
Der Frühjahrsanbau steht bevor und damit auch die Wahl der regional passenden Sorten. Zwar war der Anbau von Sommergetreide im Vorjahr generell rückläufig, entgegen dem allgemeinen Trend kam es bei Sommergerste aber zu einer Ausweitung der Anbaufläche. Nach späträumenden Kulturen war oft ein Herbstanbau nicht mehr möglich. In manchen Fällen spielte mit Sicherheit auch die Fruchtfolge eine entscheidende Rolle, vor allem wenn man sich mit der Bekämpfung von Problembeikräutern beschäftigen musste.
Auf gute Anbaubedingungen im Frühjahr 2024 folgte ein überdurchschnittlich warmer Sommer mit starken Niederschlagsereignissen. Dies brachte mittlere bis hohe Erträge bei guter Kornausbildung und für Braugerste passend niedrige Proteingehalte. Auch die übrigen Kulturarten erzielten oft zufriedenstellende Erträge mit guter Qualität. Da besonders die Zuckerrübenernte im Herbst teilweise spät erfolgte, spricht auch heuer einiges für den Anbau von Sommergetreide. Momentan sind die Voraussetzungen aufgrund der Wasserverfügbarkeit auf jeden Fall positiv.
Um gute Erträge erzielen zu können, sollte bei Sommergetreide der optimale Anbauzeitpunkt gewählt werden. Anzustreben ist ein möglichst früher Saattermin, um die Vegetationsperiode zu verlängern. In den pannonischen Regionen empfiehlt sich eine Saat, je nach Bodenfeuchte, ab Ende Februar. In kühleren Regionen, wie dem Waldviertel, ist ein Anbautermin Ende März anzustreben.
Saatstärke anpassen
Sollten zu feuchte Bedingungen eine spätere Saat erfordern, wird eine Erhöhung der Saatstärke empfohlen – ebenso bei einem schlechten Saatbett. Allerdings ist Vorsicht geboten, da es bei sehr starker Bestockung oder übermäßigem Düngereinsatz schnell zum Auftreten von Lager kommen kann.
Bei Sommergerste werden für die angestrebte Saatstärke von 280 bis 330 keimfähigen Körnern/m² je nach Tausendkorngewicht des Saatguts zirka 120 bis 160 kg/ha benötigt. Bei spätem Anbau oder mangelhaftem Saatbett ist eine Erhöhung um 50 bis 80 Körner/m² anzuraten.
Braugerstenproduktion
Den Landwirten steht neben dem Herbstanbau von Winterbraugerste und dem klassischen Frühjahrsanbau von Sommerbraugerste eine dritte Variante der Braugerstenproduktion zur Verfügung – und zwar der Herbstanbau von Sommerbraugerste. Diese Variante wird schon einige Jahre erfolgreich praktiziert und führte zu einer Ausdehnung der Anbaufläche. Beim Herbstanbau besteht jedoch das Risiko der Auswinterung. In der vergangenen Saison waren die Flächen – je nach Abhärtung der Bestände und Tiefsttemperaturen – mehr oder weniger von Auswinterung betroffen. Die Sorte SY Solar war am stärksten geschädigt und musste oft in der Praxis umgebrochen werden. Avus, Amidala, Leandra und Skyway winterten teilweise auch sehr stark aus. Diese Sorten konnten sich jedoch wieder regenerieren und mit reduzierten Erträgen geerntet werden. Mit diesen Erfahrungen sollten frostgeschwächte Bestände im heurigen Frühjahr beurteilt werden. Die Entscheidung für einen Umbruch sollte jedoch nicht zu früh erfolgen.
Hauptbraugersten
Amidala (Lager 4) reift spät, ist kurzwüchsig und strohstabil. Auf einen Befall mit
Zwergrost und der Ramularia-Sprenkelkrankheit ist bei der Bestandesführung zu achten. Mit hohen Erträgen und günstigen Kornsortierungen überzeugt sie sowohl im Trocken- als auch im Feuchtgebiet.
Leandra (Lager 4) kann im Trockengebiet hohe Erträge bei vergleichsweise früher Reife erzielen. Ihre Sortierung bleibt geringfügig hinter Amidala zurück. Die Blattgesundheit ist ausgewogen, lediglich die Ramularia-Sprenkelkrankheit kann stark bis sehr stark infizieren. Mit Höchstnoten bei der Kornsortierung und hohen Erträgen ist Avus (Lager 4) eine bewährte Sorte. Die Braueigenschaften sind ebenfalls überzeugend. Probleme kann die Ramularia-Sprenkelkrankheit verursachen, die Anfälligkeit für andere Blattkrankheiten ist im mittleren Bereich.
