Weizen, Durum und Dinkel nach Produktionsziel wählen

Protein, Glasigkeit, Krankheitsresistenz und Ertrag – entsprechend dem jeweiligen Produktionsziel braucht es auch bei den verschiedenen Weizenarten eine gezielte Sortenwahl. Die Prüfergebnisse der AGES sind dabei eine wertvolle Unterstützung.

Die Verwendung von zertifiziertem Saatgut garantiert eine ausreichende Keimfähigkeit und eine gute Saatgutgesundheit.

Die heurige Ernte brachte wieder teilweise niedrige Proteingehalte mit sich. Trotzdem wurden in Österreich qualitativ hochwertige Weizen erzeugt. Die Wahl einer angepassten Sorte kann zur Erreichung dieses sowie auch anderer Produktionsziele beitragen.

Weizen für das Trockengebiet

Im Pannonikum werden vorrangig Qualitätsweizen produziert. In der vergangenen Saison wurde oft Ware mit enttäuschenden Proteingehalten geerntet. Der früh bis sehr früh reifende Activus (Lager 4) verfügt über ein hohes Ertragspotenzial. Für Gelbrost, DTR-Blattdürre und Septoria tritici-Blattdürre ist er stark bis sehr stark anfällig. Bei niederschlagsreicher Witterung zur Ernte kann es mittel bis stark zu Auswuchs kommen. Ekonom kombiniert eine gute Standfestigkeit (Lager 3) mit sehr geringer bis geringer Gelbrostanfälligkeit und einer mittelfrühen Reife. Hektolitergewicht und Proteingehalt sind mittel ausgeprägt. Der kurzwüchsige Artimus beginnt früh mit dem Ährenschieben. Zu Lager (Note 3) neigt er kaum, von Blattkrankheiten kann er mittel bis sehr stark infiziert werden. Axaro (Lager 4) eignet sich wegen seiner ausgeprägten Toleranz gegenüber Steinbrand gut für die biologische Produktion. Frühes Ährenschieben kombiniert er mit einer mittelfrühen Reife. Die Anfälligkeit für Ährenfusarium ist mittel, für Septoria tritici-Blattdürre stark. Aronio hingegen ist kaum von Ährenfusarium betroffen, die Standfestigkeit (Lager 4) ist mittelgut. Sein Proteingehalt ist niedriger und seine Auswuchsneigung stark. Arameus (Lager 4) verfügt über einen hohen Proteingehalt und gehört der Backqualitätsgruppe 8 (BQG) an. Während Gelbrost kaum schädigt, ist die Anfälligkeit für die Septoria tritici-Blattdürre stark bis sehr stark.
Der mittelkurze Monaco (Lager 3) kombiniert eine günstig ausgeprägte Fallzahl mit ansprechender Auswuchstoleranz. Das Hektolitergewicht ist hoch bis sehr hoch, Braunrost und die DTR-Blattdürre können stark schädigen. Aurelius (Lager 3) reift mittelfrüh. Gelbrost infiziert kaum, die Anfälligkeit für Septoria tritici-Blattdürre ist stark. Der sehr früh bis früh reifende Mandarin (BQG 8) neigt mittelstark zu Lager (Note 6). Rostkrankheiten und Ährenfusarium können meist gut abgewehrt werden. Christoph kombiniert Standfestigkeit (Lager 3) mit hoher Auswuchstoleranz. Hektolitergewicht, Fallzahl und seine Toleranz gegenüber Gelbrost sind positiv ausgeprägt. Der mittellange Energo (Lager 5) kombiniert ein hohes Hektolitergewicht mit einer geringen Auswuchsneigung. Proteingehalt und Fallzahl sind mittelhoch ausgeprägt.
Capo ist nach wie vor auch bei biologisch wirtschaftenden Betrieben beliebt. Er ist langwüchsig und wird kaum von Ährenfusarium infiziert. Bei der konventionellen Bestandesführung ist auf die geringe Standfestigkeit (Lager 7) zu achten. Der spät reifende Bernstein (Lager 3) kann vor allem auf Standorten mit guter Bonität sein Ertragspotenzial ausschöpfen. Während er von Gelbrost kaum geschädigt wird, ist die Anfälligkeit für Braunrost stark bis sehr stark. Arnold eignet sich aufgrund seines sehr hohen Proteingehaltes gut für die biologische Produktion. Er reift sehr früh bis früh bei etwas verringerter Standfestigkeit (Lager 6).
Der spätreifende Mahlweizen Siegfried (Lager 4) vereint einen niedrigen Proteingehalt mit einem mittel ausgeprägten Hektolitergewicht. Während Braunrost stark infizieren kann, ist die Anfälligkeit für Ährenfusarium mittel. Der Mahlweizen SU Habanero vereint eine ausgewogene Blattgesundheit mit guter Standfestigkeit (Lager 3). Die Reife ist mittelspät.

