
In Tirol wird jedes Jahr auf einer Fläche von ca. 1.400 ha Gemüse angebaut. Seit einigen Jahren stellt der spürbare Klimawandel die heimische Landwirtschaft vor zunehmende Herausforderungen. Das Jahr 2024 war geprägt von ungewöhnlichen Wetterkapriolen. Großflächige Hagelereignisse rund um die Region Völs und Kematen verursachten im August massive Schäden in der heimischen Landwirtschaft. Von den Unwettern betroffen waren insbesondere Glashäuser, Folienhäuser und Kulturen wie Gemüse, Obst und Mais. Der Gesamtschaden in der Landwirtschaft belief sich der Hagelversicherung zufolge auf drei Millionen Euro. Die Bezirke Kitzbühel und Kufstein waren bereits im Juni von schweren Hagel- und Starkregenereignissen betroffen. Hier belief sich der Gesamtschaden auf 1,1 Millionen Euro.
Gute Bedingungen für den Gemüsebau
„Eine deutliche Verlängerung der Vegetationsperiode merken wir schon seit ein paar Jahren“, sagt Stefan Müßigang, Obmann der Tiroler Gemüsebauern. „Die Ernte war in diesem Jahr breits sehr früh möglich. Die ersten Radieschen konnten Ende März geerntet werden. Bei der außergewöhnlichen Trockenheit im Frühjahr haben die jüngsten Niederschläge Abhilfe geschafft. Wichtig wäre jetzt noch, dass es keinen Morgenfrost gibt. Bis jetzt blicken wir auf einen sensationellen Anbau – das Wetter ist genau so wie es sich ein Gemüsebauer wünschen würde.“
Austrieb deutlich früher zu beobachten
Über 86 Familienbetriebe bewirtschaften in Tirol rund 200 ha Obstfläche im Haupt- oder Nebenerwerb. Die Folgen des Klimawandels sind auch im Obstbau spürbar. „Der Austrieb ist heute etwa zehn Tage bis zwei Wochen früher zu beobachten als noch vor 20 Jahren“, erklärt der Obmann von TirolObst, Johannes Kuenz. Steigende Temperaturen, Frost und Schädlinge setzen dem Obstbau zusätzlich zu. Frostnächte sind im April durchaus noch zu erwarten, das gefährdet etwa Marillen und Zwetschken in einem empfindlichen Stadium.
Ungleiche Rahmenbedingungen
Mit steigenden Produktionskosten, hohen Auflagen im Pflanzenschutz und daraus resultierenden ungleichen Rahmenbedingungen innerhalb der EU sind beide Branchen konfrontiert. „Im Insektizidbereich verlieren wir massiv an Mitteln. Das wirkliche Ausmaß der Probleme ist dann erst mit einer Verzögerung von zwei bis drei Jahren ersichtlich. Wenn weiterhin heimisches Obst und Gemüse produziert werden soll, braucht es wieder mehr Vernunft beim Thema Pflanzenschutz und die nötigen Werkzeuge zur Beseitigung von Krankheitsbildern“, so Johannes Kuenz. Die fehlende Gleichstellung sieht auch Stefan Müßigang: „Innerhalb der EU sollten für alle die gleichen Voraussetzungen gelten. So haben wir mit einer Wettbewerbsverzerrung zu kämpfen – der Selbstversorgungsgrad sinkt unter diesen Umständen stetig. Dazu kommen die gestiegenen Energie- und Personalkosten, die sich nicht direkt weitergeben lassen.“
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