Skyway (Lager 6) vereint bei später Reife hohe bis sehr hohe Vollgerstenerträge mit einem niedrigen Rohproteingehalt. Sehr gute Werte bei den Braueigenschaften kombiniert mit ebenso guten Ergebnissen beim Vollgerstenanteil machen sie für einen Anbau interessant.
Braugerste in Großbrauversuchen
Die regionale Züchtung Edelmira (Lager 4) wurde 2023 zugelassen und wird heuer erstmalig in Großbrauversuchen auf ihre Malzeignung getestet. Sie ist sehr kurzwüchsig und reift mittelfrüh. Rhynchosporium-Blattflecken infizieren kaum, Zwergrost und Ramularia können stark schädigen. Bei mittelhohem Vollgerstenanteil ist der Rohproteingehalt niedriger.
Sonstige Brau- und Futtergersten
SY Solar (Lager 4) hat als Braugerste nur mehr regionale Bedeutung, der Anbau beschränkt sich auf Kärnten. Sie ist bei hohem bis sehr hohem Ertragspotenzial kurzwüchsig und halmstabil. Von Zwergrost kann sie stark bis sehr stark befallen werden, Netzflecken und die Ramularia-Sprenkelkrankheit können besser abgewehrt werden. Die als Futtergerste vermarktete Tasja (Lager 4) beginnt früh mit dem Ährenschieben und ist besonders in niederschlagsreicheren Regionen ertragsstark. Während sie mittel zum Halmknicken neigt, bleiben die Ähren auch bei Überreife stabil.
Elfriede ist ausgewogen blattgesund, reift spät und ist mittel standfest (Lager 5). Die Kornsortierung ist positiv, der niedrige Rohfasergehalt macht sie als Futtergerste wertvoll.
Elena kombiniert einen mittelhohen Rohproteingehalt mit einem ebenfalls niedrigen Rohfasergehalt. Trotz ihrer geringeren Standfestigkeit (Lager 6) neigt sie kaum zum Halm- und Ährenknicken.
Regency (Lager 5) verfügt über eine ansprechende
Kornsortierung bei niedrigem Rohfasergehalt. Der Rohproteingehalt ist niedrig bis mittel, das Hektolitergewicht mittel. Regency erreichte im Trockengebiet mittlere Erträge. Die seit 2009 im Sortiment befindliche Wilma (Lager 5) überzeugt mit hohem Rohproteingehalt und mittelhohem Marktwarenanteil im Feuchtgebiet. Im Gegensatz zu den meisten Sommergersten wird Wilma von Mehltau befallen.
Neuzulassungen bei Sommerbraugerste
Im Dezember 2024 wurden drei Sommerbraugersten neu in die Österreichische Sortenliste eingetragen.
KWS Imagis (Lager 4) reift mittelspät und verfügt über positive Stroheigenschaften. Die Anfälligkeit für Netzflecken ist gering, Zwergrost kann stark schädigen. Der hohe Vollgerstenanteil wird mit einem niedrigen Rohproteingehalt vereint.
KWS Acantis (Lager 4) kombiniert ein sehr frühes bis frühes Ährenschieben mit einer mittleren Reifezeit. Sie zeigt sich in allen Produktionsgebieten sehr ertragsstark, der Rohproteingehalt ist niedrig bis mittel. Zwergrost kann mittelstark schädigen, die Ramularia-Sprenkelkrankheit stark bis sehr stark. Gegenüber Mehltau zeigt sie sich resistent. Auch die kurzwüchsige Braugerste Eulaia (Lager 5) ist mehltauresistent und hat das Potenzial für hohe Erträge im Trockengebiet bei mittlerem Vollgerstenanteil. Von Zwergrost wird sie stark infiziert, die Ramularia-Sprenkelkrankheit kann sie im Vergleich zu anderen Sorten besser abwehren. Von allen drei Neuzulassungen ist noch kein Saatgut verfügbar.
Sommerhafer
Hafer ist eine anpassungsfähige und relativ anspruchslose Getreideart. Der Großteil der produzierten Menge wird verfüttert, dennoch nimmt der Anteil für den menschlichen Konsum stetig zu. Wegen seines höheren Wasserbedarfs ist der Anbauerfolg oft mehr in den niederschlagsreichen Regionen Österreichs gegeben. Bei Hafer sind zur Ernte Bestände mit 350 bis 450 (höchstens 480) Rispen/m² und 45 bis 65 Körnern/Rispe das Ziel. Für gute Erträge darf der Hafer nicht zu üppig geraten und sollte nicht lagern. Für die Aussaat empfehlen sich daher je nach Zeitpunkt und Region 300 bis 450 keimfähige Körner/m² oder 100 bis 180 kg/ha.

