkeit unserer Branche und um die Frage, ob heimische Lebensmittelerzeugung überhaupt noch gewünscht ist.“

Zukunft der Landwirtschaft

Der Österreichische Bauernbund und die Länder-Bauernbünde erklären sich mit ihren deutschen Berufskollegen solidarisch. 

Tirols Bauernbunddirektor Peter Raggl zeigt auf: „Die Öffentlichkeit muss sehen, welche essenzielle Rolle die Bauern in unserer Gesellschaft spielen. Nicht nur die Lebensmittelproduktion liegt in ihrer Hand, auch die Pflege der Kulturlandschaft ist Arbeit der Landwirtschaft. Die deutsche Ampelregierung zeigt mit ihren Plänen keine Wertschätzung für diese wichtigen Funktionen. Hoffentlich kehrt mit den Protesten auch Vernunft ein.“

Kritisch sieht Raggl hingegen die Beteiligung rechter Organisationen an den Protestaktionen: „Der Protest soll die Zukunft der Landwirtschaft in Deutschland sichern – rechtsextremistische Gesinnungen haben hier keinen Platz. Der Missbrauch rechter Parteien hilft den Bauern nicht, sondern tabuisiert die Proteste und rückt die wichtigen Anliegen der Bäuerinnen und Bauern in den Hintergrund.“

Tiroler Bauernbund: Positiv ins neue Jahr

„Trotz großer Herausforderungen und starkem Gegenwind ist uns im vergangenen Jahr viel für die Bauernfamilien gelungen. Doch große Herausforderungen und Zukunftsängste führen oft auch dazu, dass das Positive gar nicht mehr wahrgenommen, das Erreichte nicht mehr geschätzt wird“, resümiert der Bauernbunddirektor. Für Protestaktionen gäbe es daher aktuell keinen Anlass in Tirol. Neben dem Start der Herkunftskennzeichnung in Großküchen blickt Raggl auch auf den rechtlichen Fortschritt beim Wolf: „Insbesondere der EU-weit spürbare Meinungswechsel beim Wolf ist auf das breite Engagement der bäuerlichen Welt zurückzuführen, wofür wir allen Mitstreitern danken.“

Als weitere Meilensteine im Jahr 2023 nennt Raggl die Wertanpassung bei ÖPUL und den Ausgleichszulagen, die besonders für Nebenerwerbsbetriebe wichtige Abschaffung der Kalten Progression, Entlastungsmaßnahmen wie der Stromkostenzuschuss und die Anhebung der bäuerlichen Pensionen. 

Zudem profitiert man durch den finanziell gut aufgestellten Waldfonds, der klimafitte Wälder für die Zukunft sichern soll. Der ländliche Raum darf sich über mehr Geld durch den Finanzausgleich freuen. „Diese Erfolge und andere mehr sind nur durch Beharrlichkeit, Geschlossenheit und Zusammenarbeit möglich. Der Bauernbund möchte auch in Zukunft mit Optimismus seinen Beitrag für eine positive Entwicklung Tirols leisten“, führt Raggl aus.

Wahlen beeinflussen bäuerlichen Wert

Aktuell hätten die Bäuerinnen und Bauern mit Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig einen starken Fürsprecher, Entwicklungen wie in Deutschland seien unwahrscheinlich, so Raggl. 

In Anbetracht der bevorstehenden Wahlen im heurigen Jahr warnt er jedoch vor einem Wahlergebnis, das den Bauernstand schwächen könnte. „Man sieht am Beispiel Deutschland, wie sich der Wind drehen kann – vom regionalen Versorger während der Coronapandemie wird man für die Gesellschaft als Bauer schnell zum Umweltverschmutzer und Krisenverdiener. Solch eine Entwicklung lässt sich verhindern: durch eine Regierung, die die Arbeit der Bäuerinnen und Bauern schätzt und ihre Anliegen hört und vertritt.“

- Bildquellen -

  • Berlin, Germany December 18. 2023 Farm Tractors In The Center Of The Capital.: Jakob – stock.adobe.com
- Werbung -
AUTORRed. HP
Vorheriger ArtikelSchweine- und Rindfleisch EU-weit im Sinkflug
Nächster ArtikelVielfältige Aufgaben im neuen Jahr