Die Bauernvertreter hatten den Supermarkt-Manager um ein klärendes Gespräch gebeten. Sie fordern faire Einstandspreise für agrarische Erzeugnisse der heimischen Bäuerinnen und Bauern, ein Ende von Preisdumping-Aktionen oder auch eine klare Herkunftsdeklaration von Milch, Fleisch oder Eiern in Eigenmarken-Produkten der Handelsketten. Der SPAR-Chef sieht sich zu Unrecht angegriffen. Er meinte in einem Interview mit der „Presse“, Österreichs Landwirte müssten froh sein, Spar zu beliefern, weil „der heimische Handel zahlt wesentlich höhere Preise, als im Export erzielt werden können.“ Und: „Die allermeisten sind dankbar, wenn sie den österreichischen Lebensmittelhandel bedienen können.“ Diese Aussage wiederum brachte viele Bauern auf die Palme. Strassers scharfe Replik: „Der Spar-Chef verhält sich wie ein Feudalherr, der die Bauern als seine Leibeigenen betrachtet und zum Schweigen bringen will.“
Warum der Protest gegen SPAR?
Anders als die anderen zwei großen Supermarkt-Multis Rewe (Billa, Merkur) oder Hofer habe sich Spar in den bisherigen Gesprächen etwa mit den heimischen Molkereien wenig kooperativ gezeigt, was die Anhebung der Einstandspreise für konventionell erzeugte Produkte angehe. Zuletzt auch am Freitagnachmittag in der SPAR Zentrale in Salzburg. Laut Bauernbund nimmt der enorme wirtschaftliche Druck auf sie den Bauern jeden Spielraum, um weitere Preisnachlässe zu akzeptieren. „Alle außer SPAR Österreich sind, wie uns zugetragen wurde, auf die Molkereien zugegangen und haben Preiserhöhungen für die gesamte Milchpalette akzeptiert, nicht nur für biologisch erzeugte Produkte.“ Nun sei aber „Schluss mit dem Herumdrexeln“, so Strasser: „Mit unserer Protestaktion am Aschermittwoch vor Spar-Zentralen und Filialen in St. Pölten, Maria Saal, Wörgl, Leoben, Oberwart und quer durch Oberösterreich setzen wir ein klares Signal des Unmutes des Bauernbundes gegen die Preispolitik von SPAR.“
Auch NÖ. Bauernbundobmann Stephan Pernkopf bedauert, dass manche Handelsmanager nicht bereit seien, der Landwirtschaft mit fairen Angeboten für deren Produkte und Leistungen zu begegnen. In Niederösterreich formulierte man daher als Protest-Motto „Unser Fleiß hat seinen Preis“, so Direktor Paul Nemecek. Man werde die Bauern sicher nicht allein im Regen stehen lassen. In Oberösterreich wählten Bauernbundobmann Max Hiegelsberger und Direktorin Maria Sauer dagegen gezielt Boykottmaßnahmen vor SPAR-Märken im ganzen Land. Die Vorbereitungen der einzelnen Demos liefen wie in der Steiermark, Kärnten, Tirol, Salzburg und im Burgenland ab dem Wochenende auf Hochtouren.
Was sollen Demos bewirken?
„Bauernproteste in anderen EU-Ländern haben gezeigt, dass große Konzerne nur einlenken, wenn Proteste konkretes Fehlverhalten anprangern und diese etwa durch negative Schlagzeilen und unschöne Bilder in den Medien für die Supermarktketten zu einem Imageverlust oder durch vorübergehende Blockaden ihrer Auslieferungslager und Filialen auch wirtschaftliche Konsequenzen haben. Deshalb richten sich unsere Protestaktionen nur gegen SPAR“, erklärte der Direktor des Österreichischen Bauernbundes, Norbert Totschnig.
Was fordern Bauern konkret?
Der Bauernbund fordert ein Ende der „chronischen Aktionitis“, also der Rabattschlachten mit hochwertigen Lebensmitteln im Lebensmitteleinzelhandel. Totschnig: „Solche Aktionen werden in der Praxis letztlich von den Bauern bezahlt, indem sie niedrigere Einstandspreise etwa für Milch akzeptieren müssen.“ Seit Langem gefordert wird auch die rasche Einführung einer verpflichtenden Herkunftskennzeichnung von Primärzutaten wie Milch, Fleisch oder Eiern per Verordnung in Verarbeitungsprodukten, welche von den Handelsketten oft auch als Eigenmarken angeboten werden.
Was passiert nach der Demo?
Im Bauernbund sieht man die Protestaktionen lediglich als einen ersten Schritt. Strasser: „Damit haben wir den großen Handelsketten gezeigt, dass der Bauernbund abseits seiner politischen Arbeit bereit ist, konkrete negative Entwicklungen im Umgang mit Lieferanten öffentlichkeitswirksam aufzuzeigen.“ Sollte SPAR nicht einlenken, werde man weitere Schritte setzen und sich über die Sozialen Medien oder mit weiteren Protestaktionen lauthals Gehör verschaffen.
Gibt es weitere Verhandlungen?
Dazu Strasser: „Der Bauernbund als politische Interessenvertretung der Bäuerinnen und Bauern führt keine Preisverhandlungen mit dem Handel. Wir werden aber sehr wohl weiter den sachlichen Dialog mit den Vertretern der Handelsketten suchen und mit Daten und Fakten Fehlentwicklungen aus Sicht der Landwirtschaft aufzeigen.“
Bernhard Weber
Bauernbund-Forderungen:
• Keine Rabattschlachten bei hochwertigen Lebensmitteln! Schluss mit Preisdumping auf Kosten der Bäuerinnen und Bauern. Es gibt keinen Rabatt auf Umwelt-, Klima- und Tierschutz.
• „Österreich-Bonus“ für im Inland produzierte Lebensmittel! Mehr Wertschätzung für Österreichs Vorreiterrolle beim Umwelt- und Tierschutz durch eine faire Preisgestaltung. Hohe Standards zu Weltmarktpreisen sind nicht möglich. Österreichs Bäuerinnen und Bauern sind die ersten Betroffenen des Klimawandels und gleichzeitig Teil der Lösung zu dessen Bekämpfung.
• Schluss mit Konsumententäuschung! Aus für rotweißrote Fähnchen und Logos auf Lebensmitteln aus dem Ausland. Es darf nur Österreich draufstehen, wo Österreich drinnen ist. Dazu braucht es eine praxistaugliche, verpflichtende Umsetzung der Primärzutatendurchführungsverordung (für Milch, Fleisch und Eier bei verarbeiteten Lebensmitteln).