Wildtierhaltung am Stücklerhof

Riki und Engelbert Zinnebner, wohnhaft in Gams bei Hieflau (Steiermark), haben sich der Wildtierzucht verschrieben. Warum sie auf diese Betriebsform gekommen sind und was den Stücklerhof sonst noch auszeichnet, erzählen sie in dieser Report

Die Vorfahren der Hirsche, die am Stücklerhof gehalten werden, stammen ursprünglich aus Rumänien. Beeindruckend - nicht nur für die Gäste am Hof ? ist die Hirschbrunft mit dem typischen Röhren der männlichen Tiere. ©Zinnebner
Die Vorfahren der Hirsche, die am Stücklerhof gehalten werden, stammen ursprünglich aus Rumänien. Beeindruckend – nicht nur für die Gäste am Hof ? ist die Hirschbrunft mit dem typischen Röhren der männlichen Tiere. ©Zinnebner
Der Stücklerhof, den Riki und Engelbert Zinnebner von Rikis Eltern übernommen haben, liegt eingebettet in die wildromantische Landschaft des Gesäuses auf einer Seehöhe von etwa 650 Meter. Er verfügt über eine Flächenausstattung von rund 60 Hektar Wald und 10 Hektar Grünland. Zusätzlich wird von den Zinnebners den Sommer über die Scheucheggalm, eine Servitutsalm der steiermärkischen Landesforste mit 56 Hektar Weidefläche auf einer Seehöhe von rund 1500 Meter, bewirtschaftet. Seit am eigenen Betrieb keine Rinder mehr gehalten werden, wird Weidezinsvieh aufgenommen und gealpt. Familie Zinnebner ist für das Zäunen und und gemeinsam mit dem Viehhalter für das “Halten” – die Beau

Wildtierhaltung als extensive Bewirtschaftung

Riki und Engelbert Zinnebner bewirtschaften den Stücklerhof in Gams bei Hieflau. ©BZ/Riegler
Riki und Engelbert Zinnebner bewirtschaften den Stücklerhof in Gams bei Hieflau. ©BZ/Riegler
Rikis Eltern haben den Stücklerhof in ihrer aktiven Zeit im Vollerwerb bewirtschaftet – mit Milchviehhaltung und vielen, oft weit entfernten Pachtflächen. Engelbert ist als Berufsjäger im Stift Admont angestellt und übt diesen Beruf gerne aus. Nach der Betriebsübernahme im Jahr 1996 haben Riki und Engelbert den Hof daher auf Nebenerwerb mit Mutterkuhhaltung umgestellt. Die Nutzung und Pflege des Waldes, wo wie in der Region üblich vor allem Fichten, Tannen, Lärchen und Buchen wachsen, übernimmt Engelbert Zinnebner gemeinsam mit Sohn Peter. “Aus meiner außerbetrieblichen Arbeit habe ich Bezug zu Wild. Daher sind wir auf der Suche nach einer noch extensiveren Bewirtschaftungsform für unseren Betrieb, schließlich auf die Wildtierhaltung gekommen”, erzählt Engelbert Zinnebner: “Ich mache die Waldarbeit gerne, die Steilflächen aufzuforsten, war aber nie eine Alternative für mich.” Eine Entscheidung, die der Nebenerwerbsbauer bis heute nicht bereut hat: “Unsere Wiesen sind ziemlich steil, und zur Futterernte waren daher immer teure Spezialmaschinen notwendig. Mit den derzeitigen Rinderpreisen würde sich das einfach nicht rechnen.”Inzwischen sind sechs Hektar Grünland mit Wildgatter eingezäunt, der Aufwuchs der restlichen Wiesen wird als Wildheu für die Winterfütterung eingebracht. Maissilage und Kraftfutter, das die Tiere in der kalten Jahreszeit zusätzlich erhalten, werden zugekauft. Rund 35 Stück Hirsche, die ursprünglich aus Rumänien stammen, werden im Gehege gehalten. Vermarktet wird das Rotwild ausschließlich lebend – an Neueinsteiger in der Wildtierhaltung beziehungsweise zur Blutauffrischung für bestehende Herden.

