Europas Bio-Flächen sollen bis 2030 auf 25 Prozent ausgeweitet werden. Mit mehr als 26 Prozent der Fläche und 22 Prozent der Betriebe hat Österreich diese Ziele jetzt schon übertroffen. Landwirtschaftsministerium, Bio-Austria und Landwirtschaftskammer legen mit dem Bio-Aktionsplan noch eines drauf: Bis 2027 sollen 30 Prozent der heimischen Flächen biologisch bewirtschaftet werden, bis 2030 sogar bis zu 35 Prozent.
Vorreiterrolle in Europa
Bio – logisch. So oder so ähnlich wirkt das kleine Österreich im Vergleich mit anderen Ländern der Europäischen Union (EU). Der Anteil an Betrieben, die biologisch wirtschaften, ist mit 22 Prozent vergleichsweise hoch. Österreichs Agrarpolitiker bemühen sich seit EU-Beitritt um steten Zuwachs im Bio-Sektor und um agrarpolitische Maßnahmen, die auf das Konto von Bio-Betrieben einzahlen. Nachdem die EU-Kommission vor rund drei Jahren den “Green Deal” als Maaß aller Dinge ausgerufen hat, sollen auch die anderen EU-Länder diese grüne Transformation mittragen. Vorangegangen ist die EU bereits mit einem eigenen Bio-Aktionsplan. Mit konkreten Flächen- und Produktionszielen für den Bio-Sektor sollen andere Länder nun dem Vorbild Österreich folgen und den Bio-Pfad beschreiten. Ob strikte Zielvorgaben für die praktische Umsetzung sinnvoll sind und angebotene Bio-Produkte am europäischen Bio-Markt auch genügend Abnehmer finden werden, lässt sich heute noch nicht feststellen.
Bio als eigene Maßnahme im neuen ÖPUL
Mit dem „Aktionsprogramm Biologische Landwirtschaft 2023“ wollen Minister Norbert Totschnig, Bio Austria Obfrau Gertraud Grabmann und Landwirtschaftskammer Österreich Präsident Josef Moosbrugger jedenfalls die Messlatte im eigenen Land noch höher legen. Gelingen soll dies mit der konsequenten Unterstützung der Green-Deal-Ziele, der Berücksichtigung der Maßnahmen des EU-Bioaktionsprogrammes, der Umsetzung der Bio-Verordnung 2018/848 wie auch mit einer Steigerung der Nachfrage nach Bio-Produkten. In der neuen Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP), die ab nächstem Jahr in Kraft tritt, stehen Unterstützungsmaßnahmen für die Bio-Landwirtschaft im Ausmaß von rund 550 Millionen Euro jährlich zur Verfügung. Zudem wird Bio auch wieder als eigene Maßnahme im Umweltprogramm ÖPUL bestehen.
Grabmann: Stärkung von Bio erfordert abgestimmten Einsatz von Maßnahmen
„Die Bio-Landwirtschaft ist ein wichtiges Instrument zur Erreichung der Klima- und Biodiversitätsziele des Green Deals. Es gilt sie entsprechend kontinuierlich zu stärken und auszubauen. Das erfordert den abgestimmten Einsatz eines Bündels an unterschiedlichen Maßnahmen und Instrumenten. Das Bio-Aktionsprogramm spricht viele dieser Instrumente an und leistet so einen wesentlichen Beitrag, um Bio auf nationaler Ebene weiterzuentwickeln und die Bio-Vorbildrolle innerhalb Europas zu erhalten”, so Grabmann. Der Bio-Verband wolle mit all seinen Möglichkeiten zur Umsetzung der Maßnahmen des Bioaktionsprogramms beitragen. Sei es bei Beratungs- und Bildungsangeboten bis hin zur Information der Konsumenten über die Vorzüge der Bio-Landwirtschaft für Umwelt und Gesellschaft.
Treue Bio-Konsumenten trotz Teuerung
Zudem will der Landwirtschaftsminister trotz aktueller Teuerung und einer folgend schwierigen Ausgangslage den Konsum von Bio-Lebensmitteln ankurbeln. „Mehr als zehn Prozent der gekauften Lebensmittel sind bio. Wir beobachten, dass Konsumenten diesen Produkten trotz allgemein gestiegener Preise die Treue halten. Wer regional kauft, stärkt unsere bäuerlichen Familienbetriebe, schützt die Umwelt durch kürzere Transportwege und die Wertschöpfung bleibt im Land“, argumentiert Totschnig.
Der Umsatz mit Bio-Lebensmitteln liegt in Österreich trotz allgemein hoher Teuerung mengenmäßig weit über dem Vergleichszeitraum 2019 und 2020, und nur marginal hinter dem Rekordumsatzjahr 2021, betont auch die Bio Austria Obfrau. „Dass Bio-Lebensmittel in Österreich in Zeiten der Teuerung einen derart stabilen Absatz vorweisen ist neben dem hohen Umwelt- und Qualitätsbewusstsein der Österreicheren und anderen Faktoren auch auf die Maßnahmen des Bioaktionsprogramms zurück zu führen”, ergänzt Grabmann. Man wolle im Sektor konsequent weiterarbeiten und Marktstabilität beibehalten, um das gesetzte Ziel von 35 Prozent Bio-Anteil bis 2030 zu erreichen.
Dreiklang: Angebot, Absatz und Nachhaltigkeit
„Der österreichischen Agrarpolitik ist es bei der Umsetzung der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) trotz höherer Anforderungen im Umweltbereich gelungen, praktikable und zukunftsweisende Rahmenbedingungen auch für den heimischen Biosektor zu erreichen. Die Mittel konnten sogar aufgestockt werden. Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine stellt jedoch eine erhebliche Herausforderung für unsere Biobetriebe dar. Hohe Qualität und regionale Herkunft mit guten Erzeugerpreisen müssen weiterhin zentrales Credo in der Landwirtschaft sein”, bestätigt der LK-Präsident seine Vorredner. Gutes Marketing sei entsprechend zu unterstützen denn man müsse Menschen vermitteln, wie sie selbst, die Umwelt und das Tierwohl von hohen Standards profitieren können.
Bio, wenn Betriebe „können und wollen”
„Wir wollen, dass unsere Bio-Betriebe weiterhin ökologisch wirtschaften können, wenn sie das wollen und entsprechende Voraussetzungen mitbringen”, so Moosbrugger. Angesichts der enormen Kostensteigerungen brauche es aber einen besseren Wertschöpfungsanteil, der Betriebe ‘leben’ lässt. Er erneuert seine Forderung, die Märkte in Europa und Österreich genau im Auge zu behalten und diese Beobachtungen in alle Überlegungen einzubeziehen. Das gelte insbesondere dann, wenn es um das Thema Bioflächenausweitung geht. „Das Wichtigste für Biobauern und Versorgungssicherheit ist ein ausgewogener Dreiklang aus Angebot, Absatz und nachweisbarer Nachhaltigkeit, wie im EU-Bio-Aktionsplan vorgesehen”, ist Moosbrugger mit dem Plan zufrieden.
- Bildquellen -
- Bio Enquette 2022: BML/Lendl