Der langhalmige Platin (Lager 4) verfügt über positive Stroheigenschaften. Er reift mittel und kann Krankheiten meist abwehren. Das Hektoli-tergewicht ist überdurchschnittlich, die innere Qualität ansprechend.
Waran ist mittelgut standfest (Lager 4) und halmstabil. Für Mehltau und Kronenrost ist er mittelstark bzw. stark anfällig. Er kombiniert ein hohes bis sehr hohes Ertragspotenzial über alle Anbaugebiete mit einer überdurchschnittlichen Stickstoff-Effizienz, welche als Korn-Proteinertrag gemessen wird.
Der mittelgut standfeste Elron (Lager 4) brachte im Mühl- und Waldviertel die ertraglich besten Ergebnisse des Sortiments. Um Qualitätsverluste zu vermeiden, sollte die Ernte wegen der starken Auswuchsneigung rechtzeitig erfolgen. Sein Hektolitergewicht und Rohproteingehalt sind gering bis mittel ausgeprägt.
Enjoy (Lager 5) besitzt eine hohe Widerstandsfähigkeit gegenüber Mehltau, von Kronenrost kann er stark befallen werden. Ein mittleres Hektolitergewicht kombiniert er mit einem niedrigen bis mittleren Rohproteingehalt.
Der langwüchsige Earl (Lager 5) kombiniert frühes Rispenschieben mit früher Abreife. Das Hektolitergewicht ist hoch, der Rohprotein- und der Rohfasergehalt sind mittelhoch. Kronenrost und Mehltau können mittelstark schädigen.
Max (Lager 5) ist kurzwüchsiger und auch bei regnerischer Witterung zur Ernte besteht kaum die Gefahr für Auswuchs. Ertraglich liegt er hinter den neueren Züchtungen, sein Futterwert ist aber überzeugend. Für Mehltau ist er mittel bis stark anfällig, Kronenrost und die Streifenkrankheit können mittel infizieren.
Die Neuzulassung Eugenio (Lager 5) hat ein hohes Kornertragspotenzial bei mittlerem Hektolitergewicht und niedrigem Rohproteingehalt. Die Anfälligkeit für Kronenrost und für Mehltau ist erhöht. Eugenio ist für den Anbau 2025 noch nicht verfügbar, der Saatgutaufbau muss erst erfolgen.
Sommerweichweizen
Auf einen zeitgerechten, möglichst frühen Anbau des Sommerweizens ist zu achten. Fällt der Anbautermin später ins Frühjahr, ist mit einer deutlich erhöhten Saatmenge (+50 bis +100 Körner/m²) zu reagieren.
Der Qualitätsweizen Elaya (Lager 4) wurde im vergangenen Dezember gelistet. Er wird von Mehltau, Braunrost und Gelbrost kaum infiziert. Die Anfälligkeit für Ährenfusarium ist mittelhoch. Kornertrag und N-Effizienz (gemessen als Korn-Proteinertrag) sind hoch und die Auswuchsneigung gering.
Der mittelfrüh reifende Qualitätsweizen Liskamm (Lager 3) kann die meisten Krankheiten erfolgreich abwehren, lediglich Gelbrost kann mittel infizieren. Den hohen bis sehr hohen Rohproteingehalt vereint er mit einem hohen Hektolitergewicht.
KWS Mistral (Lager 4) wird von Ährenfusarium und Mehltau kaum befallen. Die Auswuchsneigung ist gering. Der Mahlweizen wurde mittlerweile von der Österreichischen Sortenliste gelöscht, Restmengen sind jedoch verfügbar.
Der neu zugelassene Sommerweizen KWS Carusum ist standfest (Lager 3) und wehrt Infektionen von Mehltau, Braun- und Gelbrost meist erfolgreich ab. Sein hohes Ertragspotenzial bei mittelhohem Rohproteingehalt und hohem bis sehr hohem Hektolitergewicht zeigt er in allen Lagen.
Auch der Mahlweizen Everlong (Lager 5) wurde im vergangenen Dezember zugelassen. Er besticht neben seiner ansprechenden Blattgesundheit durch die geringe Anfällig-
keit für Ährenfusarium. Das Kornertragsniveau und der Rohproteingehalt sind mittel ausgeprägt. Everlong eignet sich besonders für den Anbau im Feuchtgebiet. Der blattgesunde Mahlweizen Telimena (Lager 3) erreichte in Feucht- und Übergangslagen ein hohes Ertragspotenzial. Das niedrige Hektolitergewicht kombiniert er mit einem mittelhohen Rohproteingehalt.
