Erste Schätzungen prognostizieren für 2020 eine Gesamt-Getreideernte von fünf Millionen Tonnen – vorausgesetzt die Witterung für Mais bleibt weiterhin günstig. Damit steuert Österreichs Landwirtschaft im Vergleich zu den Vorjahren auf eine konstant gute Ernte zu.
Global stellt sich die Lage für die Erzeuger aber weniger erfreulich dar. „Trotz der Klimakrise scheint die Weltgetreideernte ein neues Rekordhoch zu erreichen“, erklärt Oberösterreichs Landwirtschaftskammerpräsidentin Michaela Langer-Weninger. Infolge dürfte die weltweite Getreide- und Maisproduktion den Verbrauch deutlich übersteigen.
Bedenklich ist auch die Entwicklung bei den Ölsaaten. Denn 83 Prozent der mengenmäßig wichtigsten Kultur – der Sojabohne – werden am amerikanischen Kontinent erzeugt. Hinsichtlich der Krisenvorsorge und der Versorgungssicherheit sollten laut den Experten der Landwirtschaftskammer hier „alle Alarmglocken schrillen“.
Oberösterreich-Bilanz: Veränderte Bodennutzung
Bei den Hauptkulturen gab es 2020 wenig Bewegung. Die Anbaufläche von Winterweizen stieg geringfügig um drei Prozent auf fast 49.000 Hektar. Dafür sank die Fläche von Triticale (fünf Prozent) und minimal jene von Wintergerste (ein Prozent). Fortgesetzt hat sich der Rückgang der Sommerkulturen auf Oberösterreichs Ackerflächen. Gleiches gilt für den Raps. Nahezu bedeutungslos sind mittlerweile auch Körnerleguminosen wie Ackerbohne und Körnererbse. Massiv zugelegt hat dafür der Ölkürbis. Die Herbstkultur wurde 2020 auf 1600 Hektar angebaut. Im Vorjahr waren es lediglich 860 Hektar –
das entspricht einer Steigerung von 85 Prozent. Auch die Zuckerrübenfläche konnte entgegen dem Bundes-trend hierorts um 900 Hektar auf nun 6250 Hektar erhöht werden.
Leicht angewachsen um 552 Hektar ist auch die Bio-Ackerfläche. „Dieser Anstieg zeigt, dass trotz ÖPUL-Einstiegsstopp Interesse besteht, auf biologische Wirtschaftsweise umzustellen“, meint Oberösterreichs neuer Pflanzenbaudirektor Helmut Feitzlmayr. Insgesamt ist bei den Bio-Kulturen ein deutlicher Rückgang der Sommerungen, vor allem der Sommerackerbohne, zu verzeichnen.
Ertragsmäßig liegt die Getreideernte mit 840.000 Tonnen deutlich über dem Fünf-Jahresschnitt. Auch für die Herbstkulturen wird mit einem satten Plus gerechnet. Geschuldet ist das vor allem dem ausgeglichenen Temperatur- und Niederschlagsverlauf. Die Witterungsschäden von 15 Millionen Euro gehen in diesem Jahr folglich nicht auf das Konto der Dürre, sondern vielmehr auf jenes von Frost und Hagel. Trotz dem Ausbleiben langanhaltender Hitzeperioden sei der Klimawandel aber keineswegs „abgesagt“.
Die Ertragsergebnisse der Feldkulturen im Detail
Winterweizen: Mit 7,6 Tonnen pro Hektar brachte der Weizen im Landesschnitt sehr respektable Erträge. Die Hektoliter-Gewichte sind mehrheitlich sehr gut, lediglich der Proteingehalt ist ertragsbedingt etwas knapp.
Wintergerste: Wie auch in den Vorjahren hat sich die Wintergerste sehr ertragsstabil gezeigt. Auch die Qualitäten konnten überzeugen. Nur teilweise waren die Hektoliter-Gewichte mit unter 60 Kilogramm etwas schwächer. Neben der Fütterung erlangt die zweitwichtigste Getreidekultur Oberösterreichs zunehmend für die Brauereien an Bedeutung.
Raps: Positiv überrascht hat in diesem Jahr die Ölfrucht Raps. Die Erträge lagen zwischen erfreulichen 3,5 bis 4,5 Tonnen pro Hektar. Auch die Preise haben gegenüber dem Vorjahr angezogen. Seitens der Landwirtschaftskammer hofft man daher auf eine positive Entwicklung der Anbauflächen. Bedarf ist jedenfalls gegeben. Das Unternehmen VOG sucht für sein Erfolgsprodukt „Rapso“ zusätzliche Kontraktflächen.
Herbstkulturen: Zuckerrübe im Aufwind
Mais und Sojabohne präsentieren sich aktuell in „sehr gutem“ Zustand – mit einer guten Ernte ist also zu rechnen. „Exzellent“ sehen auch die Zuckerrüben-Bestände aus. Oberösterreichs Zuckerrüben-Bauern dürfen daher auf eine überdurchschnittliche Ernte von 90 Tonnen pro Hektar hoffen. Ein Wermutstropfen jedoch bleibt: Aufgrund des starken Schädlingsbefalls in den östlichen Bundesländern und der anhaltenden Frühjahrstrockenheit hat sich die Anbaufläche österreichweit auf 26.350 Hektar reduziert. Damit ist eine unzureichende Auslastung der beiden Zuckerfabriken gegeben. Der Standort Leopoldsdorf könnte deshalb noch heuer geschlossen werden.
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- Getreideernte4: LK OÖ