Die Wurzeln unseres heute gängigen, linearen Wirtschaftssystems reichen zurück in die vorindustrielle Zeit. Damals lagen sowohl der Pro-Kopf-Ressourcenverbrauch als auch die Weltbevölkerung weit unter der Kapazitätsgrenze des Planeten. Mit der industriellen Revolution änderten sich die Verhältnisse gravierend, doch die Wirtschaft blieb bis heute ihren Prinzipien treu – mit den bekannten Auswirkungen auf Klima, Umwelt und Gesellschaft.

Dass die verfügbaren Ressourcen, allen voran die fossilen Energieträger, aber begrenzt sind, wurde der Welt spätestens mit der Energiekrise in den 1970er-Jahren bewusst. Bevor der Plafond für das unendliche Wachstum erreicht werden würde, sollte die Bioökonomie Abhilfe schaffen. Diese steht für ein Wirtschaftskonzept, das fossile Ressourcen durch nachwachsende Rohstoffe in möglichst allen Bereichen ersetzt und alle wirtschaftlichen Sektoren umfasst. Allein dadurch sollen die globalen Dauerbrenner Klimawandel, aber auch Lebensmittel- und Wasserknappheit sowie Umweltbelastung eingedämmt werden.

Aktionen in Brüssel und Wien
Bereits 2005 wurde auf europäischer Ebene mit der „Knowledge-Based Bio- Economy“ die Absicht verlautbart, die fossile Rohstoffbasis endgültig aus der Marktwirtschaft zu verdrängen. Sieben Jahre später folgte die Bioökonomiestrategie der EU. Beides stieß manchen in der wissenschaftlichen Welt sauer auf, denn die Brüsseler Entscheidungsträger hielten weiterhin an der ressourcenintensiven Wachstumsstrategie fest und substituierten lediglich die erdölbasierten Energieträger. Erst im Jahr 2018 wurde das Papier erweitert und um die Notwendigkeit entsprechender Studien ergänzt.
Österreich war indes schon einen Schritt weiter. Schnell hatte man hierzulande erkannt, dass biogene Rohstoffe allein nie ausreichen können, um den globalen Ressourcenhunger zu stillen. Die Kreislauforientierung und eine genügsamere Lebensweise wurden daher in Wien zu zentralen Bestandteilen der 2019 vorgestellten Österreichischen Bioökonomiestrategie.

Damit die Umwandlung gelingt, ist speziell die Forschung gefordert. Insbesondere die Universität für Bodenkultur konnte sich als Epizentrum der Bioökonomie-Forschung manifestieren – fast alle Institute forschen im einschlägigen Bereich.

Netzwerk mit 150 Partnern
Die Umwandlung in eine biogenbasierte Marktwirtschaft ist letztlich aber ein gesamtgesellschaftlicher Prozess, welcher die Einbindung aller Beteiligten erfordert. 2022 wurde daher mit dem Netzwerk „Bioeconomy Austria“ ein Leuchtturmprojekt in Sachen Umsetzung der Bioökonomie aus der Taufe gehoben. Unter Federführung des Ökosozialen Forum Österreich und Europa sollen nun Wirtschaft, Forschung, Politik und Gesellschaft Informationen und Know-how entlang gesamter Wertschöpfungsketten austauschen. Mittlerweile sind mehr als 150 Projektteilnehmer an Bord. Der erste Schwerpunkt des Netzwerks liegt auf dem Rohstoff Holz. In weiterer Folge sollen alle nachwachsenden Rohstoffquellen der Bioökonomie einbezogen werden – vom Acker über Wasser bis hin zu biobasierten Reststoffen.

Biomassekonferenz in Graz
Auch die 7. Mitteleuropäische Biomassekonferenz von 18. bis 20. Jänner im Messezentrum Graz stellt den Ausstieg aus den fossilen Energien und damit aus der Abhängigkeit von Öl, Gas oder Kohle aus Arabien oder Russland in den Fokus. Bioenergie sei dafür ein wesentliches Zukunftsinstrument, gemeinsam mit Wind, Wasser und Sonne sowie Energiesparmaßnahmen, sind die Veranstalter überzeugt. Der Österreichische Biomasse-Verband, die LK Steiermark und die Bioenergy and Sustainable Technologies GmbH haben hochkarätige Vortragende geladen, welche bei der Tagung über Neuigkeiten aus der Bioenergieforschung, klimasmarte Forst- und Holzwirtschaft sowie Nachhaltigkeit auf regionaler und nationaler Ebene referieren werden. Die Brücke zur Praxis schlägt ein umfangreiches Exkursionsangebot. Eine Anmeldung ist noch möglich.

www.cebc.at

- Bildquellen -

  • : TCHARA - STOCK.ADOBE.COM
- Werbung -
AUTORClemens Wieltsch
Vorheriger ArtikelEs wär’ ein Hammer
Nächster Artikel20.000 Euro für guten Zweck