Auf den warmen und niederschlagsarmen Winter 2019, der kaum seinen Namen verdiente, folgte ein wechselhafter Frühling: Der April war erneut sehr warm, während der kälteste Mai seit 1991 viel Regen mit sich brachte und die Entwicklung der Reben bremste; Spätfröste blieben zum Glück überall aus. In der Nachbetrachtung war diese feuchte Periode zweifellos ein Glücksfall, denn sie trug entscheidend dazu bei, dass die Rebkulturen die heißen Sommermonate unbeschadet überstanden. Letzten Endes trug sie auch zu einer merklich anderen Aromatik als im Vorjahr bei, in dem dieses „Wasserreservoir“ nicht vorhanden war. Die Rebblüte setzte zu einem üblichen Zeitpunkt ein und verlief bei günstiger Witterung, sodass sich Ausfälle durch Verrieseln in engen Grenzen hielten. Das berichtet die Österreich Wein Marketing (ÖWM).

Weißweine mit seltener Eleganz

Für sämtliche Weißweinsorten sind eine animierende Frische und ein strahlend klares Fruchtspiel prägend, zu dem sich überdies eine für ein derart warmes Jahr durchaus markante Säurestruktur gesellt. Bereits im frühen Stadium waren den Weißweinen dementsprechend eine selten anzutreffende Eleganz und Harmonie zu eigen.

Bei den unvermeidlichen, vergleichenden Jahrgangsprognosen werden des Öfteren 2017 und 2015 genannt, die jedoch vielleicht teilweise etwas kräftiger geraten waren, aber auch 2009, 1999 und 1979 werden zuweilen apostrophiert – lebt die Neuner-Legende also weiter? Einigermaßen gesichert scheint jedenfalls die zu erwartende lange Lagerfähigkeit des aktuellen Jahrgangs zu sein, was er wiederum mit den eben zitierten Weinjahren gemeinsam hätte.

Erneut Top-Rotweine

Der Ausblick auf den ebenso hoch einzuschätzenden Rotweinjahrgang könnte gleichsam mit einem so erfreulichen wie erstaunlichen Rückblick beginnen, hat Österreich doch mittlerweile – beginnend mit 2015 und allenfalls mit kleinen Abstrichen für 2016 – fünf sehr gute bis hervorragende Rotweinjahre in Folge zu verzeichnen. Ein Phänomen, das laut ÖWM bis vor Kurzem niemand für möglich gehalten hätte.

Die 2019er fielen durchwegs farbtief, ausgesprochen dicht und extraktreich aus, wobei sich auch Säure- und Tanningehalt auf einem markanten Niveau zu befinden scheinen. Alles in allem sind ebenso strukturierte wie standfeste Rotweine voll Tiefgang und Vielschichtigkeit vorauszusagen, die an große Rotweinjahre à la 2011, 2015 und 2017 nahtlos anschließen sollten. Dies gilt quer durch alle Rotweinzentren wie Rebsorten, wobei schon zu bemerken ist, dass der Klimawandel speziell Sorten wie Cabernet und Syrah entgegenkommt, die früher in Österreich manchmal nur schwer die Vollreife erreichten. Aber auch Blaufränkisch, Zweigelt und St. Laurent wurden durch hohe Reife bei völlig intaktem Gesundheitszustand naturgemäß begünstigt, sodass ausgewogene Gewächse voll Saft und Kraft zu erwarten sind. Für Pinot Noir gilt dies selbstverständlich ebenso, wenngleich in derart heißen Jahren dem Weingartenmanagement und der Wahl des Lesezeitpunktes für diese kapriziöse Rebsorte besondere Bedeutung zukommen.

Geringer Süßweinertrag

Noch zu früh ist der Zeitpunkt für treffsichere Aussagen zu den Dessertweinen. Im Seewinkel darf man sehr feine Botrytisweine erwarten, Ruster Ausbruch wird es aufgrund massiven Vogelfraßes durch Starschwärme kaum geben. Starke Nachtfröste blieben bis auf wenige Nächte komplett aus, nur vereinzelt konnten gefrorene Trauben für Eiswein eingebracht werden. Insgesamt ist also von einer mengenmäßig geringen Süßweinernte auszugehen.

Zahlen zum Jahrgang 2019

Menge

  • 2,3 Mio. hl
  • Liegt im langjährigen Durchschnitt

Witterungsverlauf

  • Feuchter Mai lieferte Wasserreserven für Sommer
  • Sommer heiß und trocken
  • Milder Herbst mit kühlen Nächten förderte Aromenbildung
  • Durchwegs gesundes und vollreifes Traubenmaterial

Weißweine

  • Grüner Veltliner (NÖ): sortentypisch und mit ausgeprägten Fruchtaromen
  • Riesling (NÖ, W) saftig und fruchttief
  • Weißburgunder & Chardonnay (BGL): fest strukturiert und ausgereift
  • Sauvignon Blanc & Muskateller (ST): volle, harmonische Frucht
  • allgemein lange Lagerfähigkeit erwartbar

Rotweine

  • in allen Gebieten voller Tiefgang und Vielschichtigkeit
  • Blaufränkisch, Zweigelt, St. Laurent konnten völlig gesund gelesen werden
  • auch Cabernet und Syrah kamen zur Vollreife
  • lange Lagerfähigkeit erwartbar

Süßweine

  • tolle Spätlesen, feine Frucht, gute stützende Säure
  • feine Botrytisweine im Seewinkel, kaum Ruster Ausbruch (Vogelfraß)
  • starke Nachtfröste für Eiswein blieben fast komplett aus
  • Mengenmäßig geringe Süßweinernte

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  • UNEINGESCHRAENKTE NUTZUNG OeWM Robert Herbst Thermenregion Schullern Waasnen Roemerberg Herbst 0741: ÖWM/Robert Herbst
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