Obwohl der Maiszünsler zu den wirtschaftlich bedeutsamsten Schädlingen im Maisanbau zählt, wird ihm in der Praxis oft nicht die entsprechende Aufmerksamkeit gewidmet. Um die Wirkung und die Ertragseffekte von Maßnahmen zur Bekämpfung des Maiszünslers zu ermitteln, wurden an den Lehr- und Versuchsbetrieben der landwirtschaftlichen Fachschulen Tulln und Pyhra bei St. Pölten in den Jahren 2013 bis 2015 Exaktversuche durchgeführt.
Der Ertragseffekt der Maiszünslerbehandlungen in diesen Versuchen belief sich auf 13 bis 21 (!) Prozent. Bedenkt man, dass beispielsweise bei der Sortenwahl jede Neuzüchtung auf größtes Interesse stößt und man diese unbedingt haben muss, um einen kleinen Ertragsvorteil von wenigen Prozenten zu erzielen, dann müsste die Vorbeuge gegen den Maiszünsler doch umso größere Beachtung finden.
Spritztermin liegt kurz nach der Hauptflugzeit
Damit eine Behandlung ihre volle Wirksamkeit entfalten kann, muss sich der Spritzzeitpunkt an der Lebensweise des Schädlings orientieren. Sobald sich nämlich die frisch geschlüpften Larven in die Blätter oder Stängel der Maispflanzen eingebohrt haben, kommt jedes Insektizid zu spät. Der passende Behandlungszeitpunkt liegt somit drei bis zehn Tage nach der Hauptflugzeit. Das ist jene Zeitspanne, in der die beste Aussicht besteht, dass die nach der Eiablage geschlüpften Larven auch mit dem Insektizid in Berührung kommen.
Der Flughöhepunkt des Maiszünslers wurde bisher mittels UV-Lichtfallen eruiert. Diese Methode ist zeit- und damit kostenaufwendig. Der Arbeitsaufwand ist enorm, denn über einen Zeitraum von vier bis sechs Wochen müssen die Lichtfallen täglich ausgewertet werden. Das heißt, die Maiszünslerfalter müssen erkannt und dann gezählt werden. Eine weitere Komplikation ist, dass die bisher verwendeten UV-Fallen eine Stromversorgung benötigen.
UV-Lichtfallen oder warndienst.lko.at
Bis zum Jahr 2015 wurde in Österreich auch das Prognosemodell “proPlant” verwendet. Dessen Treffergenauigkeit wurde mit den Ergebnissen der Lichtfallen verglichen. In allen drei Versuchsjahren konnte eine hohe Übereinstimmung der proPlant-Prognose mit den Fangzahlen in den UV-Lichtfallen festgestellt werden. Die proPlant-Prognose hat also eine praxistaugliche Möglichkeit dargestellt, um den Spritzeitpunkt treffergenau zu ermitteln. Da die proPlant-Prognose nunmehr zur Pflanzenschutzsparte des Bayer-Konzerns gehört, steht dieser Zünslerwarndienst als firmenunabhängige Informationsquelle nicht mehr zur Verfügung. Als Alternative steht der Warndienst der Landwirtschaftskammern zur Verfügung, der im Internet unter der Adresse https://warndienst.lko.at/ verfügbar ist. Der Zünslerwarndienst mit Stationen in den wichtigen Maisanbauregionen läuft heuer in Zusammenarbeit mit der Ages; der entsprechende Link ist auf warndienst.lko.at aufrufbar. In der Versuchszentrale des Landwirtschaftlichen Feldversuchswesens des Landes NÖ in Hollabrunn wurde nun eine UV-Lichtfalle mit Solarpaneelen gebaut, die am freien Feld direkt bei den Maiszünslerversuchen aufgestellt wurde. Die Zünslerfalter werden vom Licht angelockt und fliegen in die Falle, wo sie durch ein Insektizid getötet werden; täglich werden die gefangenen Maiszünslerfalter gezählt und so der Verlauf des Auftretens bestimmt, um dann den Flughöhepunkt zu eruieren und die Spritzung zeitgenau durchzuführen.
