
Damit Soja ihre Fähigkeit zur Luftstickstoffbindung entfalten kann, ist sie – wie alle Leguminosen – auf eine Symbiose mit speziellen Knöllchenbakterien (Rhizobien) angewiesen. Unter optimalen Bedingungen infizieren die Bakterien die Wurzeln bereits fünf bis zehn Tage nach der Aussaat. Beginnt die Sojabohne zu blühen, sieht man schon die ersten Knöllchen und die Luftstickstoffbindung samt ihrer positiven Auswirkung auf die spätere Ertragsleistung und den Eiweißgehalt des Ernteguts beginnt.
Nachimpfen bei widrigen Bedingungen
Das von Soja benötigte Bakterium (Bradyrhizobium japonicum) ist in Österreichs Ackerböden allerdings nicht von Natur aus vorhanden. Deshalb wird Sojasaatgut hierzulande für den Anbau mit Knöllchenbakterien beimpft (Inokulation). Bei Z-Saatgut erfolgt dies standardmäßig bei den Saatgutherstellern. „Man erkennt das an der grünen Färbung“, erklärte kürzlich Andreas Auinger, Produktmanager für Getreide und Alternativen bei der „Saatbau Linz“, in einem Webinar.
„Bei schweren oder sauren Böden und Flächen auf denen noch nie Soja stand empfehlen wir aber vor der Saat nochmals nachzubehandeln“, ergänzte er. Bisher standen Bauern hier drei Varianten zur Verfügung: Das Aufsprühen eines flüssigen Impfmittels, die Mischung mit einem trockenen Präparat auf Torfbasis und die Beimengung direkt bei der Saat mittels Granulatstreuer.
Längere Lebensdauer, kein Aufwand
Die Saatbau Linz bietet heuer erstmals zwei Sojasorten (Adelfia-000, Altona-00) an, wo für Anwender dieser Mehraufwand komplett entfällt. Ermöglicht wird das durch ein gänzlich neues Impfverfahren, welches erstmals auf der Austro Agrar Tulln im November einer breiten Öffentlichkeit präsentiert wurde. Entwickelt hat es das niederösterreichische Agrartech-Unternehmen „Ensemo“, welches mit de Saatbau eine Kooperation eingegangen ist. Das Prinzip ist dabei denkbar einfach: Statt das Impfmittel nur äußerlich aufzutragen, wird jede Sojabohne mechanisch geöffnet und die Bakterien injiziert. „Das Inokulat im Korn hat einen riesigen Vorteil: Es kann nicht mehr austrocknen und hat eine deutlich längere Lebensdauer“, weiß Andreas Auinger. Statt der bisher üblichen drei Wochen soll die Impfung so bis zu 6 Monate wirksam sein.

Im Detail wird die Samenschale des Saatguts automatisiert mit einem nur 0,25 Millimeter breiten Schlitz versehen und anschließend mittels Hochdruckdüse beimpft. Der Keimling wird nicht angetastet. Anschließend wird die Öffnung mit einem biologisch abbaubaren Kunststoff (Bio-Polymer) verschlossen. Saatbau-Angaben zufolge wurde in Feldversuchen dabei keinerlei schädigende Wirkung auf die Keimfähigkeit, sehr wohl aber eine Ertragssteigerung festgestellt.
Biobauern, bitte warten
Für den kommenden Frühjahrsanbau steht das unter dem Namen „Turbosoy injected Soja“ vertriebene Saatgut bereits zur Verfügung. Je Hektar sollen die Mehrkosten für Bauern etwa acht bis zehn Prozent betragen. Biobauern dürfen die Technologie vorerst übrigens nicht nutzen, da das verwendete Polymer nicht im Betriebsmittelkatalog gelistet ist. Diese Hürde plant die Saatbau bis zur Saison 2026 zu nehmen.
Das komplette Saatbau-Webinar kann hier abgerufen werden.
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- Saatgut bearbeitet: Saatbau Linz
- Soja-Saatgut: agrarfoto.com