Volksschüler: Online-Spiele im Vormarsch

Alles spielt sich am Handy ab, und zwar im wahrsten Sinn des Wortes: Es ist das Online-Spielgerät Nummer eins, wie jüngst eine Befragung zeigte.

Nachts am Handy: Jedes vierte Kind, dass online spielt, gibt das bereits zu.

Alle zwei Jahre wird in Oberösterreich anhand einer großen Studie das Medienverhalten von Kindern im Alter von sechs bis zehn Jahren erhoben und alle zwei Jahre liefern die Ergebnisse teils erschreckende Zahlen. Heuer wurden die Kinder zum Schwerpunkt „Online-Spiele“ befragt. Diese nehmen unter Volksschulkindern mittlerweile ein zentrale Rolle in der Freizeitgestaltung ein. Durchschnittlich 45 Minuten pro Tag begeistern sie den Nachwuchs jenes Viertel der Befragten, das solche Spiele gar nicht nutzt, schon eingerechnet. „Derzeit wird aber noch mehr offline als online gespielt“, sagt David Pfarrhofer vom Marktforschungsinstitut „market“. Klassisches wie Brettspiele, Kartenspiele oder Puzzles werden im Schnitt 67 Minuten pro Tag gespielt.

Handy-Spielen anstatt zu schlafen

Lern-Apps erzielen die größte Wochenreichweite bei Kindern, gleich dahinter kommen Simulations- und Bauspiele sowie „Jump and Run“-Spiele. In den Gesprächen mit den Sechs- bis Zehnjährigen ging es auch um deren Gefühlslage nach dem Online-Spielen. Demnach überwiegen danach gute Laune und Bewegungsdrang. Letzterem sollte Experten zufolge unbedingt stattgegeben werden.

Zutage kamen in den Interviews aber auch alarmierende Aussagen. Dem Satz „Wenn ich ein paar Tage keine Online-Spiele spielen kann, fehlt mir das richtig“ stimmte mehr als ein Drittel der Kinder zu. „Das weist schon in Richtung Suchtverhalten hin“, so Pfarrhofer. Ein Viertel der Kinder gab sogar an, manchmal auch nachts zu spielen. Zahlen, über die es als Gesellschaft und natürlich als Eltern nachzudenken gelte.

„Es ist entscheidend, dass wir diese Entwicklung im Blick behalten und dabei sowohl die Chancen, als auch die Herausforderungen erkennen, die mit der Nutzung digitaler Spiele verbunden sind. Als Bildungsreferentin ist daher für mich klar, dass Kinder einen verantwortungsvollen und reflektierten Umgang mit Medien erlernen müssen, um gut vorbereitet in die digitale Zukunft zu gehen“, sagt Landeshauptmann-Stellvertreterin Christine Haberlander.

17 Euro pro Monat für Spiele

Bemerkenswert sind auch die Geldbeträge, die in dem Zusammenhang ausgegeben werden. Ein Drittel der bei Online-Spielen aktiven Kinder spielt kostenpflichtige Spiele. Der geschätzte Durchschnittsbetrag liegt bei etwa 17 Euro monatlich, wobei vier von zehn Kindern angeben, weniger als zehn Euro pro Monat auszugeben.

Bei der bereits zum neunten Mal durchgeführten Befragung wurde auch auf das Leseverhalten der Kinder geschaut. Knapp zwei Drittel der Befragten gaben an, „sehr gerne“ oder „gerne“ zu einem Buch zu greifen. Das ist im Vergleich zu vergangenen Jahren ein relativ stabiler Wert. Allerdings ist bei den befragten Eltern die Zustimmung über die Bedeutung des Lesens rückläufig: 64 Prozent (%) erachten es als „sehr wichtig“ in den vergangenen Jahren waren das stets mehr als 70 %.

Rechnet man die Zeiten, die ein Volksschulkind im Schnitt vor einem Bildschirm, Fernseher oder Smartphone zum Schauen von Streaming-Diensten und Kurzvideos sowie klassischem Fernsehen verbringt, so ergeben sich täglich durchschnittlich 100 Minuten. Mit einer halben  Stunde Online-Spielen und einer weiteren halben Stunde für soziale Netzwerke ergibt das in Summe mehr als zweieinhalb Stunden „Geräte-Zeit“ jeden Tag.

Vorbilder aus dem Internet

Eltern gelten als Vorbilder für ihre Kinder. Ihnen erwächst aber zunehmend Konkurrenz in Form sogenannter „Influencer“ in sozialen Netzwerken. Immerhin gaben 26 % der Volksschulkin­der an, Influencern zu folgen. Jedes dritte Kind lässt sich dabei täglich deren Inhalte unterbreiten, für 31 % sind sie auch Vorbilder. Wie groß ihr Einfluss ist, zeigt sich daran, dass 71 % der Kinder gegenüber ihren Eltern Wünsche nach Produkten äußern, die sich in den sozialen Netzwerken gesehen haben. Werbebotschaften geschickt zu platzieren sowie glaubwürdig und authentische zu wirken, ist schließlich der Job von Influencern.

Dass schon sechs- bis zehnjährige Volksschulkinder von solchen Internet-Leitfiguren beeinflusst werden können, ist nicht zuletzt angesichts der offiziellen Altersfreigaben sozialer Netzwerke (oft ab 13 Jahren) bedenklich. Schließlich sind Eltern mehr als nur Vorbilder für ihre Kinder: Sie tragen auch die Verantwortung für sie. 

- Bildquellen -

  • Child Uses A Smartphone While Lying In Bed In The Evening: stock.adobe.com - (Generiert mit KI)
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AUTORGabi Cacha
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