Weil der Schlachthof Tönnies in Rheda-Wiedenbrück seine Tätigkeit wieder langsam aufgenommen hat, herrschte ein Aufatmen unter den deutschen Schweinehaltern. Es wird aber noch einige Wochen dauern, bis die Überhänge abgebaut sind. Zum einen, weil es sich um mehrere hunderttausend Schweine handelt, die jetzt überschwer weggeschlachtet werden müssen, und zum anderen, weil die Absatzlage am Fleischmarkt nicht die wünschenswerte Sogwirkung ausübt. Hilfreiche Impulse erwartet man sich nun vom Sommertourismus in deutschen Urlaubsregionen, die heuer stärker als sonst bevölkert sein sollten. Vor diesem Hintergrund fiel die überwiegende Entscheidung im deutschen Preisbildungsmodell auf eine unveränderte Notierung (+/- 0). Auch in den übrigen EU-Ländern wird seitwärts geschrieben, mit einer spürbaren Tendenz Richtung stärkere Fundamentbildung.
In Österreich zeigt sich der Schlachtschweinemarkt ausgewogen bis gut geräumt. Speziell klein- und mittelbetriebliche Schlachtunternehmen ordern kurzfristige Bestellungen, da diese traditionell stark mit den Tourismusgebieten in den alpinen Regionen verknüpft sind. Somit bestätigt sich auch hierzulande die Erwartung, dass heuer der Urlaub in Österreich attraktiver ist als in vorangegangenen Jahren. Die größeren und damit auch stärker vom Export abhängigen Schlacht- und Zerlegebetriebe würden sich ähnliche Impulse am internationalen Markt wünschen. Das durchschnittliche Schlachtgewicht liegt mit knapp über 97 kg am Jahrestiefstpunkt. Ebenso das frische Angebot mit ca. zehn Prozent unter dem Jahresmittelwert. In der Konsequenz konnte die Erzeugerseite an der Ö-Börse ein Plus von drei Cent realisieren.
Preise KW 30/31 (Marktbericht vom 23. Juli 2020):
Mastschweine-Notierungspreis: 1,53 Euro (+0,03)
Berechnungsbasis: 1,43 Euro
Zuchten-Notierungspreis: 1,23 Euro (=)
Berechnungsbasis: 1,13 Euro
Dr. Johann Schlederer