Herkömmliche Applikationstechnik
Wenn nun über den Pflanzenschutzwarndienst eine Spritzempfehlung erfolgt, dann stellt sich die Frage der Applikationstechnik. Nach den Erfahrungen des Autors können – zumindest in Ostösterreich – Maisbestände in den Stadien BBCH 55 bis 59 (Rispenschieben bis Blühbeginn) problemlos mit herkömmlicher Applikationstechnik befahren werden. Die Maispflanzen biegen sich in diesen Entwicklungsstadien noch um und stellen sich innerhalb weniger Tage wieder auf. Probleme mit gebrochenen Stängeln traten nur im Versuch 2015 auf – und zwar waren die Maispflanzen in diesem Jahr aufgrund der enormen Hitze schon Mitte Juli so verholzt, dass bei dem nach dem 15. Juli angesetzten zweiten Spritztermin Schäden entstanden; dieser späte zweite Spritztermin wurde aber nur in den Versuchen geprüft; er lag sieben bis zehn Tage nach dem Flughöhepunkt und somit bereits hinter dem eigentlichen Applikationstermin. Diese späte Spritzung sollte eine etwaige zweite Flugwelle des Maiszünslers abdecken. Die Versuche zeigten, dass diese späte Spritzung die Wirkung nur geringfügig verbessert hat und somit als “nicht notwendig” zu erachten ist. Gespritzt wurde das Präparat “Coragen” mit dem Wirkstoff Chlorantraniliprol mit einer Aufwandmenge von 125 ml/ha. Das Mittel ist auch im laufenden Jahr zur Anwendung gegen den Maiszünsler registriert (Pfl.Reg.Nr. 2984). Die Spritztechnik und Wasseraufwandmengen waren in den Versuchen praxisüblich, der Spritzbalken wurde auf Maximalhöhe gestellt.
Einmalige Behandlung – 80-prozentiger Erfolg
Über alle drei Versuchsjahre gesehen ergab eine einmalige Insektizidbehandlung – nach Warnmeldung meist in der Zeitspanne von Ende Juni bis in die erste Julihälfte hinein – einen signifikanten Erfolg. Das heißt konkret, die Zahl der unter dem Kolben gebrochenen Pflanzen, die auch nicht mehr erntbar waren, konnte durchwegs um 80 Prozent gesenkt werden. Auch die Zahl der im Kolben zu findenden Zünslerlarven wurde um knapp 80 Prozent reduziert (Grafik auf Seite 6). Dass damit auch die Anzahl der Bohrlöcher entsprechend reduziert wurde und bei feuchter Herbstwitterung weniger Fusariumbefall und einhergehend weniger Mykotxine nachweisbar waren, ist nur folgerichtig.
Für die Landwirte ist aber neben der Qualität des Ernteguts der Ertrag von großer Bedeutung. Die Ernte erfolgte mit dem Parzellenmähdrescher und die Ergebnisse waren ebenso eindeutig. Im Schnitt brachte die Insektizidbehandlung gegen den Maiswurzelbohrer eine 17-prozentige Ertragssicherung. In Tulln konnte im Jahr 2013 sogar ein Mehrertrag von 26 Prozent und 2014 von 20 Prozent erreicht werden. In Pyhra war 2014 eine Ertragssicherung von 14 Prozent und 2015 von 18 Prozent nachweisbar.
Versuch mit biologischen Bekämpfungsmethoden
Neben den beschriebenen Versuchsreihen werden heuer neue, alternative Bekämpfungsmöglichkeiten getestet. Dass ein feines Häckseln von Maisstroh nach der Ernte die Zünslerlarven dezimiert, ist allgemein bekannt. Auch seichtes, aber vollständiges Einarbeiten der Strohrückstände ist sinnvoll, um den im Frühjahr schlüpfenden Larven keine Nahrung zu bieten; die Kehrseite dieser Strategie ist jedoch die größere Erosionsgefahr für die unbedeckten Böden. Deshalb werden auch erosionsmindernde Maßnahmen erprobt wie z. B. die Saat von Sandhafer oder anderen Getreidearten zur Bodenbedeckung- und Stabilisierung bei darauffolgender Direktsaat. Im heurigen Jahr steht für die Versuche ein 23 ha großes Feld zur Verfügung, in dem ein Großversuch mit chemischen und biologischen Bekämpfungsverfahren angelegt wurde.
Kontakt zum Autor: Dr. Josef Rosner
Land NÖ, Landwirtschaftliche Bildung. E-Mail: josef.rosner@noel.gv.at
Fazit: im Mittel 17 % Mehrertrag
In den dreijährigen Versuchen der landw. Lehr- und Versuchsbetriebe in NÖ zur Regulation des Maiszünslers zeigten die Behandlungen gegenüber der Nullparzelle eine signifikante Wirkung. In allen drei Versuchsjahren konnte die Zahl der unter dem Kolben gebrochenen und somit nicht erntbaren Pflanzen um 80 Prozent reduziert werden. Ähnliche Ergebnisse zeigen die Kolbenbonituren – der Befall der Kolben mit Maiszünslerlarven wurde ebenfalls um 80 Prozent gesenkt.
Die Ertragswirkung der Applikationen zum empfohlenen Spritzzeitpunkt betrug 17 Prozent; Spitzenwerte von 20 bis 26 Prozent konnten nachgewiesen werden.
Dass Maispflanzen zum Spritzzeitpunkt Ende Juni bis Anfang Juli flexibel und biegbar sind, wurde ebenfalls bewiesen; die Behandlungen blieben auch ohne den Einsatz von Spezialmaschinen verlustfrei. Die Empfehlung an die Landwirte lautet daher: Beachten Sie die Warnmeldungen der Pflanzenschutzdienste der Landwirtschaftskammern und behandeln Sie im Bedarfsfall ihre Maisbestände gegen den Maiszünsler.