125 Jahre Steirischer Bauernbund: Im Wandel der Zeiten

Das Jahr 1899 markiert den Beginn des Steirischen Bauernbundes. Mit einem Gottesdienst im Grazer Dom und einem Festakt enden die Feierlichkeiten rund um das Jubiläum „125 Jahre Steirischer Bauernbund“.

V.l. LH a. D. Hermann Schützenhöfer, BB-Direktor Franz Tonner, Landesbäuerin Viktoria Brandner, Minister Norbert Totschnig, LH Christopher Drexler, LR Simone Schmiedtbauer, LK-Vizepräsidentin Maria Pein, BB-LO Franz Titschenbacher sowie Josef Riegler

Der Jubiläums-Landesbauernrat heuer im Mai leitete die Feierlichkeiten anlässlich des 125-jährigen Bestehens des Steirischen Bauernbundes ein. Der nun stattgefundene Festakt in der Alten Universität in Graz war gleichzeitig Höhe- und Schlusspunkt dieses Jubiläums. Ein Film, Kurzinterviews und Festansprachen gaben einen Rückblick auf die Bauernbund-Geschichte und einen Ausblick auf die künftigen Arbeitsschwerpunkte.

Ureigenste Bauernbund-Aufgabe

Die Gründung des Steirischen Bauernbundes geht auf den 23. Mai 1899 zurück, als der oststeirische Reichsratsabgeordnete Franz Hagenhofer den Katholisch-konservativen Bauernverein für Mittel- und Obersteiermark ins Leben rief. Seit damals prägte der Bauernbund nicht nur die Geschichte der bäuerlichen Interessenvertretung, sondern auch der Landes- und Bundespolitik. Landesobmann Franz Titschenbacher ging in seiner Rede – sie stand unter dem Motto „Dem Erbe verbunden, dem Wandel verpflichtet, der Zukunft entgegen“ – auf solche starke Persönlichkeiten ein. Das Ziel des Bauernbundes ist aber immer das gleiche geblieben. „Den bäuerlichen Familien zu dienen, sie zu vertreten und vor allem der Jugend Perspektiven zu vermitteln“, so Titschenbacher. Gleichzeitig gab er einen Ausblick auf die Arbeitsschwerpunkte für die Zukunft: „Digitalisierung, Bewältigung des Klimawandels, Respekt vor dem Eigentum, verlässliche Rahmenbedingungen sowie die Energiewende hin zu erneuerbarer Energie.“

Landeshauptmann Christopher Drexler betonte, dass der Steirische Bauernbund seit dem Jahr 1945 ein integrativer Bestandteil der Steirischen Volkspartei sei. Er nannte die Landeshauptmänner Anton Pirchegger, Josef Krainer I. und Josef Krainer II., die aus den Reihen des Steirischen Bauernbundes gekommen seien und das Land massiv mitgeprägt hätten. 

Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig bezeichnete den Steirischen Bauernbund als starken Innovationstreiber für Österreich. Im Hinblick auf die Landtagswahl appellierte Totschnig: „Wir brauchen eine starke Volkspartei und müssen alle mobilisieren, damit die Steirische Volkspartei mit Landeshauptmann Christopher Drexler am 24. November als Erster durchs Ziel geht.“

Ökosoziale Marktwirtschaft

Der Höhepunkt des Bauernbund-Festaktes war die Ansprache von Josef Riegler mit seinen Ausführungen zur Ökosozialen Marktwirtschaft. Das „Ökosoziale Manifest“, das Josef Riegler in seiner Antrittsrede als Landwirtschaftsminister im Jänner 1987 präsentiert hat, ist nach wie vor brandaktuell. Beim Bauernbund-Jubiläum verkürzte er die Formel auf „Der Bauer als moderner Unternehmer, als Anbieter begehrter Dienstleistungen und als Hüter der Umwelt“. Die Rahmenbedingungen dafür sind in Österreich gut: „Wir haben eines der besten landwirtschaftlichen Bildungssysteme, ein flächendeckendes Beratungswesen sowie ein dichtes Netz von leistungsfähigen Genossenschaften und Gemeinschaften. Wir haben eine hoch motivierte Landjugend. Dank Bauernbund und der Integration in die ÖVP ist der bäuerliche Berufsstand in der Regierung und Gesetzgebung auf Landes- und Bundesebene gut verankert.“

Die Ökosoziale Agrarpolitik war dann der Zündfunke für das wirtschafts- und gesellschaftspolitisch bahnbrechende Konzept der Ökosozialen Marktwirtschaft. „Im November 1989 konnte ich als ÖVP-Bundesparteiobmann hier in Graz die Idee der Ökosozialen Marktwirtschaft als Weltneuheit erstmals öffentlich präsentieren“, betonte Riegler und nannte ihren Wesenskern: „Es geht um die richtige Balance zwischen einer leistungsfähigen Marktwirtschaft auf Basis von Eigentum und Eigeninitiative, aber eingebettet in soziale Solidarität und Schutz von Umwelt und Klima durch wirtschaftliche Anreize.“

Im Jahr 2004 wurde dieses Konzept über das Ökosoziale Forum Europa als „Global Marshall Plan für eine weltweite Ökosoziale Marktwirtschaft“ weiterentwickelt. „Als die UNO 2015 die Nachhaltigen Entwicklungsziele beschloss und im selben Jahr der Klimavertrag von Paris verabschiedet wurde, glaubten wir, dass die wesentlichsten Anliegen des Global Marshall Plans umgesetzt sind“, sagte Riegler. Doch es kam anders: 2016 legte US-Präsident Donald Trump den Retourgang ein. 2022 begann Russland den Angriffskrieg auf die Ukraine. „Das ist ein zivilisatorischer Rückfall um 80 Jahre“, erklärte Riegler und trug mit Vehemenz seinen Appell vor: „Europa, wache auf aus deiner Naivität! Wohlgesinnte Kräfte der freien Welt, vereinigt euch! Macht die UNO wieder handlungsfähig!“  

Viele Ehrengäste

Dem Festakt wohnten viele weitere Wegbegleiter des Bauernbundes bei. Dazu zählten auch Landesrätin Simone Schmiedtbauer, Landeshauptmann a. D. Hermann Schützenhöfer, der frühere BB-Landesobmann Gerhard Wlodkowski, der österreichische Bauernbund-Direktor David Süß, Landesbäuerin Viktoria Brandner und Jungbauern-Obmann Bernd Brodtrager. Auch Berta Pöltl und Anni Seitinger, die Witwen der verstorbenen Landesobmänner Erich Pöltl und Hans Seitinger, feierten dieses Jubiläum mit.

Für die feierliche Umrahmung sorgten der Kirchen- und Volksliedchor Donnersbach sowie die Wetterloch-Blos. Sie hatten schon zuvor den von Dompfarrer Ewald Pristavec zelebrierten Festgottesdienst im Dom würdig umrahmt.

- Bildquellen -

  • 125 Jahre Steirischer Bauernbund: Arthur
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AUTORRed. KB
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