Die Sojabohne zählt weltweit zu den wichtigsten Nutzpflanzen und zur bedeutendsten Ölsaat. Das nahm das Ökosoziale Forum in Zusammenarbeit mit dem Institut für Umwelt – Friede – Entwicklung und der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit zum Anlass, um über den globalen Sojamarkt und seine Konsequenzen zu diskutieren.
Importe und Exporte
“In China verändern sich die Ernährungsgewohnheiten hin zu den westlichen Gewohnheiten”, erklärte der deutsche Agrarjournalist Jan Peters. Das habe erhöhten Fleischkonsum und damit erhöhten Bedarf an Soja als Futtermittel zur Konsequenz, eröffnete Peters die Diskussion über Import und Export. Die weltweit wichtigsten Exportländer für Sojabohnen (2013) sind Brasilien (43 Mio. Tonnen) und die USA (39 Mio. Tonnen) sowie Argentinien (8 Mio. Tonnen), Paraguay (5 Mio. Tonnen) und Uruguay (4 Mio. Tonnen). Importiert werden die größten Mengen von China (66 Mio. Tonnen und der EU (13 Mio. Tonnen).
Bei Sojakuchen, also Futtermittel, bei dem das Öl extrahiert wurde, sind Argentinien (22 Mio. Tonnen), Brasilien (13 Mio. Tonnen), die USA (8 Mio. Tonnen), Indien (5 Mio. Tonnen) und die Niederlande die Topexporteure. Hauptimporteur ist die EU, die 2013 17,5 Mio. Tonnen Sojakuchen einführte. Argentinien ist mit Abstand der wichtigste Exporteur von Sojaöl (2013 4,3 Mio. Tonnen). Die Hauptimportländer sind China, Indien, Iran und Algerien. Sojaöl findet als Lebensmittel Verwendung, wird aber auch als Agrotreibstoff verarbeitet.
Hoher Stellenwert von Soja
Der Projektentwickler für Lateinamerika, Martin Hubinger, betonte den hohen Stellenwert, den die Sojabohne in der lateinamerikanischen Landwirtschaft hat. In Brasilien beispielsweise sei Soja das zweitwichtigste Exportgut nach Eisenerz, so Hubinger. Auch in Afrika habe die Landwirtschaft generell einen hohen Stellenwert, erklärte die aus Uganda stammende Boku-Studentin Sara Hellen Kaweesa. Rund 80 Prozent der Wirtschaftsleistung stammen dort aus der Landwirtschaft. Ohne sie gebe es auch keinen Wohlstand. Kaweesa äußerte allerdings Bedenken, dass ein verstärkter Sojaanbau in Afrika zu Verwerfungen in der lokalen Lebensmittelproduktion führen könnte.
In Europa ist die Situation anders. Aufgrund der Eiweißlücke wandelte sich Europa zu einem großen virtuellen Landimporteur, so der Präsident des Ökosozialen Forums, Stephan Pernkopf. Das sei jedoch nicht zufriedenstellend, weil das importierte Soja gentechnisch verändert (GV) ist. “Die Konsumenten wollen zwar die GV-Freiheit. Beim Bezahlen ist das dann aber nicht so”, hob Pernkopf hervor. Auch Peters wies auf diesen Widerspruch hin. In den EU-Staaten ist der Anbau von GV-Soja nämlich verboten. “Wir dürfen es selbst nicht produzieren, importieren es aber”, stellte Peters klar.
Das Problem mit Gentechnik, die virtuellen Landimporte und das Land Grabbing, ein Begriff für die Aneignung von Nutzflächen, zum Teil auch als Landraub bezeichnet, sowie die schlechten Erzeugerpreise werfen die Frage nach Verbesserungsvorschlägen für den weltweiten Sojamarkt auf. Ein Ansatz, worin sich Peters und Hubinger einig zeigten, besteht darin, die Transportkosten zu erhöhen. Das würde wieder stärker zu regionalen Kreisläufen führen, wodurch die Wertschöpfung im eigenen Land erhöht werden könnte. Kaweesa forderte zusätzlich mehr Solidarität und globale Partnerschaften ein.
Pernkopf betonte, dass man die Preisfrage nicht lösen könne, weil es am Weltmarkt keine festgesetzten Mindestpreise gibt. Viel mehr müsse man in der Entwicklungszusammenarbeit andere Länder unterstützen, um die dortigen Umwelt- und Sozialstandards zu erhöhen. “Die Zukunft liegt in der Präzisionslandwirtschaft”, hob Pernkopf zusätzlich hervor. Angesichts der steigenden Weltbevölkerung, des Klimawandels und des Bodenverbrauchs werde man an der nachhaltigen Intensivierung der Landwirtschaft nicht vorbeikommen, um die Ernährungssicherheit aufrechtzuerhalten, zeigte sich Pernkopf überzeugt.
Sojaanbau: Produktionssteigerung von 1600 Prozent in 50 Jahren
2013 wurden weltweit rund 278 Mio. Tonnen Soja produziert. 1993 betrug die Produktion laut FAO-Zahlen noch 115 Mio. Tonnen, 1960 waren es gerade einmal 17 Mio. Tonnen. Das bedeutet eine Produktionssteigerung von 1600 % in den vergangenen 50 Jahren. Fast 88 % der gesamten Soja-Produktion finden auf dem amerikanischen Kontinent statt. Hauptproduzent sind die USA mit rund 108 Mio. Tonnen jährlich, gefolgt von Brasilien mit 87 Mio. Tonnen und Argentinien mit 53 Mio. Tonnen.
Die Sojabohne: Zahlen und Fakten zur wichtigsten Bohne
• Die Sojabohne zählt weltweit zu den wichtigsten Nutzpflanzen und zur bedeutendsten Ölsaat und enthält rund 18 % Öl und 38 % Eiweiß.
• Nur rund 2 % der weltweiten Produktion finden direkt Eingang in die menschliche Ernährung.
• Die restlichen 98 % finden als eiweißreiches Kraftfuttermittel (Sojaschrot) in der Tierhaltung Verwendung.
• Der Ölanteil wird überwiegend in der Lebensmittelerzeugung eingesetzt und ein kleinerer Anteil für Treibstoffe.
Eva Zitz