Schmiedtbauers Europablick

Das regelmäßige Update von EU-Abgeordneter Simone Schmiedtbauer aus Brüssel und Straßburg

EU-Abgeordnete Simone Schmiedtbauer FOTO: EU, Paul Gruber

Protest Lebensmitteleinzelhandel

Österreich ist der Feinkostladen Europas. Wir werden nie zu den Größten gehören und streben das auch gar nicht an. Unsere Lebensmittel stellen wir in respektvollem Umgang mit unseren Mitmenschen, unseren Tieren und der Natur her – ressourcenschonend und fair – darauf können wir stolz sein. Doch die Wertschätzung fehlt.

Es ist eine traurige Tatsache, dass bäuerliche Einkommen seit Jahren stagnieren. Durch den enormen Marktanteil der drei größten Lebensmittelketten von rund 85 Prozent entsteht eine Übermacht, die unsere heimischen Landwirtinnen und Landwirte oft mit dem Rücken zur Wand stehen lässt. Steigende Anforderungen und hohe Qualität haben ihren Preis. Wir brauchen die Wertschätzung der Konsumenten genauso wie die des Handels. Wir können es nicht akzeptieren, unsere nachhaltig produzierten Lebensmittel höchster Qualität unter ihrem Wert zu verkaufen. Durch anhaltende Preisschlachten und Aktionen im Lebensmitteleinzelhandel wird unsere tägliche Arbeit teils quasi mit Füßen getreten. Gleichzeitig werden Lebensmittel aus aller Welt importiert, bei denen die Produktions-, Tierwohl- und Umweltstandards unseren Standards stark hinterherhinken.

Das Unverständnis ist zurecht groß, und nicht umsonst haben sich österreichweit 3.300 – und in meiner Heimat rund 300 – Landwirtinnen und Landwirte zum Protest aufgemacht. Die von manchen Handelspartnern betriebene Einkaufs- und Preispolitik läuft klar gegen die Stärkung der Landwirte in der Wertschöpfungskette, die wir aktuell als spezifisches Ziel der neuen Gemeinsamen Agrarpolitik diskutieren. Der Handel muss Umdenken – es geht hier um die Existenzen unzähliger Familien, es geht um den gesamten ländlichen Raum, um den Verlust von Arbeitsplätzen und in weiterer Konsequenz um Abwanderung. Zusätzlich muss eine transparente Herkunftskennzeichnung schnellstmöglich umgesetzt werden. Konsumentinnen und Konsumenten dürfen nicht weiter durch rot-weiß-rote Fähnchen auf Lebensmitteln aus dem Ausland getäuscht werden. Wo Österreich draufsteht, muss auch Österreich drinnen sein. Wem Umwelt- und Klimaschutz am Herzen liegt, der greift mit Hausverstand zu regionalen Produkten. Denn die haben kurze Wege vom Erzeuger zum Verbraucher hinter sich und bestechen obendrein durch Qualität. Wir Landwirtinnen und Landwirte wahren mit unserem Einsatz tagtäglich die Lebensmittelversorgungssicherheit unserer Gesellschaft, pflegen die Kulturlandschaft und sorgen für den Erhalt der Artenvielfalt. Das muss sich im Preis der Lebensmittel widerspiegeln. Das ist mein Anspruch und hier habe ich ein wachsames Auge auf die weiteren Entwicklungen.

 

- Bildquellen -

  • Eu Parlament: EU, Paul Gruber
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