Mindestens 38 Menschen sind in Österreich seit Jahresbeginn laut KFV-Aufzeichnungen bei Waldarbeiten bis Mitte dieser Woche tödlich verunglückt. Das ist jetzt schon mehr als im gesamten Vorjahr, das mit 36 Todesopfern bislang den Rekord hielt. Mehr Vorsicht, fundiertes Wissen und das konsequente Tragen der Schutzausrüstung sind dringend nötig.
Tödliche Forstunfälle betreffen Menschen aller Altersgruppen, wie eine Analyse der Altersverteilung durch den Fachbereich Sport- und Freizeitsicherheit im KFV zeigt. Das Alter der Betroffenen bewegt sich zwischen 18 und 82 Jahren. Es sind also auch sehr junge Menschen betroffen. Auffällig ist zugleich der hohe Anteil der über 60-Jährigen, die in Summe für ein relativ hohes Durchschnittsalter (57 Jahre) der tödlich Verunglückten sorgen. Ältere Menschen haben zwar oft viel Erfahrung bei der Waldarbeit, unterschätzen aber die körperlichen Belastungen. Manchmal sind diese auch allein unterwegs, was im Falle eines Notfalls zu Verzögerungen bei der Ersten Hilfe bzw. Allarmierung der Rettungskräfte führt.
Besorgniserregende Entwicklung der letzten Jahre
Die Zahl der tödlichen Forstunfälle ist zuletzt fast jedes Jahr gestiegen, wie Erhebungen anhand von Medienbeobachtungen des KFV zeigen (Mindestanzahl der Toten):
• 2019: 27 Tote
• 2020: 34 Tote
• 2021: 35 Tote
• 2022: 34 Tote
• 2023: 36 Tote (bisheriges Rekordjahr)
• 2024: 38 Tote (bis aktuell)
Die Verteilung der tödlichen Forstunfälle 2024 nach Bundesländern zeigt, dass Menschen in bestimmten Regionen besonders gefährdet sind.
• Steiermark: 13 Tote
• Niederösterreich: 9 Tote
• Oberösterreich, Kärnten und Tirol: jeweils 4 Tote
• Vorarlberg und Salzburg: jeweils 2 Tote
Diese Verteilung auf Bundeslandebene könnte auf die große Waldfläche und die steilen Geländeformationen in diesen Regionen zurückzuführen sein, die das Risiko bei Forstarbeiten erheblich erhöhen.
Unfallhergänge verdeutlichen die Gefahren
„Tödliche Unfälle ereignen sich typischerweise in Situationen, in denen Bäume beim Fällen oder bei Aufräumarbeiten unerwartet kippen oder sich verkeilen“, warnt Dr. Johanna Trauner-Karner, Leiterin des Fachbereichs Sport- und Freizeitsicherheit in der Präventionsinstitution KFV. Häufig geraten Personen bei Arbeiten in steilem Gelände ins Rutschen oder werden von umfallenden Bäumen und abgebrochenen Ästen getroffen. Auch Arbeiten mit schweren Maschinen wie etwa mit Traktoren bergen Risiken – beispielsweise, wenn Fahrzeuge in unwegsamem Gelände ins Kippen geraten oder durch Spannungen beim Seilwinden-Einsatz unkontrolliert bewegt werden. Besonders gefährlich ist das Aufarbeiten von Schadholz mit unübersichtlichen Situationen, verspannten Stämme, ausgerissenen Wurzelballen etc. Solche Situationen zeigen, wie unberechenbar die Arbeit im Forstbereich sein kann und dass oft nur wenige Augenblicke über Leben und Tod entscheiden.
Sicherheit muss bei Forstarbeit an erster Stelle stehen
Die erneute Zunahme tödlicher Unfälle, nur ein Jahr nach dem letzten Höchststand, macht laut KFV deutlich, dass dringend verstärkte Sicherheitsmaßnahmen und präventive Schulungen notwendig sind. „Forstarbeiter, aber insbesondere auch Privatpersonen müssen besser über die Risiken aufgeklärt werden, und es sollte auf das Tragen geeigneter Schutzausrüstung geachtet werden“, appelliert die Präventionsexpertin.
Das Sterben geht weiter
Nur einen Tag nachdem die KVF mit ihren Zahlen zu tödlichen Forstunfällen an die Öffentlichkeit gegangen ist, hat sich ein weiterer ereignet. Wie die Landespolizeidirektion Tirol berichtet, führte am 14. November ein 59-jähriger Österreicher am Nachmittag etwa 150 Meter vom Hof entfernt, alleine Holzschlägerungsarbeiten durch. Der Mann dürfte laut ersten Erhebungen dabei gewesen sein, einen frisch geschnittenen Baum am Drahtseil der Traktorwinde zu befestigen, als er von einem anderen ungesicherten, ca. 15-20 cm dicken Baum, derart schwer verletzt wurde, dass er noch an der Unfallstelle verstarb. Die Zahl der tödlich Verunfallten liegt somit nun mindestens bei mindestens 39 …
Tipps zum sicheren Fällen von Bäumen
Das KFV hat gemeinsam mit der AUVA und in Kooperation mit der Plattform Forst Holz Papier (FHP) sowie mit dem Bundesforschungszentrum für Wald (BFW) eine Broschüre für das sichere Arbeiten beim Fällen von Bäumen herausgegeben: //www.kfv.at/sicherheitsratgeber-wie-faellt-man-eigentlich-einen-baum
Von der SVS gibt es gleich mehrere Broschüren und Infoblätter zur Arbeit im Wald. Klicken Sie hierfür auf svs.at/info auf den grünen Button “Sicherheitsberatung”.
Ganz wichtig ist beim Arbeiten im Wald auch eine entsprechende Ausbildung. Kurse werden von forstlichen Ausbildungsstätten angeboten, etwa unter:
https://fastossiach.at/ausbildung-kurse/
https://fasttraunkirchen.at/ausbildung-kurse/
Persönliche Schutzausrüstung (PSA)
Zweckmäßige Berufskleidung und persönliche Schutzausrüstung erhalten die Gesundheit und schützen vor Verletzungen. Zur PSA bei der Motorsägenarbeit im Wald gehören:
• Forstarbeiterschutzhelm mit Gehör- und Gesichtsschutz
• Anliegende Arbeitsjacke in Signalfarbe
• Schutzhandschuhe
• Schnittschutzhose
• Sicherheitsschuhwerk
• Erste Hilfe Paket
Grundregeln der Waldarbeit
• Arbeiten Sie nicht alleine oder unter Zeitdruck
• Tragen Sie Ihre persönliche Schutzausrüstung
• Stellen Sie die gesetzlich vorgeschriebenen Warn-und Zusatztafeln auf
• Gefahrenpotentiale vor Arbeitsbeginn ermitteln (z.B. Totholz, Stromleitungen, …)
• Fluchtwege freihalten
• Sicherheitsbereich von mind. 1,5 Baumlängen rund um den zu fällenden Baum freihalten
• Warnrufe und Rundumblick durchführen, solange der Baum noch sicher steht
• Gefahren-und Schwenkbereich der Motorsäge von mind. zwei Meter freihalten
• Arbeiten Sie in Hanglagen niemals über- bzw. untereinander
• Erste-Hilfe-Kenntnisse und Erste-Hilfe-Ausrüstung griffbereit
• Gute Ausbildung und Erfahrung erhöhen die Arbeitssicherheit
(Quelle: LK NÖ, Michael Gruber)
Aktualisierte Fassung von 15.11.2024
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