Weizen für das Feuchtgebiet

In den westlichen Regionen wird meist auf Mahlweizenproduktion gesetzt. Die Anforderungen für Qualitätsweizen können oft aufgrund des höheren Ertragspotenzials nicht erreicht werden. Für Veredelungsbetriebe ist es sinnvoll, eine Futterweizensorte auszuwählen. Zur Gesunderhaltung der Tierbestände muss dabei auf die Mykotoxinbelastung aufgrund von Ährenfusarium geachtet werden.
Ernestus (Lager 3) bildet seinen hohen Ertrag aus einer hohen Kornzahl pro Ähre und einer geringeren Bestandesdichte (540 bis 650 Ähren/m²). Die Anfälligkeit für Gelbrost ist gering, die Abwehrkräfte gegen andere Krankheiten sind mittel. Bei einer regnerischen Erntephase neigt er stärker zu Auswuchs. SU Habanero ist standfest (Lager 3) und verfügt über eine ansprechende Toleranz gegenüber den meisten Blattkrankheiten. Der Proteingehalt ist niedrig.
Der mittel reifende California überzeugt mit seiner ausgewogenen Blattgesundheit und der guten Standfestigkeit (Lager 3). Der Proteingehalt ist jedoch niedrig bis sehr niedrig. Der kurzwüchsige Thalamus ist sehr standfest (Lager 3) und spätreif. Für die DTR-Blattdürre und Ährenfusarium ist er mittel bis stark anfällig, andere Krankheiten können meist abgewehrt werden. Er erreicht seinen Ertrag aus einer sehr hohen Bestandesdichte (630 bis 830 Ähren/m²) und einem kleinen Tausendkorngewicht. Die Bestockung muss aber nicht extra gefördert werden. Pallas (Lager 3) wurde im vergangenen Dezember neu zugelassen. Er reift mittelspät und kombiniert eine hohe bis sehr hohe Fallzahl mit einer ansprechenden Auswuchsfestigkeit. Tiberius (Lager 4) sollte hingegen wegen seiner Auswuchsneigung rasch geerntet werden. Das Hektolitergewicht ist hoch, Gelbrost kann meist abgewehrt werden. Die EU-Sorte RGT Reform reift spät. Die Krankheitstoleranz ist meist mittel ausgeprägt. Der standfeste Spontan (Lager 3) vereint einen mittleren Proteingehalt mit einer mittleren Reife. Die Anfälligkeit für Braunrost ist stark. WPB Calgary ist sehr standfest (Lager 2) und reift spät. Die Toleranz gegen Gelbrost ist sehr ausgeprägt, Ährenfusarium kann stark infizieren. Während Siegfried von Mehltau kaum befallen wird, kann Braunrost stark schädigen. Der mittelkurze Wuchs geht mit einer geringen bis mittleren Lagerneigung (Note 4) einher. Bei der ebenfalls angebotenen EU-Sorte Chevignon muss wegen der sehr hohen Anfälligkeit für Ährenfusarium besonders auf gute Einarbeitung der Ernterückstände bei Vorfrucht Mais geachtet werden. Eine Fungizidbehandlung in die Blüte ist meist erforderlich.
Der Futterweizen LG Mondial reift spät und wurde im Dezember 2023 neu zugelassen. Der niedrige bis sehr niedrige Proteingehalt ist mit einer ausgeprägten Standfestigkeit kombiniert. Die Anfälligkeit für Gelbrost ist mittelstark. Ethan ist als Futter- bzw. Ethanolweizen geeignet. Hektolitergewicht und Proteingehalt sind niedrig bis mittel ausgeprägt. Gelbrost kann gut abgewehrt werden, Braunrost schädigt stark bis sehr stark.

