Raiffeisenverband Tirol: 2022 war ein Jahr der Bewegung

„Wir macht‘s möglich“: Der genossenschaftliche Gedanke hinter dem Raiffeisenverband ist ein ungebrochen aktuelles Erfolgskonzept. Auch heuer fand der Verbandstag wieder in Innsbruck statt.

Peter Sapl, Hermann Kuenz, Gerhard Mangott, Lisa Spöck, Anton Mattle, Alexander Büchel, Edwin Grubert, Johannes Gstrein, Martin Lorenz, Johannes Rehulka und Christof Splechtna ließen das vergangene Jahr Revue passieren.

Der traditionelle Verbandstag des Raiffeisenverbandes ist ein wichtiger Fixpunkt der Raiffeisenfamilie Tirol und bietet die Möglichkeit zum gegenseitigen Austausch. In diesem Jahr konnte der Verbandstag ohne Einschränkungen durch Corona-Maßnahmen stattfinden. Als Gastredner stand der Politologe und Universitätsprofessor Dr. Gerhard Mangott zur Verfügung. Unter den Ehrengästen befand sich auch Landeshauptmann Anton Mattle.

Erfreuliche Lage in Tirol

„Wir leben zweifellos in außergewöhnlichen Zeiten. Jeder hofft auf die Rückkehr einer Normalität, die es so wahrscheinlich nicht mehr geben wird“, eröffnet Raiffeisenverbands-Obmann Hermann Kuenz die Veranstaltung. „Covid ist aus der allgemeinen Wahrnehmung verschwunden. Neben kaum nachhaltigen Wirtschaftsschäden verbleibt jedoch ein schaler Nachgeschmack. Auch Tod, Armut und Leid in der Ukraine sollten trotz schwindender medialer Berichterstattung nicht in Vergessenheit geraten. Eine extreme Herausforderung bleibt nach wie vor das Thema Energie, ein Wandel Richtung Nachhaltigkeit und unabhängiger europäischer Produktion ist das Ziel“, so Kuenz. Auch die hohe Inflation wurde thematisiert, die eine Debatte rund um staatliche Unterstützungen, sozialpolitische Maßnahmen und explodierende Zinsen ausgelöst habe. Erfreulicher stellt sich die Lage in Tirol dar: Mit 7,9 Prozent verzeichnet Tirol das höchste Wirtschaftswachstum aller Bundesländer. Trotzdem liegt ein intensives Arbeitsjahr hinter den Mitarbeitern des Raiffeisenverbandes, denn im Mittelpunkt sollen stets bestmögliche Dienstleistungen und gute Zusammenarbeit mit den Partnerorganisationen stehen. 

Wirtschaftliche Situation der Genossenschaften

Die Geldgenossenschaften beschäftigt vor allem der Ukraine-Konflikt, aufsichtsbehördliche Maßnahmen wie KIM-Verordnung, der Anstieg des Zinsniveaus sowie die Trendthemen Nachhaltigkeit und Digitalisierung. Ein Umsatz von 317 Millionen Euro konnte von den Warengenossenschaften mit ca. 670 Mitarbeitern erzielt werden. Besonders gefordert ist der landwirtschaftliche Teil. Insgesamt sechs operativ tätige Milchgenossenschaften (fünf davon produzieren Heumilch und Bioheumilch) verarbeiteten 38,2 Millionen Kilogramm Milch und erzielten so einen Umsatz von 34,3 Millionen Euro. Der durchschnittliche Milchpreis lag bei 63,2 Cent brutto.

Unruhige Zeiten stehen den 20 Energiegenossenschaften bevor. Als Nahversorger in verschiedenen Regionen leisten sie jedoch unbestritten einen wichtigen Beitrag zum Umweltschutz durch erneuerbare Energie und schaffen die Möglichkeit von landwirtschaftlichem Einkommen. Die Umsatzentwicklung liegt bei 14,7 Millionen Euro. „Das Management bleibt weiterhin gefordert, Ziel ist die wirtschaftliche Stabilität. Das ist nur gemeinsam möglich und mein Dank gilt allen Beteiligten“, schließt Obmann Kuenz den Bericht der Geschäftsführung.

Eine wichtige Neuerung gibt es auf personeller Ebene. Nach 40 Jahren Engagement tritt Verbandsdirektor Mag. Peter Sapl seine Altersteilzeit an, designierter Nachfolger ist Dr. Alexander Büchel. 

Frauenanteil erhöhen

Weiter im Fokus steht das Thema Diversität: Bis 2025 sollen 25 Prozent der Vorstandsmitglieder weiblich sein. Aus dem Funktionärinnen-Beirat berichtete Lisa Spöck. In der Führungsetage des Bankensektors liegt die Frauenquote aktuell bei 13,7 Prozent. In diesem Jahr gibt es erstmals Zahlen zu Waren- und Milchgenossenschaften: 2,5 Prozent und 1,7 Prozent Frauenanteil entfallen auf diese Sparten. „Wir haben in den letzten Jahren schon viel bewegt und müssen weiter an Bewusstseinsbildung, Vernetzung und Austausch arbeiten“, zeigt sich Lisa Spöck erfreut.

Zukunft aktiv selbst gestalten

Dr. Gerhard Mangott gab in seinem Vortrag „Russlands Überfall auf die Ukraine. Motive, Interessen, Verlauf und Sanktionen“ einen Überblick über die bisherigen Geschehnisse im Ukraine-Konflikt und zeichnete ein wenig erfreuliches Bild. „Russland hat bis jetzt jedes strategische Ziel dieses Angriffs verfehlt. Die Unterstützung war innerhalb der russischen Bevölkerung bis zur partiellen Mobilmachung recht solid, nun dringt der Krieg aber auch in die Haushalte vor. Aktuell glauben beide Parteien an den Sieg und sind somit nicht zu Verhandlungen bereit. Dieser Krieg wird uns noch lange begleiten und bedeutet massive Verwerfungen mit Russland, zumindest solange Putin Präsident bleibt. Es wird auf einen Abnützungskrieg hinauslaufen. Dabei ist Russland nicht so isoliert wie oft dargestellt, denn der globale Süden bewertet die Situation anders. Die Kosten für den Wiederaufbau belaufen sich auf 600 bis 650 Milliarden Dollar und müssen wahrscheinlich von den westlichen Staaten getragen werden“, so Mangott.

Einen großen Dank für das Engagement des Raiffeisenverbandes sprach Landeshauptmann Anton Mattle aus: „Raiffeisen ist seit jeher ein wesentlicher Partner für die Bevölkerung. Ein starkes ‚Wir‘ zwischen Männern und Frauen, 203 Mitgliedsbetrieben und 131.000 Mitgliedern wird es auch in Zukunft brauchen. Der Raiffeisenverband steht für Vertrauen, Sicherheit und Regionalität. Momentan läuft die Wirtschaft, aber das ist keine Selbstverständlichkeit, sondern eine gemeinsame Leistung. Deshalb gilt: Wir sollten die Zukunft weiterhin aktiv selbst gestalten, bevor uns diese Aufgabe jemand abnimmt.“

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  • Raifverbtag2023 201: RV Tirol/Franz Oss
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AUTORRed. JS
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