Dass hochverarbeitete Lebensmittel mit gesundheitlichen Risiken verbunden sind, haben schon einige Studien gezeigt. “forum. ernährung” (f.eh) macht nun auf Probleme bei der Klassifikation der Lebensmittel und deren Heterogenität aufmerksam. Es bräuchte daher eine “differenzierte Betrachtung”.
So würde die Grundlage der meisten Studien zu hochverarbeiteten Lebensmitteln die sogenannte NOVA-Klassifikation darstellen. Sie unterscheide prinzipiell zwischen vermeintlich “gesunden” (Gruppe 1, un- oder minimal verarbeitet) und “ungesunden” Lebensmitteln (Gruppe 4, hochverarbeitet) und werde von führenden Ernährungsgesellschaften und Berufsverbänden im deutschen Sprachraum abgelehnt. Weiters seien die Kriterien für die Einteilung in die vier Klassen teilweise problematisch, da sie zu einer sehr heterogenen Gruppenbildung führen würden. In der NOVA-Gruppe 4 fänden sich etwa Süßigkeiten und Limonaden ebenso wie Wurstwaren, Chili-Tofu oder verpacktes Vollkornbrot. Letzteres gelte nämlich auch als „hochverarbeitet“, wenn neben Inhaltsstoffen wie Emulgatoren oder Farbstoffen beispielsweise Attribute wie “in Scheiben geschnitten” oder “aus Massenproduktion” zutreffen würde. Ein weiterer Kritikpunkt des f.eh ist die Qualität der Studien selber bzw. dass „Zivilisationskrankheiten“, die mit hochverarbeiteten Lebensmitteln in Verbindung gebracht werden, „multifaktoriell“ bedingt seien. Daher sollten auch die genetische Veranlagung, psychologische Faktoren, der sozioökonomische Status und das Bewegungsverhalten berücksichtigt werden.
Erwachsene, die viele stark verarbeitete Lebensmittel (ultra-processed foods UPF) konsumieren, haben laut Deutschen Gesellschaft für Ernährung e. V. (DGE) „wahrscheinlich ein höheres Risiko für Übergewicht, Adipositas, Bluthochdruck, Typ-2-Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen“. Das würden die meisten Studien zeigen, die ein Team der Arbeitsgruppe der DGE in die 2. Vorveröffentlichung zum “15. DGE-Ernährungsbericht” einbezogen hat.
In einer 2023 veröffentlichten multinationalen Studie mit 266.666 Personen aus sieben europäischen Ländern sollen auch Ernährungswissenschafterinnen und -wissenschaftler der Universität Wien in Zusammenarbeit mit der International Agency for Research on Cancer (IARC) gezeigt haben, dass ein hoher Konsum von hochverarbeiteten Lebensmitteln mit einem höheren Risiko für Multimorbidität von Krebs und kardiometabolischen Erkrankungen verbunden ist. Insbesondere wurde laut UNI Wien ein Zusammenhang mit hochverarbeiteten tierischen Produkten sowie mit Süßstoff und mit Zucker gesüßten Soft-Drinks festgestellt.
Das forum. ernährung heute (f.eh) ist ein 1991 gegründetes Kompetenzzentrum für Ernährung, Gesundheit und Lebensstil. Geschäftsführung & Wissenschaftliche Leitung obliegt der Ernährungswissenschafterin Marlies Gruber, Obmann ist Johann Marihart.
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