Der ebenfalls neu zugelassene Futterweizen Elodi (Lager 4) zeigt sich bei mittlerer Reife sehr ertragsstark. Mehltau und Gelbrost werden erfolgreich abgewehrt, die Anfälligkeit für Braunrost und Ährenfusarium ist niedrig bis mittel. Die Auswuchsneigung und der Rohproteingehalt sind niedrig. Er wird aber nicht für den österreichischen Markt entwickelt.
Sommerdurum
Um qualitativ hochwertigen Durum zu produzieren, ist ein entsprechender Proteingehalt anzustreben. Aufgrund der höheren Anfälligkeit für Mehltau und Ährenfusarium sind zudem Fungizidspritzungen einzuplanen und die Ernte sollte vor allem bei unstabiler Witterung zeitgerecht erfolgen. Um die angestrebten 450 bis 550 ährentragenden Halme je m² zu erreichen, sollte die Saatstärke zwischen 350 bis 380 keimfähige Körnern je m² betragen. Bei sehr späten Saaten Anfang April kann die Saatstärke auf bis zu 450 keimfähige Körner je m² erhöht werden.
Videodur (Lager 4) ist kurzwüchsig und kann Rostkrankheiten sowie die DTR-Blattdürre im Vergleich zu anderen Sorten besser abwehren. Ertragsniveau und N-Effizienz (gemessen als Korn-Proteinertrag) sind mittelhoch, Rohproteingehalt sowie Ganzglasigkeit hoch.
Pandiodur (Lager 3) wurde im vergangenen Dezember zugelassen. Er ist kurzwüchsig und reift früher. Ertragsniveau und Rohproteingehalt sind mittelhoch ausgeprägt. Von Mehltau und Ährenfusarium wird er stärker infiziert.
Riccodur (Lager 5) kombiniert ein frühes Ährenschieben mit einer mittelfrühen Reife.
Die Neuzulassung Durolux (Lager 5) verfügt bei mittlerem Ertragspotenzial über einen hohen bis sehr hohen Rohproteingehalt sowie eine mittelhohe Fallzahlstabilität und Auswuchsneigung.
Floradur (Lager 6) hat sich langjährig bewährt. Für Mehltau ist er stark bis sehr stark anfällig, Rostkrankheiten schädigen weniger. Fallzahl und Rohproteingehalt sind hoch, das Hektolitergewicht hoch bis sehr hoch ausgeprägt. Der kurzwüchsige Durofinus (Lager 3) reift mittel. Während Braun- und Gelbrost meist abgewehrt werden, können Mehltau, DTR-Blattdürre und Ährenfusarium stärker schädigen. Um die Qualität der Ernteware gewährleisten zu können und Auswuchs zu vermeiden, sollte die Ernte bei wechselhafter Witterung zeitgerecht erfolgen. Sein zufriedenstellendes Ertragspotenzial ist mit einer ansprechenden Kornqualität gepaart. Nur die Glasigkeit ist etwas unterdurchschnittlich.
Sommergetreide für Biobetriebe
Sommergerstensaatgut aus biologischer Produktion ist aktuell von den Sorten Amidala, Avus, Elena und Tasja verfügbar.
Hafer eignet sich gut für den biologischen Anbau. Für den Frühjahrsanbau heuer steht Saatgut von Earl, Elron, Max, Platin und der EU-Sorte Perun sowie der Erhaltungssorte Ebners Nackthafer bereit.
Sommerweichweizen wird im Vergleich zu den Winterungen vom gewöhnlichen Steinbrand kaum infiziert. Daher kann er eine gute Alternative für Biobetriebe darstellen. Saatgut ist von Liskamm, Kärntner Früher, KWS Carusum sowie der EU-Sorte KWS Expectum vorhanden.
Von Sommerdurum stehen Floradur und Riccodur aus biologischer Produktion zur Verfügung.
Die aktuelle Verfügbarkeit von Biosaatgut kann online abgefragt werden.
www.ages.at/pflanze/saat-und-pflanzgut/biosaatgut-datenbank
Autoren:
Marlene Gepp,
Joachim Neureiter,
Wolfgang Deix
- Bildquellen -
- 02 Ages Flamm Hafer: Clemens Flamm
- 01 Ages Parzellensaat: Clemens Flamm