Jahrhunderthochwasser, die keine mehr sind
Dürreperioden könnten häufiger werden
Den Alpenraum trifft der Klimawandel stärker
Warum stabile Wetterlagen schlecht sind
Das trifft natürlich die Bauern am meisten. Die Tendenz gehe nämlich dahin, dass häufiger stabile Wetterlagen auftreten, begründet Starke. Das bedeute konkret: “Wenn sich ein starkes Hochdruckgebiet entwickelt, bleibt es auch länger bestehen.” Umgekehrt natürlich genauso: “Wenn eine stabile Wetterlage eintrifft, die nass ist, dann regnet es eben auch viel in kurzer Zeit. So war der heurige Juni im Westen Österreichs der nasseste seit Aufzeichnungsbeginn.” Hochwasser und Ausuferungen werden dadurch zu einem höheren Risiko. Dabei spiele auch die zunehmende Verbauung der Ausuferungsflächen eine Rolle, die die ganze Situation verschlimmere, weil die Flussgeschwindigkeiten dadurch höher würden, so Starke.
In den vergangenen Jahren habe man gesehen, dass oft eine weit ausgreifende stabile Wetterlage dominiert, “und das ist immer schlecht, egal, ob Kälte, Feuchtigkeit oder Dürre”. In diesem Jahr herrscht hingegen eine wechselhafte Wetterlage vor. Durch den Wechsel zwischen warmen und kalten Temperaturen werde es aber immer wieder stark hageln können, so der Meteorologe.
Laut Orlik gilt zusammengefasst für Österreich: Die Trockenperioden, die ihren Höhepunkt im Sommer haben, haben in den vergangenen 150 Jahren leicht zugenommen. Diese leichte Zunahme sagt aber nichts über die Schwere der Trockenperiode aus. Extremereignisse sind aufgrund des seltenen Auftretens statistisch schwierig zu erfassen. Durch die Klimaerwärmung nehmen die Wetterextreme zu. Die Variabilität der Lufttemperatur hat in den vergangenen Jahrzehnten trotz der Temperaturzunahme aber nicht zugenommen. Das bedeutet, dass die Maxima und Minima etwa gleichmäßig gestiegen sind. Frostschäden sind in den Frühlingsmonaten durch den immer früher stattfindenden Vegetationsbeginn auch in Zukunft zu erwarten. Der vergangene April hat das sehr deutlich gemacht.
Die Risikovielfalt für die Landwirtschaft nimmt zu
All diese Ereignisse würden aber vor allem eines zeigen: Die Risikovielfalt für die Landwirtschaft nimmt zu. “Wir haben in den vergangenen Jahren gemerkt, dass Hagel nicht mehr das alleinige Risiko Nummer eins ist”, betont Starke. Dementsprechend werde es für Betriebe immer wichtiger, sich mit einer umfassenden Versicherung gegen die Risiken abzusichern. Für die anstehende Ernte in den kommenden Tagen rät Starke, das Wetter genau zu beobachten, auch Warndienste in Anspruch zu nehmen, um die trockenen Phasen bestmöglich ausnutzen zu können.
Die globale Großwetterlage deute laut Starke nämlich nicht daraufhin, dass sich große stabile Systeme bilden, die einen sonnigen, heißen, trockenen Restsommer bescheren würden. Das Wetter wird also weiterhin eher wechselhaft bleiben, mit Gewitter und Hagelrisiko, wenn sich die Wetterlage von warm auf kalt ändert. Das bedeutet, so der Rat der Experten: Wetter beobachten, informieren und Prognosen anschauen, um die Ernte entsprechend planen zu können.
Es wird wärmer: ZAMG-Studie zu Dürreperioden
Der Sommer 2015 brachte in Österreich und in weiten Teilen Mittel- und Südeuropas ungewöhnlich heißes und trockenes Wetter. In Österreich war es im Gebiet von Oberösterreich über Niederösterreich und Wien bis zum Nordburgenland sogar der trockenste Sommer seit dem Jahr 1911. Es regnete hier bis zu 43 Prozent weniger als in einem durchschnittlichen Sommer. Die Pflanzen reagierten stark auf die Trockenheit, mit Verfärbung der Blätter, vorzeitigem Blattverlust und zum Teil auch mit Absterben. Auswertungen von Satellitendaten zeigten, dass im vergangenen Sommer die Vegetation in einem Trockenstress stand, wie er sonst nur im südlichen Mittelmeerraum zu beobachten ist. Fasst man alle Ergebnisse zusammen, bedeutet das in konkreten Fakten: In den Alpen und ihren umliegenden Regionen steigt die Wahrscheinlichkeit für Dürre-Perioden an, je nachdem welches Emissions-Szenario an Treibhausgasen man annimmt. “Vereinfacht heißt das, bis zum Ende des Jahrhunderts könnte jeder vierte Monat im Vergleich zu heute ungewöhnlich trocken ausfallen”, sagt ZAMG-Klimaforscher und Studienautor Klaus Haslinger. Die gesamte Studie ist online unter www.zamg.ac.at frei zugänglich.