Hirsearten zählen im Mais zu den Klassikern der Problemunkräuter. Um deren Ausbreitung in der im Jugendstadium konkurrenzschwachen Kultur einzudämmen, wurde seit den 1990er-Jahren auf Sulfonylharnstoffe gesetzt. Dieses Vorgehen, in Verbindung mit dem ständigen Einsatz von Triketonen, vor allem Tembotrionen und bis zu deren Verbot auch Topramezonen, hat die Hirseflora verändert. Sie weist zunehmend Resistenzen auf.
Den Landwirten als Anwendern kann man hier keinen Vorwurf machen. Zuletzt kam 2007 ein neuer Wirkstoff auf den Markt, die Produktauswahl ist entsprechend eingeschränkt. Umso entscheidender ist es, den idealen Zeitpunkt für die Herbizidanwendung zu finden. Um diesen zu bestimmen, braucht es zwei Dinge:
- Genaue Kenntnis über die auf den eigenen Flächen vorkommenden Hirsearten und
- Verständnis für die Wirkungsweise der einzelnen Wirkstoffe.
Die Wirkstoffe im Überblick
Eine bedeutende Wirkstoffgruppe sind die sogenannten „Bodenpartner“. Also Vorauflaufmittel, die (sofern es die Zulassung erlaubt) gerne im frühen Nachauflauf (2- bis 4-Blatt-Stadium des Maises) gegen nachfolgende Hirseverunkrautungen den Tankmischungen beigemengt werden, welche sonst nur eine Wirkung gegen aufgelaufene Unkräuter und -gräser haben.
Die Bodenpartner wirken bei ausreichender Feuchtigkeit (damit über die Keimwurzeln noch genügend Wirkstoff aufgenommen wird) auch bei bereits aufgelaufenen Hirsen, solange diese sich maximal im 2-Blatt-Stadium befinden. Ist es bei der Applikation trocken, ist diese Strategie wenig erfolgversprechend. Nach dem Wegfall von S-Metolachlor (Dual Gold u. a.) kann man Produkte dieser Wirkstoffgruppe an einer Hand abzählen. Es sind als Solowirkstoffe noch Dimethenamid-P (Spectrum) und Pethoxamid (Successor 600) einsetzbar, wobei Successor nur eine Vorauflaufwirkung besitzt.
Terbuthylazin: Wirksam, aber Vorsicht
Im Hinblick auf das Entwicklungsstadium der Hirsen sind Kombinationen mit Terbuthylazin etwas besser zu bewerten. Dieser Wirkstoff hat eine Vor-und Nachauflaufwirkung und zeichnet sich durch eine gute Wirkung bei aufgelaufenen Hirsen aus. Aspect pro (Flufenacet + Terbuthylazin), Spectrum Gold (Pendimethalin + Terbuthylazin) oder Successor TX (Pethoxamid + Terbuthylazin) wären hier Beispiele.
Wenn die Hirsen schon das 3-Blatt-Stadium erreicht haben, ist man mit diesen Mischungspartnern eher auf der sicheren Seite. Aber Achtung: Produkte mit dem Wirkstoff Terbuthylazin haben zwar eine verlängerte Zulassung bis 31. Mai 2027 erhalten, die schon aus 2024 bekannten Auflagen bleiben aber aufrecht. So darf der Wirkstoff weiterhin nur alle drei Jahre auf derselben Fläche erfolgen, in Wasserschutz- und Schongebieten und bei Teilnahme an der ÖPUL-Maßnahme Vorbeugender Grundwasserschutz-Acker darf er nicht verwendet werden. Eine Sonderstellung nimmt Adengo (Isoxaflutol + Thiencarbazon) ein. Der eine Wirkstoff ist nicht unbedingt ein Gräserspezialist, der andere hat nur eine kurze Wirkungsdauer. In Kombination bilden sie aber eine Top-Symbiose.
Mittel für den Nachauflauf
Die größte Anzahl der Produkte findet sich im Bereich der Sulfonylharnstoffe. Nicosulfuron (SL 950 + unzählige Generika, Elumis); Foramsulfuron (Monsoon, Maister Power) oder Rimsulfuron (Tius) sind Vertreter dieser Gruppe. Auch diese weisen – mit geringfügigen Unterschieden – eine gute Wirksamkeit auf. Auch Mesotrione (Elumis, Callisto und Varianten davon) hat eine gute bis sehr gute Wirkung auf bereits aufgelaufene Hirsen. Tembotrione (Laudis, Capreno und Kombinationen) weist ebenso eine ausgezeichnete Wirkung auf unten angeführte Hirsearten auf. Einzige Ausnahme sind die Glattblättrige und Gabelblütige Hirse. Vor allem die gute Wirkung gegen Borsten- oder Fingerhirse macht ihn interessant.
Verbreitete Hirsearten und deren Bekämpfung

