Verschiedene Milchprodukte, kindgerecht portioniert, täglich frisch geliefert: Das Angebot, das regionale bäuerliche Lieferanten den heimischen Schulen und Kindergärten machen, ist im Vergleich zu anderen Ländern in Europa einzigartig. Trotzdem wird es immer weniger genutzt. Allein in Oberösterreich sind vor drei Jahren noch etwa 10.000 Kinder mehr pro Tag mit Schulmilch versorgt worden.
Von 700 auf 560 Einrichtungen innerhalb von drei Jahren
Oft scheitert es am Engagement der Verantwortlichen direkt an den Einrichtungen, in der Folge sind es dann Kostengründe, warum einzelne Schulen von den Schulmilchbauern nicht mehr beliefert werden können. „Vor drei Jahren waren es noch 700 Schulen und Kindergärten, die beliefert worden sind, heuer sind es nur mehr knapp 560 Bildungseinrichtungen“, so Agrarlandesrätin Michaela Langer-Weninger. Nicht zuletzt ist es wohl auch die steigende Anzahl an pflanzlichen Milch Alternativen, die Konsumenten im Bezug auf Kuhmilch verunsichern können. Dabei sind die Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation klar: Kindern werden täglich drei Portionen Milch und Milchprodukte empfohlen, zwei davon aus der „weißen Palette“ (wie Milch, Buttermilch oder Jogurt). Milch liefert hochwertiges Eiweiß, leicht verdauliches Fett und Vitamin B2, zudem stellt sie eine sehr gute Kalziumquelle dar. Auf jeden Fall sei Milch kein Durstlöscher, sondern ein Lebensmittel mit hohem Nährstoffgehalt und als solches besonders wertvoll für jene Kinder, die ohne Frühstück in die Schule kommen, betont Hannes Strobl, der Obmann der Schulmilchbauern in Oberösterreich (siehe unten). Er warnt davor, dass sich die Aktion allmählich verläuft, wenn die Bürokratie mehr wird und sich keine Ansprechpersonen mehr gewinnen lassen. Momentan sind es hierzulande 17 Schulmilchbäuerinnen und -bauern, die einen Beitrag zur direkten Versorgung der Kinder leisten. „Sie sind authentische Botschafter und Vermittler der heimischen Landwirtschaft“, betont LK-Präsident Franz Waldenberger. Für Langer-Weninger sind sie die
„Visitenkarte“ für einen Bereich, der von einer nachhaltigen und regionalen Ernährung bis hin zum Tierwohl reicht. Auch Oberösterreichs Bildungsdirektor Alfred Klampfer spricht sich klar für den Erhalt der Aktion aus, da er die Schulen auch als Raum zum „Vorleben gesunder Lebensweisen“ sieht. Für Schulmilchprodukte ist seit dem vergangenen Schuljahr der maximal zugesetzte Zucker gesetzlich festgelegt (3,5 Prozent), zudem müssen sie frei von Salz, Süßungsmitteln und Geschmacksverstärkern sein.
„Milch ist kein Getränk, sondern ein Lebensmittel mit hohem Nährstoffgehalt.“ hannes strobl
Beispielgebend sind auch die „rPET-Becher“ der Schulmilchbauern, die laufend recycelt werden. Sie sind 2022 mit dem ‚World Packaging Award‘ ausgezeichnet worden.
In der Pause spielt er seine Stärken aus
„Wir tun, was wir können“, sagt Johannes Strobl. Er ist seit 2011 Obmann von Oberösterreichs Schulmilchbauern und als solcher so wie seine 16 Kollegen ständig darum bemüht, Kinder, Eltern, Lehrpersonal und Verantwortliche aus dem Kindergarten und Schulbetrieb für sein Herzensprojekt zu gewinnen. Schulen besuchen, vor Ort erklären, den persönlichen Kontakt herstellen, Verkostungen organisieren. „Einfach zeigen, was dahinter steckt, wie wertvoll Milchprodukte sind“, so der 57 Jährige, „und dass es ohne die Kuh auch die schöne Landschaft nicht gibt.“ Die Aufklärarbeit umfasst auch praktische Details wie den Umgang mit dem Produkt Milch: „Dass man zuerst schüttelt, weil die Milch aufrahmt, und wie man ohne Strohhalm trinkt“, schmunzelt der Vater zweier erwachsener Söhne.
Daheim ist die Familie Strobl am „Aubauernhof“ in St. Lorenz am Mondsee. Auf dem Biobetrieb wird seit 27 Jahren Schulmilch produziert und ausgeliefert. Wenn Schulkinder zu ihm auf den Hof kommen, zeigt er ihnen mit Begeisterung den Weg der Milch. „Da geht es zuerst zum Misthaufen, weil die ganze Sache mit guten Bodenlebewesen und einem guten Boden beginnt“, so der Milchbauer. Sein Betrieb ist auch als „Schaubauernhof“ deklariert und bietet Annehmlichkeiten vom modernen Produktautomaten bis zum Seminarraum. Dass dort in den Pausen auch Milch gereicht wird, versteht sich von selbst.
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