Tiroler Bauernzeitung: Wie sieht die Situation der Tiroler Gemüsebauern aus?
GINER: Die Corona-Krise hat besonders jene Gemüsebauern sehr hart getroffen, die über 90 Prozent ihrer Ware an die Gastronomie geliefert haben. Hier gab es quasi über Nacht durch die Schließung einen Lieferstopp. Während vor der Krise noch ca. 50 Prozent der Mahlzeiten außer Haus eingenommen wurden, so gibt es jetzt eine Verschiebung und 95 Prozent der Mahlzeiten werden wieder im eigenen Haushalt zubereitet. Wir konnten jedoch innerhalb der Sparte ein starkes Netzwerk aufbauen und eine rasche Umverteilung einrichten, damit nun auch diese Bauern ihre Ware an den LEH liefern können.
TBZ: Wie geht es für die Gemüsebauern weiter?
GINER: Eine große Herausforderung stellt für uns nun die Erntezeit dar. Seit Ende Februar sind bereits 350 Erntehelfer in Tirol, doch in den kommenden Wochen werden bis zu 800 weitere Helfer gebraucht. Wir sind im engen Kontakt mit unseren politischen Vertretern, die alles daran setzen, dass eine Art Korridor an den Grenzen ermöglicht wird und somit unser Fachpersonal aus Rumänien und der Ukraine einreisen kann. In drei bis vier Wochen werden in Tirol zuallererst Jungzwiebel und Radieschen in großen Mengen abzuernten sein. Lösungen sind gefragt. Sollte die Einreise nicht möglich sein, schauen wir, dass wir über das Arbeitsmarktservice (AMS) Arbeitskräfte lukrieren können. Dann möchten wir zehn Prozent des Bedarfes aus der Jobbörse nehmen oder aus der Gastronomie. Parallel zu diesen Bestrebungen wurde eine Online-Plattform eingerichtet, die man auf der Homepage der LK-Tirol findet, auf der sich freiwillige Helfer bei uns melden können.
TBZ: Was sind Ihre Gedanken zur Corona-Krise?
GINER: Allgemein erlebe ich eine massive Entschleunigung und ein Umdenken in der Bevölkerung. Die Prioritäten verschieben sich wieder, die Bedürfnisse werden neu sortiert. Vielleicht ist das auch eine Chance in der Krise.
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