Beratungsangebote der LK und Fachverbände nutzen

Das Ferienhaus
Das Ferienhaus “Almhütte” wurde vollständig aus heimischem Vollholz angefertigt. So ist ein heimeliges, gemütliches Ferienhaus für zwei bis vier Personen entstanden. ©Zinnebner
Laut Gesetz sind bis zu vier Stück Rotwild, das entspricht einer Großvieheinheit (GVE), pro Hektar Weidefläche zulässig. Mindestens zwei Hektar muss eine Fläche groß sein, damit sie zur Wildtierhaltung eingezäunt werden darf. “Die ideale Herdengröße ist auf jedem Betrieb anders, es kommt vor allem auf die Bodenbeschaffenheit an”, weiß Engelbert Zinnebner aus Erfahrung. Sind zu wenige Tiere im Gehege, wächst das Futter aus und wird nicht mehr gefressen, zu dichter Besatz führt hingegen zu Schäden in der Grasnarbe.Neueinsteigern raten Riki und Engelbert Zinnebner, sich ausreichend zu informieren: Grundsätzlich ist für die Errichtung eines Wildgeheges die Bewilligung der jeweiligen Bezirkshauptmannschaft einzuholen. Ein Gehegebuch – das regelmäßig vom Amtstierarzt überprüft wird – ist zu führen, und für den Umgang mit den Tieren müssen spezielle Ausbildungen nachgewiesen werden. Engelbert Zinn- ebner ist zudem Vorstandsmitglied im Verband landwirtschaftlicher Wildtierhalter in der Steiermark, wo es grundlegende Informationen über gesetzliche Vorgaben und fachliche Inputs gibt. Dazu profitieren die Mitglieder auch vom Erfahrungsaustausch untereinander, sind die Zinnebners überzeugt.

Persönliche Betreuung der Gäste als Erfolgsfaktor

Im Winter erhalten die Hirsche zusätzlich Heu, Maissilage und Kraftfutter. ©BZ/Riegler
Im Winter erhalten die Hirsche zusätzlich Heu, Maissilage und Kraftfutter. ©BZ/Riegler
Auf Zusammenarbeit setzen Riki und Engelbert Zinnebner auch im Betriebszweig “Urlaub am Bauernhof” – als Partnerbetrieb im Naturpark Steirische Eisenwurzen sowie im Nationalpark Gesäuse. “In diesen Partnernetzwerken unterstüzen sich die Mitglieder bei der Vermarktung regionaler Produkte sowie Dienstleistungen und erreichen damit einen Werbewert, der für den Einzelnen unbezahlbar ist”, so Riki Zinnebner, die gemeinsam mit ihrer Mutter den Großteil der Arbeit in der Gästebeherbergung erledigt.Vermietet werden eine Ferienwohnung in einem Nebengebäude sowie das Ferienhaus “Almhütte” – beide sind mit vier Blumen zertifiziert. Insgesamt zehn Betten stehen damit zur Verfügung. “Auch wenn wir sowohl Ferienwohnung als auch Ferienhaus auf Selbstversorgerbasis vermieten, bin ich täglich in Kontakt mit meinen Gästen”, berichtet Riki Zinnebner aus der Praxis. Diesen persönlichen Service schätzen die Gäste, so ist der Betrieb von Mai bis Anfang November voll ausgebucht – auch im Winter ist die Tendenz steigend. 60 Prozent der Gäste sind Stammgäste, 90 Prozent kommen aus Deutschland. Während im Sommer vor allem Familien mit Kindern Urlaub am Stücklerhof machen, sind es in der Vor- und Nachsaison vor allem Paare, die die vielfältigen Wandermöglichkeiten in der Region nutzen und bei Familie Zinnebner Quartier beziehen. Und auch für die Zukunft hat Familie Zinnebner Pläne: Mit Sohn Peter, der mit seiner Freundin ebenfalls am Betrieb wohnt, steht bereits die nächste Generation in den Startlöchern. Sie möchte vor allem das touristische Angebot noch ausbauen, während sich Riki Zinnebner vorstellen könnte, Wild am Hof zu schlachten und zur Vermarktung weiterzuverarbeiten. Es gibt noch viel zu tun am Stücklerhof.

Betriebsspiegel: Stücklerhof, Familie Zinnebner

• Betriebsgröße: 60 Hektar Wald, 10 Hektar Grünland, 56 Hektar Servitutsalm (Scheucheggalm)
• Betriebszweige: Waldwirtschaft, Urlaub am Bauernhof, Wildtierhaltung
• Arbeitskräfte: Riki arbeitet Vollzeit am Betrieb, Engelbert und Sohn Peter neben der Arbeit als Berufsjäger beziehungsweise Bankkaufmann, Oma Elisabeth hilft ebenfalls noch mit
• Kontakt: Riki und Engelbert Zinnebner, 8922 Gams bei Hieflau 11 Telefon: 03637/368 oder 0664/9032208
E-Mail: urlaub@stuecklerhof.at
Web: www.stuecklerhof.at

Eva Riegler

- Werbung -
Vorheriger ArtikelBranchenstandards in der Tierwohlfrage gefordert
Nächster ArtikelDie Unternehmensphilosophie prägt die Maschinenstrategie