Qualitätsweizen für das Feuchtgebiet

Der standfeste Monaco (Note 3) kombiniert eine mittelfrühe Reife mit einem günstig ausgeprägten Hektolitergewicht. Braunrost und DTR-Blattdürre können stark schädigen. Ekonom (Lager 3) reift mittelfrüh, der Proteingehalt ist mittel. Gelbrost kann er sehr gut bis gut abwehren die DTR-Blattdürre kann hingegen stark schädigen.
Aurelius (Lager 3) passt aufgrund seiner Toleranz auch in Mehltaubefallslagen. Er kombiniert Auswuchssicherheit mit einem hohen bis sehr hohen Hektolitergewicht. Bernstein ist ein spät reifender Kolbenweizen. Die Standfestigkeit (Lager 3) und die Toleranz gegenüber Gelbrost sind ausgeprägt, Braunrost kann stark bis sehr stark schädigen.

Winterdurum war attraktiv

In der vergangenen Saison kamen die Bestände gut über den Winter, die tiefen Temperaturen Anfang Dezember machten nur wenigen Sorten Probleme und mit den warmen Temperaturen im Februar begann relativ früh die Vegetation. Das Frühjahr war teilweise durch intensive Niederschläge gekennzeichnet, relativ zeitig wurden die Bestände von Gelbrost infiziert. Später konnte noch häufig Braunrost festgestellt werden. Die Niederschläge zur Blüte begünstigten die Infektion mit Ährenfusarium, was wiederum Einfluss hatte, dass das Hektolitergewicht deutlich unterdurchschnittlich war. Viele Partien kamen nicht über 80 kg. Ährenschieben und Reife waren bis zu zwei Wochen früher als im Vorjahr.
Beim Anbau von Hartweizen gilt generell:
• Rechtzeitig auf Mehltau kontrollieren.
• Gelb- und Braunrost je nach Sortenanfälligkeit behandeln.
• Bei Niederschlägen zur Blüte sollte eine Fusariumbehandlung eingeplant werden.
• Rasche Ernte wegen hoher Auswuchsneigung.

Tennodur überzeugt mit stabilen Erträgen und führt das Sortiment an. Frühe Reife sowie mittlere bis geringe Anfälligkeit für Gelb- und Braunrost bilden die Grundlage für gute Erträge. Auf seine Lagerneigung (Note 7) ist zu achten und aufgrund der sehr hohen Auswuchsneigung sollte die Ernte rasch erfolgen. Sein Hektolitergewicht ist hoch bis sehr hoch. Sambadur ist kurzwüchsig und standfest (Lager 4), Gelbrost hat ihm 2024 stärker zugesetzt. Auch Braunrost kann stark bis sehr stark schädigen. Sambadur überzeugt mit einem hohen Proteingehalt. Der mittelspät reifende Amidur hat eine starke Lagerneigung (Note 7). Er besitzt die höchste Toleranz gegenüber Gelb- und Braunrost. Ährenfusarium wehrt er besser ab als Tennodur und Sambadur. Hektolitergewicht und Proteingehalt sind mittel bis hoch. Der im Dezember 2023 zugelassene Plasmadur hat eine mittlere Standfestigkeit (Lager 5). Seine Gelbrostanfälligkeit ist gering, auf Braunrostbefall muss er jedoch regelmäßig kontrolliert werden. Ährenfusarium kann er besser abwehren. Die Ernteware überzeugt mit guter, ausgewogener Qualität. Der mittelfrühe, standfeste Diadur (Note 4) wird von Rost stark bis sehr stark befallen. So wie bei allen anderen Sorten sollte die Ernte rasch erfolgen, weil nur eine geringe Auswuchsfestigkeit gegeben ist. Die Körner von Diadur weisen einen hohen Proteingehalt und eine hohe Glasigkeit auf. Auradur ist kurzwüchsig (Lager 5) und reift früh ab. Von Gelbrost wurde er heuer stärker befallen. Seine Braunrostanfälligkeit sollte beobachtet werden. Auradur besitzt den höchsten Proteingehalt des Sortiments, ertraglich fällt er im Vergleich zu den neueren Sorten ab.

Dinkel: Fortschritt bei Gelbrost

Die Dinkelfläche hat nach dem dramatischen Einbruch im Jahr 2023 noch einmal um rund 700 ha abgenommen. Neue Sorten versprechen jetzt aber Vorteile gegenüber Gelbrost und auch einen Fortschritt in der Qualität. Paracelsus wurde 2022 zugelassen und überzeugt mit seiner verbesserten Standfestigkeit (Lager 6) und der geringeren Anfälligkeit für Gelbrost. Der Vesenertrag fällt hoch aus, der Kernertrag liegt auch höher im Vergleich zu den meisten Sorten. Noricum ist der kürzeste Dinkel und dadurch relativ standfest (Note 5). Der in Österreich noch in Wertprüfung befindliche Lohengrin wird bereits als EU-Sorte vermarktet.

