„Von Acker zum Teller“ lautete das Motto des Agrarpolitiktages bei der Wintertagung des Ökosozialen Forum. Die harsche Kritik gegenüber den Handelsketten und den Lebensmittelverarbeitern dominierte die Diskussionen über Zukunft und Herkunft bäuerlicher Erzeugnisse.
Präsident Stephan Pernkopf sprach sich für mehr Autarkie bei der Lebensmittel- und Energieproduktion aus. Zudem werde es künftig „ohne Herkunft keine Zukunft“ geben. Denn Herkunft gebe Sicherheit und man wisse, wie Lebensmittel produziert werden. Auch bei Gas sei Österreich abhängig geworden. Er thematisierte auch die enorm gestiegenen Großhandelspreise, welche Abhängigkeiten schaffen würden. Nun müsse das Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz rasch mit Leben erfüllt werden, um mehr Energie selbst zu produzieren. „Die Energiewende muss richtig gemacht werden.“ Europa dürfe jetzt nicht „Kohlekraftwerke und Atomkraftwerke ausmotten. Wir lehnen es ab, Atomkraft mit einem grünen Mascherl zu versehen“, so Pernkopf in Richtung Brüssel. Neben der sofortigen Umsetzung der Herkunftskennzeichnung ist auch jene des Sonder-Investitionsprogrammes für Energieautarke Bauernhöfe eine zentrale Forderung von Pernkopf.
Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger hob die positiven Effekte der COVID-Pandemie für die Landwirtschaft hervor. Es habe endlich ein „Umdenken in der Gesellschaft“ stattgefunden. 2020 wurde mit plus 24 Prozent das historisch höchste Wachstum bei der Nachfrage nach regionalen Produkten aus Direktvermarktung verzeichnet. Die Konsumenten würden verstärkt Herkunft und Produktionsweise nachfragen und sich Gedanken über die künftige Landwirtschaft machen. Mit der neuen GAP-Periode will die Ministerin Bauernfamilien Perspektiven und Werkzeuge für die Zukunft geben.
Heftige Kritik übte Köstinger am Handel und auch an so manchen Verarbeitern. Diese sollen sich „nicht nur auf billige Masse konzentrieren, sondern auf den flächendeckenden Erhalt der Landwirtschaft.“
Ein aktueller Anlassfall für Köstingers Schelte ist ein Clinch des REWE-Konzerns mit dem steirischen Fleischverarbeiter Schirnhofer. Dazwischen stehen 500 Rinderbauern, auf deren ALMO-Qualitätsrindfleisch beide Kontrahenten abzielen.
Hintergrund für die angeheizte Debatte dürfte auch die Errichtung der Ombudsstelle im BMLRT für betroffene Betriebe sein, welche mit 1. März 2022 mit Leben erfüllt werden soll. Mit dieser von Köstinger initiierten Ombudsstelle soll unfairen Handelspraktiken künftig „ein Riegel vorgeschoben werden“. Ziel sei es, dass Handels- und Verarbeitungsbetriebe die Bäuerinnen und Bauern nicht mehr unter Druck bringen können.
Die 69. Wintertagung des Ökosozialen Forums Europa und Österreich ist die größte Diskussionsveranstaltung der österreichischen Agrarbranche und findet noch bis 3. Februar 2022 statt. Die Beiträge sowie ergänzende Vorträge sind nach Anmeldung in der Mediathek zur Wintertagung unter oekosozial.at abrufbar.
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- Wintertagung PGP 6193b: Paul Gruber