Ein Kind will angeln gehen und macht sich auf die Suche nach einem Wurm für dieses Vorhaben. Nach einigem Herumstochern in einem trockenen Ackerboden gibt es ohne einen Regenwurmfund resigniert auf. Das sprechende „Ja!Natürlich“-Schweinchen aber hat die Lösung: Das Kind müsse nur in einem Bioboden suchen – dort sei „noch Leben im Boden“.
Soweit die Kurzzusammenfassung jenes Werbespots der Bio-Handels-marke„Ja!Natürlich“, der die Gemüter vieler Bauern erhitzt: Die Werbung suggeriere, dass sich in
einem konventionellen Ackerboden keine Lebewesen mehr befänden. Auf Facebook haben dazu schon mehrere Bauern ihren Unmut geäußert. Auch die Kammerräte des oberösterreichischen Bauernbundes zeigten sich in der Vollversammlung der Landwirtschaftskammer Oberösterreich vergangene Woche verärgert.
Norbert Ecker, ein anerkannter Bodenexperte, war schockiert über diesen Angriff auf die konventionellen Bauern: „Ich beschäftige mich seit 20 Jahren mit dem Bodenleben und habe Respekt und Anerkennung vor jedem Bauern – ob bio oder konventionell – der den Boden nachhaltig bewirtschaftet. Ich bin aber nicht dafür, dass man die konventionellen Bauern nun in einem Werbespot beschmutzt.“
Die Landwirtschaftskammer Oberösterreich hat eine Beschwerde an den Werberat gerichtet. In der Vollversammlung wurde aufgerufen, die Beschwerde an die Verantwortlichen im Rewe-Konzern (Anm.: „Ja!Natürlich“ ist die Handelsmarke des Rewe-Konzerns, zu dem Billa, Merkur, Adeg und Bipa gehören) zu übermitteln. „Übertreibung und die emotionale Aufladung von Produkten müssen in der Werbung akzeptiert werden, nicht aber die bewusste Verbreitung von Falschinformationen“, heißt es in der Resolution.
Dialog zeigt Wirkung
Gleichzeitig hat der Bauernbund den Dialog mit den Verantwortlichen gesucht. Bauernbund-Präsident Georg Strasser: „Ich kann mit dem sprechenden Schweinderl leben. In der Werbung braucht es immer auch eine gewisse Fiktion. Wenn aber das Schweinderl
falsche Tatsachen darstellt und versucht die Bauern auseinanderzudividieren, dann wird eine rote Linie überschritten.“
Ein Gespräch von Strasser mit den Verantwortlichen von Rewe und „Ja!Natürlich“ zeigte Wirkung. „Es war seitens Rewe und ,Ja!Natürlich’ ein Problembewusstsein und Verständnis da und es wurden auch sofort Maßnahmen ergriffen“, ist Strasser zufrieden. So will „Ja!Natürlich“ den Spot prüfen und adaptieren. Strasser: „Wir erwarten uns nun, dass die zugesagten Adaptionen ehestmöglich erfolgen.“
Auf Facebook hat „Ja!Natürlich“ bereits eine Stellungnahme veröffentlicht. „Das Ziel unserer Kommunikation ist es immer, die Leistungen unserer Biobauern und in weiterer Folge der Marke ,Ja!Natürlich’ hervorzuheben. Es geht uns nicht darum, andere schlecht zu machen oder Schwarz-Weiß-Malerei zu betreiben. Auch eine Vielzahl konventionell wirtschaftender Landwirte behandelt die wichtige Ressource Boden sehr nachhaltig“, heißt es dort. Man wolle das Gemeinsame vor das Trennende stellen und gemeinsam für einen gesunden Boden eintreten.
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