Fast alle Traktoren fahren mit Diesel – doch steigende Preise und Klimaziele machen Alternativen nötig. Edgar Remmele, Abteilungsleiter Erneuerbare Energien am deutschen Technologie- und Förderzentrum (TFZ), hat sie in einem Vortrag bewertet.

Dabei hatte der Wissenschaftler vor allem die Versorgungssicherheit im Blick. Da Traktoren im Durchschnitt 13 Jahre im Einsatz sind, ist die Wahl des Kraftstoffs für diese Dauer festgelegt.

Erneuerbare besser als ihr Ruf

Remmele sprach auch weit verbreitete “Halbwahrheiten” an. Etwa, dass erneuerbare Kraftstoffe im Vergleich zu Agrardiesel deutlich teurer seien. Er und sein Forscherteam hätten vielmehr herausgefunden, dass die realen Preisdifferenzen zu Agrarbiokraftstoffen in den vergangenen zwei Jahrzehnten lediglich ein bis zwei Cent ausgemacht hätten. Und: „Die undichte Einspritzpumpe ist heute passé“, Forschung und Industrie hätten Motoren und Kraftstoffe weiterentwickelt. Dennoch halte sich das Image aus Anfangstagen beharrlich. Deshalb plädiert der Wissenschaftler für ein Umdenken in der Branche – überholte Vorstellungen von Biokraftstoffen müssten über Bord geworfen werden. Pflanzenölkraftstoff und Biodiesel seien verlässlich verfügbare und gut geeignete Kraftstoffe.

Wasserstoff wenig attraktive Option

Künftige Kraftstoffe müssen nicht nur wirtschaftlich sein und umweltfreundlich, sondern vor allem zuverlässig verfügbar, betonte Remmele. Paraffinische Dieselkraftstoffe aus fossilen oder biogenen Quellen, zum Beispiel HVO-Kraftstoff, könnten sogar Kerosin ersetzen. Doch die vorhandenen Rohstoffe- und Anlagenkapazitäten würden nicht ausreichen, um die Nachfrage aus Luftfahrt, schwerem Gütertransport und auch noch Landwirtschaft zu decken. Auch Wasserstoff gilt laut Remmele als wenig praktikabel – hohe Kosten für den Wasserstoff und die Infrastruktur sowie die geringe Anzahl an Tankstellen würden ihn aktuell zu einer wenig attraktiven Option machen.

Elektrifizierung kleinerer Maschinen

Als derzeit kostengünstigste Option sieht Remmele Biomethan: „Auch die Straubinger Stadtbusse fahren damit ohne Problem.“ Doch wie steht es um die Elektrifizierung der Landwirtschaft? Hier sieht der Wissenschaftler Potenzial, allerdings nicht für schwere Maschinen. Ein 400 Liter-Dieseltank müsste für die gleiche Energie durch Lithium-Ionen-Akkus mit einem Gewicht von 8,8 Tonnen ersetzt werden – unvorstellbar in der Praxis. Chancen sieht Remmele aber bei der Elektrifizierung kleinerer Maschinen, wie sie beispielsweise bei Hofarbeiten oder leichter Bodenbearbeitung eingesetzt werden. Zudem könne häufig der günstige, eigenproduzierte Strom genutzt werden. 

Die Zukunft ist ein Mix

„Die Kraftstoffe der Zukunft werden nicht die günstigsten sein“, sagte Remmele und spielt damit auf die synthetisch hergestellten Kraftstoffe an. Für ihn wird das Tanken dann ein Mix sein: bestehend aus flüssigen Biokraftstoffen, Methan aus erneuerbaren Quellen und elektrischem Strom. Allerdings seien dafür gezielte Maßnahmen notwendig – von der finanziellen Förderung über Bildung bis hin zu langfristiger Rechtssicherheit. 

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AUTORRed. MS
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