Rübe bleibt interessant – wenn der Preis stimmt

Rübenbauern und Agrana haben die Konditionen zur Rübenendabrechnung 2016 fixiert. Die Bauern konnten lediglich das Ergebnis 2015 halten, wiewohl die international steigenden Zuckerpreise auch noch Spielraum nach oben verheißen.

Ernst Karpfinger:
Ernst Karpfinger: “Zucker ist in Europa knapp. Die Preismarke von 500 Euro pro Tonne ist für uns das Signal zu Nachverhandlungen.” ©Rübenbauern
Unser Ziel war ein Preisplus von zwei Euro pro Tonne Rüben für die Endabrechnung 2016, so der Obmann des Rübenbauernbunds für NÖ und Wien, Ernst Karpfinger. Begründet ist diese Forderung in der Entwicklung der Zuckerpreise in der EU und auf dem Weltmarkt. Insbesondere seit Jahresmitte 2016 haben die Verkaufspreise für Quotenzucker in der EU deutlich zugelegt (siehe Grafik). Aufgrund des verhältnismäßig guten Abschlusses 2015 und weil auch andere große Zuckerkonzerne in Europa mit Preiszugeständnissen an die Bauern geizten, blieben für Österreichs Rübenbauern die Abrechnungsmodalitäten für die Ernte 2016 weitgehend unverändert.

Quotenrüben erzielen 31 Euro pro Tonne

Nach mehreren Verhandlungsrunden mit Agrana steht nun fest, dass Quotenrüben der Ernte 2016 mit 31 Euro pro Tonne (t) bezahlt werden (Basis 16 % Zuckergehalt, exkl. MwSt.). Für Industrierüben bezahlt Agrana 25,75 Euro/t. In den angeführten Preisen sind die Saatgutrückvergütung mit durchschnittlich 2,10 Euro/t und die Schnitzelvergütung mit 1,40 Euro/t inkludiert. Bei Quotenrüben wird ein polarisationsabhängiger Aufschlag von 1,21 Euro pro Tonne Rüben bezahlt.Anders als Agrana erwartet Karpfinger in der EU weiter steigende Preise für Quotenzucker. Derzeit sei die Nachfrage nach Zucker auf den Weltmärkten höher als die Erzeugung “Wir werden die Zuckerpreisentwicklung der nächsten Monate sehr genau beobachten”, stellt der Obmann der Rübenbauern fest, und weiter: “Wenn sich unsere Einschätzung bewahrheitet, werden wir eine Nachzahlung einfordern.” Die Preisschwelle, ab der Nachverhandlungen gerechtfertigt wären, sieht Karpfinger bei einem Weißzuckerpreis in der EU von 500 Euro/t. Legitimiert sehen die Rübenbauern diese Forderung durch die Systematik des neuen Abrechnungssystems ab 2017 mit einer Rübenpreis­ableitung vom tatsächlichen Zuckerverkaufserlös über die gesamte Vermarktungsperiode.

Der Zucker bringt das Geld, nicht die billige Rübe

Sorgen bereiten Karpfinger die Ausweitungsbestrebungen beim Rübenanbau insbesondere in Frankreich und Deutschland. Die Absicht ist, über Mengenausweitungen zu besseren Fabriksauslastungen zu kommen. Nicht beachtet werde dabei, welche Zuckermengen der Markt tatsächlich vertrage, so der Obmann der heimischen Rübenbauern. Gegenüber der EU-Zuckerindustrie betont Karpfinger mit Nachdruck: “Der Zuckerpreis bringt den Verdienst, nicht die billige Rübe!” Niemandem sei gedient, beispielsweise mit 25 Prozent Mehranbau zehn Prozent weniger Einkommen zu erzielen. Derzeit scheint kaum jemand diese Logik hören zu wollen. Karpfinger: “Uns fehlt noch die Bauernbefreiung im Kopf. Statt bei schlechten Agrarpreisen mehr zu produzieren, wäre es vernünftiger, die zusätzliche freiwillige Stilllegung im Ausmaß von bis zu fünf Prozent anzunehmen.”

Kontrahierung 2017 hat bereits begonnen

Für die Kontrahierungsversammlungen zum Anbau 2017, die Agrana bereits Anfang Februar gestartet hat, sieht Karpfinger eine vorsichtig positive Stimmungslage. Die bevorstehende Saison ist ja die erste, in der die bisherige Quotenregelung und die bisherige Preisabsicherung nicht mehr gelten. Die von Rübenbauern und Agrana aus diesem Anlass vereinbarte Lieferrechtsaufstockung von 350.000 auf 400.000 Tonnen Weißzucker haben die Landwirte angenommen. Wie berichtet, erhalten die in der Österreichischen Zuckerrübenverwertungsgenossenschaft (Özvg) organisierten Landwirte im Rahmen dieses Mengenkontingents in Zukunft über die Özvg einen Bonus von fünf Euro pro Tonne Lieferrechtsrüben. Auch weitere Wünsche nach zusätzlichen Lieferrechtsaufstockungen konnten teilweise erfüllt werden.

Sehr gutes Ernteergebnis 2016

Die Rübenernte 2016 brachte für Österreichs Rübenbauern “ein sehr gutes Ergebnis”, so Karpfinger. Der Rübenertrag lag knapp unter 81 Tonnen je Hektar. Der Zuckergehalt bei der Übernahme betrug rund 17,6 Prozent. Der durchschnittliche Schmutzabzug für Erde und Kopf betrug knapp 8,5 Prozent. In der Verarbeitung lag der Zuckergehalt an den Schneidmaschinen bei rund 16,9 Prozent, daraus ergibt sich vorab ein Korrekturfaktor von etwa 0,7 Prozent, was dem langjährigen Durchschnitt entspricht. Seitens Agrana haben die beiden heimischen Zuckerfabriken in Tulln und in Leopoldsdorf im Marchfeld nach knapp 142 Tagen Kampagnedauer die Verarbeitung der im Herbst 2016 geernteten Rüben am 28. Jänner beendet.

Zuckerpreis – EU – Weltmarkt

 ©Quelle: Ruebenbauern / EU-Kommission (Stand 26. Jän. 2017)
©Quelle: Ruebenbauern / EU-Kommission (Stand 26. Jän. 2017)

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