Die folgenden Sorten werden gerne wegen der SLK-Prämie (ÖPUL-Option im Mehrfachantrag „Seltene Landwirtschaftliche Kulturpflanzen“) angebaut, besitzen aber meist eine empfindliche Anfälligkeit für Gelbrost. Der Proteingehalt der Sorten ist durchwegs hoch bis sehr hoch ausgeprägt. Der mittelspät reifende Attergauer Dinkel erzielt dem Dinkel entsprechende Körner mit dem höchsten Proteingehalt. Aufgrund des langen Wuchses ist die Standfestigkeit (Lager 8) jedoch begrenzt. Der bewährte Ebners Rotkorn (Lager 8) kombiniert ein ansprechendes Hektolitergewicht (in Vesen) mit einem sehr hohen Feuchtklebergehalt. Ertraglich liegt er unter dem Sortenmittel. Von Ostro liegen die Resistenzen gegen Blattseptoria und DTR-Blattdürre im Durchschnitt, die Rostkrankheiten können die Ertragsbildung stärker beeinflussen. Entsprechend des langen Wuchses ist er wenig standfest (Lager 8). Der auswuchsfeste Steiners Roter Tiroler (Lager 9) reift spät und bleibt ertraglich etwas hinter den anderen Sorten zurück. Von Gelbrost wird er aber nur in mittlerem Maße befallen.

Saatgut für Biobetriebe

Betriebe, die unter biologischen Bedingungen produzieren, sind dazu verpflichtet, Bio-Saatgut anzubauen. Ist die Verfügbarkeit nicht gegeben, kann unbehandeltets, konventionelles Saatgut zum Einsatz kommen. Hier muss die Freigabe durch die jeweilige Bio-Kontrollstelle erfolgen.
Agronomische Merkmale, wie die Standfestigkeit, spielen für Bio-Betriebe eine eher untergeordnete Rolle. Bei Weizen, Durum und Dinkel sollten die Sorten für die Produktion unter Bio-Bedingungen den ihnen angebotenen Stickstoff effizient verwerten, aufkeimende Beikräuter unterdrücken und Resistenzen gegen abiotische und biotische Stressoren aufweisen. Je nach bevorzugtem Merkmal sind folgende Sorten besonders vorteilhaft:
• Bei der Stickstoffeffizienz die Sorten Alicantus, Arminius, Ekonom und Mandarin.
• Hinsichtlich Unkrautunterdrückung die Sorten Arminius, Ehogold, Arnold und Capo. Letztere unterdrücken das Unkraut besser als Tillsano, Bernstein, Rosso oder Aurelius.
• Bei Gefahr von Steinbrandinfektion sind die Sorten Axaro, Tilliko, Tillsano und die EU-Sorte Aristaro zu empfehlen, denn diese werden von den meisten Steinbrandrassen kaum befallen.
Welche Sorten für den Herbstanbau aus biologischer Produktion aktuell verfügbar sind, ist online in der AGES-Datenbank abrufbar.
Für Bio-Betriebe wird bei den Qualitätsweizen Adamus, Alessio, Alicantus, Arminius, Arnold, Aurelius, Axaro, Bernstein, Capo, Christoph, Edelmann, Ehogold, Energo, Ekonom, Mandarin, Tilliko und Tobias sowie die EU-Sorte Aristaro angeboten.
Bei den Mahlweizen stehen Exakt, Laufener Landweizen, Spontan, Thalamus, Tillsano sowie die EU-Sorten RGT Reform und Chevignon bereit.
Bei Winterdurum wird Saatgut aus biologischer Produktion von Auradur und Sambadur sowie den EU-Sorten Limbodur und Sanodur angeboten.
Bei Dinkel gibt es Saatgut in Bio-Qualität von Attergauer Dinkel, Ebners Rotkorn, Noricum, Ostro, Paracelsus und Steiners Roter Tiroler sowie von den EU-Sorten Albertino, Zollernperle und Zollernspelz.
ages.at/pflanze/saat-und-pflanzgut

| DI Marlene Gepp,
DI Clemens Flamm und Ing. Willi Prieler (alle: AGES Wien) sowie DI Wolfgang Deix (Land NÖ) |

- Bildquellen -

  • 2436 W04 WW Anbau: Michael Oberforster
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QuelleH.M.
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