Seltene Rassen im Aufwind

Gesamtbestand von seltenen Rassen hat sich in den vergangenen 25 Jahre fast vervierfacht.

Dank entsprechender Erhaltungszuchtprogramme ist es in Österreich gelungen, den Tierbestand seltener Nutztierrassen wieder kontinuierlich zu steigern. Rund 4.400 Bäuerinnen und Bauern halten hierzulande eine oder mehrere von 27 alten Rassen wie Murbodner Rinder, Kärntner Brillenschafe, Sulmtaler Hühner oder Mangalitza-Schweine. Der Gesamtbestand von insgesamt neun Rinder-, acht Schaf-, sieben Ziegen-, zwei Schweine- und einer Pferderasse hat sich in den vergangenen 25 Jahre auf mehr als 55.000 Tiere fast vervierfacht. Die Zahl der Betriebe, die seltene Nutztiere halten, ist seit 2000 um rund 1.000 auf fast 4.400 gestiegen. „Auch dank Prämien aus dem Agrarumweltprogramms ÖPUL“, betont LK Österreich-Präsident Josef Moosbrugger.

Große Fortschritte verzeichneten die Betriebe speziell beim Erhalt alteingesessener Rinderrassen wie Gelbvieh. Zählten in den 1950er Jahren noch ein Viertel aller Rinder zu den drei Rassen Murbodner, Kärntner und Waldviertler Blondvieh, verschwanden diese bis in die 1990er Jahre soweit, dass ihre Bestandszahlen nicht mehr erhoben wurden. Seit der Einführung von Haltungsprämien und auch Qualitätsfleischprogrammen sind die Tierbestände wieder deutlich angestiegen.  Besonders jene der Murbodner Rinder, nämlich von nur noch rund 300 Tiere auf heute wieder über 7.000 in Österreich. Vor allem die Jungochsen sehr begehrt, liefern sie doch zartes Fleisch mit feiner Faserung und ansprechender Marmorierung. Noch dazu sind die Murbodner und das Blondvieh robust und eignen sich gut für die Alm- und Weidehaltung.

“Wie wichtig der Erhalt seltener Nutztierrassen ist zeigt sich auch auf emotionaler Ebene. In vielen Regionen bestimmen manche Rassen das Landschaftsbild und prägen die Regionen, wie das Pinzgauer Rind in Salzburg, das Original Braunvieh in Vorarlberg und das Kärntner Brillenschaf in diesem Bundesland. Diese Rassen zu erhalten, bedeutet somit den Charakter der Regionen und ein Stück Kulturgut zu bewahren“, betont Moosbrugger. „Außerdem stellt eine breite Rassenvielfalt eine wichtige genetische Ressource dar. Bedrohte Rassen müssen der gesamten Gesellschaft daher etwas wert sein und ihr Erhalt weiter unterstützt werden”, betont Moosbrugger.

Ausgleichsprämie für geringere Produktivität

Der Umfang der österreichweit geleisteten Abgeltung hat sich seit deren Einführung bis heute vervielfacht. Auch im aktuellen ÖPUL-Programm 2023 wurden die Prämien für Kühe und Stuten wiederum leicht erhöht. Insgesamt fließen in Österreich rund 5,7 Mio. Euro Mittel der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) in den Erhalt seltener Nutztierrassen. Für die Höhe der Abgeltung werden die Rassen in Prämienstufe A oder B eingeteilt. Besonders gefährdete Rassen fallen in Prämienstufe B und betreffen 18 der 27 Rassen. Außerdem gibt es für männliche Tiere eine doppelt so hohe Prämie wie für weibliche. So erhalten Rinderhalter pro Zuchtstier 620 Euro und für Kühe 310 Euro in Prämienstufe B. Für Milchkühe, die unter Leistungskontrolle stehen, gibt es zudem einen Zuschlag von 80 Euro pro Tier und Jahr.

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  • Mangalitza Wollschwein: As13Sys - stock.adobe.com
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AUTORRed. BW
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