Der erste unabhängige Waldbericht für Österreich 2020“ des WWF wurde Ende des Jahres 2020 präsentiert – und mit ihm einige Forderungen. So verlangt der WWF beispielsweise, nach Schadereignissen weder Schadholz zu räumen noch den Wald wiederaufzuforsten, die Bewirtschaftung des Waldes als Beitrag zum Klimaschutz einzustellen sowie eine Reduktion der Erntemengen im Wald.

„All diese Forderungen gehen völlig an der Realität vorbei und haben mit einer nachhaltigen Waldbewirtschaftung nichts zu tun. Viele der wohl gut gemeinten Vorschläge sind sogar kontraproduktiv für den Klimaschutz, den Schutz vor Naturgefahren und auch für die Biodiversität“, schüttelt Tirols Forstreferent LHStv. Josef Geisler den Kopf.

„Der WWF verliert sich in seinem Bericht so sehr in den Umweltschutzaspekt, dass die praktische Waldbewirtschaftung vollkommen auf der Strecke bleibt. Man könnte sagen, sie sehen den Wald vor lauter Bäumen nicht“, meint LAbg. Josef Edenhauser dazu.

Jährliche Expertenberichte werden diskreditiert

Quelle: Tanja Cammerlander
Landtagsabgeordneter Josef Edenhauser

„Die vom WWF gewählte Bezeichnung unterstellt allen bisherigen Berichten zum österreichischen Wald, nicht objektiv und unabhängig gewesen zu sein. Subtil wird vermittelt, dass die offiziellen Berichte ‚abhängig‘, parteiisch oder interessensgesteuert sind“, empört sich der für die Forstwirtschaft zuständige Landtagsabgeordnete Edenhauser. „Die jährlichen Berichte an die Landtage der Bundesländer, z. B. der Tiroler Waldbericht, oder die jeweiligen Berichte des Ministeriums an das Parlament bzw. die wissenschaftlichen Berichte des BFW werden damit diskreditiert und in ein schiefes Licht gerückt.“

Schutzfunktion des Waldes außer Acht gelassen

Mit seiner Forderung, den Schutzwald nach Schadereignissen wie etwa dem Sturmtief VAIA 2018 in Osttirol zugunsten der Biodiversität unberührt zu lassen, verkennt der WWF die Schutzfunktion des Waldes komplett.

„Hier geht es um den Schutz der Menschen vor Naturgefahren. Indem wir Schadholz aus dem Wald bringen und Schadflächen aufforsten, sorgen wir dafür, dass der Wald möglichst schnell seine Schutzfunktion wieder erfüllen kann“, hält LHStv. Geisler die Arbeiten im Wald nach Schadereignissen für absolut notwendig. Liegen gelassenes Schadholz sei außerdem ein gefundenes Fressen für den Borkenkäfer.

LAbg. Josef Edenhauser ergänzt: „Die Forderungen des WWF nach mehr unbewirtschaftetem Wald gehen für Tirol ins Leere. Fast 200.000 Hektar Waldfläche werden in Tirol nicht bewirtschaftet. Das hat hauptsächlich naturräumliche Gründe, da in vielen Steilhängen, Schluchten, Bacheinhängen aus ökonomischen Gründen nicht eingegriffen wird, wenn keine direkte Schutzfunktion für Häuser und Straßen gegeben ist. In diesen unbewirtschafteten Wäldern sind 176 verschiedene Waldtypen anzutreffen. In den 130.000 Hektar unbewirtschafteten Hochwaldflächen sind neben Fichten-, Fichten-Tannen- und Fichten-Tannen-Buchenwäldern auch Lärchen-Zirbenwälder, Eichenwälder, Buchenwälder, Auwälder und Laubmischwälder wie Bergahornschluchtwälder in großer Zahl vertreten. Die Waldökosysteme sind in Tirol somit auch aus dem Blickwinkel der Biodiversität auf einem guten Weg.“

Geringe Übereinstimmung zwischen Land und WWF

Bei aller Kritik am sogenannten Waldbericht des WWF gibt es auch Punkte, in dem das Land Tirol und der WWF übereinstimmen. „Es ist absolut richtig, dass wir vor allem in Höhenlagen unter 1.000 Metern Seehöhe den Anteil der Fichte reduzieren und hin zu vielfältigen Mischwäldern kommen müssen. Mit dem Programm ‚Klimafitter Bergwald‘ übernimmt Tirol hier eine Vorreiterrolle sowohl in der Beratung als auch in der Förderung“, meint Bauernbundobmann Geisler dazu. Richtig sei auch, dass der Wildstand dem Lebensraum angepasst werden müsse: „Das Mittel unserer Wahl ist allerdings die Jagd, nicht, wie vom WWF vorgeschlagen, die Wiederansiedlung des Wolfs“, schließt Josef Geisler.

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  • ©Tanja Cammerlander 103: Tanja Cammerlander
  • GeislerJosefWaldarbeitRotholz 4@Berger: Land Tirol/Berger
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AUTORred. HP
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