Hühnerhirse (Echinochloa crus-galli) keimt ab 10 °C Bodentemperatur und läuft in mehreren Wellen auf. Sie hat einen abgeflachten, ovalen Stängelquerschnitt, keine Blattöhrchen, kein Blatthäutchen und ist nicht behaart. Es können 200 bis 500 Samen pro Pflanze ausgebildet werden, welche drei bis zehn Jahre im Boden keimfähig bleiben. Gegen Hühnerhirse wirken Sulfonylharnstoffe (HRAC-Gruppe B bzw. 2) sehr gut, auch wenn sie schon bestockt sein sollte. Mesotrione besitzt bis zur Bestockung der Hirsen auch eine zufriedenstellende Wirkung und wird bei Einsatz von Terbuthylazin oder Pyridate (Onyx) in der Wirkung noch verstärkt. Für Tembotrione sind auch bereits bestockte Hirsen kein Problem.
Zunehmend verbreitet sind allerdings ALS-resistente Hühnerhirsen, denen, wie der Name schon sagt, mit Sulfonylharnstoffen nicht mehr beizukommen ist. Mesotrione besitzt bis ins 2-Blatt-Stadium noch eine zufriedenstellende Wirkung. Voll wirksam ist Tembotrione. Die Vorauflaufwirkstoffe sind, mit Ausnahme von Adengo, ebenfalls sehr gut wirksam. Bei diesem Präparat ist eine Tankmischung mit Spectrum anzuraten.

Gelbe Borstenhirse (Setaria glauca) keimt ab 15 °C Bodentemperatur. Sie besitzt ebenfalls kein Blattöhrchen und hat anstatt des Blatthäutchens einen Kranz aus feinen Haaren (Wimpernkranz). Die Blätter sind am Rand und an der Basis leicht behaart. Sie kann 400 bis 800 Samen pro Pflanze ausbilden. Die Grüne Borstenhirse (Setaria viridis) besitzt ähnliche Eigenschaften. Unterschieden werden kann sie durch die Haarleiste am Rand der Blattscheide. Ihre Blätter sind, wenn überhaupt, nur sehr spärlich am Rand behaart.

Die Blut-Fingerhirse (Digitaria sanguinalis) keimt von Mai bis August ab 15 °C Bodentemperatur. Sie ist im Auftreten nicht so häufig wie die erstgenannten Arten und besitzt keine Blattöhrchen. Das ausgeprägte Blatthäutchen ist etwa drei Millimeter lang. Die Blattscheide ist lang bewimpert und die Blätter sind seidig behaart. Die Blut-Fingerhirse hat einen runden Stängelquerschnitt. Die Keimfähigkeit der Samen im Boden beträgt bis zu drei Jahre. Eine Pflanze kann bis zu 2.000 Samen ausbilden.
Bei der Bekämpfung sind die drei genannten Arten gleich einzustufen. Volle Wirkungssicherheit hat man mit einer klassischen Vorauflaufbehandlung oder mit dem Wirkstoff Tembotrione im Nachauflauf. Werden die Vorauflaufwirkstoffe wie eingangs beschrieben als Bodenpartner im frühen Nachauflauf eingesetzt, haben diese hier nur dann eine Wirkung, wenn sich die Schadhirsen maximal im 2-Blatt-Stadium befinden. Sind die Hirsen schon weiterentwickelt, braucht es weitere Mischungspartner. Der Einsatz von Sulfonylharnstoffen oder Mesotrione erzielt bei ihnen aber auch nur dann gute bis sehr gute Wirkungen, wenn die Hirsen noch nicht bestockt sind.

Glattblättrige Hirse (Panicum laevifolium) und Gabelblütige Hirse (Panicum dichotomiflorum) sind selbst für Experten schwer zu unterscheiden. Ihr Halmquerschnitt ist kreisrund, sie sind nicht behaart und statt des Blatthäutchens besitzen sie einen dichten Wimpernkranz mit circa zwei Millimeter langen Haaren. Das Auftreten dieser Arten ist derzeit auf die Maisbaugebiete der Steiermark und des Südburgenlandes beschränkt. Triketone (Mesotrione, Tembotrione) wirken bei diesen Hirsearten nicht. Auch Sulfonylharnstoffe – vor einigen Jahren noch voll wirksam – sind mittlerweile nur mehr bei einem Einsatz im frühen Stadium zu empfehlen. Vorauflaufwirkstoffe besitzen hier noch gute Wirksamkeit.
Fazit
Nur wer weiß, mit welchen Ungräsern und Unkräutern er auf seinen Maisschlägen zu tun hat, kann eine sichere Herbizidstrategie festlegen. In Kombination mit dem gewünschten Applikationszeitpunkt (Vorauflauf, früher oder klassischer Nachauflauf) lassen sich die richtigen Maisherbizide auswählen.
Zum Autor: Ing. Kurt Graf ist Pflanzenschutztechniker und Lagerhausbetreuer in der Abteilung Pflanzenschutz der RWA.
- Bildquellen -
- Hühnerhirse: ORESTLIGETKA - STOCK.ADOBE.COM
- Borstenhirse: ANTELOPE - STOCK.ADOBE.COM
- Blut-Fingerhirse: ORESTLIGETKA - STOCK.ADOBE.COM
- Starker Hirsedruck: RWA/Graf
- Herbizidanwendung in Mais: agrarfoto.com